Samstag, 13. Februar 2021

Thomas Bernhard - der Provokateur

Thomas Bernhard


Der österreichische Schriftsteller Thomas Bernhard zählt zu den bedeutendsten deutschsprachigen Autoren der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Seine Bücher sind kontinuierlich auch in den großen Verlagshäusern in Amerika, in Frankreich, in Italien erschienen und wurden in alle Kultursprachen der Welt übersetzt. Seine Theaterstücke beeinflussen seit zwanzig Jahren in hohem Maße das Theater in Europa.

Sein Weltruhm ist heute unbestreitbar: Klassiker der Weltliteratur, weltberühmter Dramatiker, polarisierender Skandalautor - all diese Prädikate hat man dem 1989 verstorbenen österreichischen Schriftsteller Thomas Bernhard schon verliehen.

Doch ein Schriftsteller wollte er nicht sein, vielmehr "jemand, der schreibt". Zugleich begriff er sich als "Geschichtenzerstörer" und "Übertreibungskünstler", wurde von andern als "Misanthrop" oder "Alpen-Beckett" charakterisiert. Eines steht bei solch unterschiedlichen Ansichten fest: Bernhards Werke, die Prosa wie die Dramen, zählen unbestritten zur Weltliteratur und sind in annähernd 50 Sprachen auf dem Erdball übersetzt worden.

Thomas Bernhard ist einer der streitbarsten, umstrittensten und bedeutendsten Schriftsteller der jüngeren Vergangenheit. Das ungewünschte Kind, als Außenseiter geboren und vom Großvater zu Idealisierung der Einzelgängerrolle erzogen, durch die Krankheit um die Sängerlaufbahn gebracht und als Gerichtsreporter eines Salzburger Provinzblättchens zur Randerscheinung im Schreibgewerbe gestempelt, schwang sich zum bestgehaßten und berühmtesten Schriftsteller und Dramatiker seines Landes auf. Seine Stellung im österreichischen Kulturbetrieb lässt sich folgend charakterisieren: Er wurde der negative Staatsdichter Österreichs.

Thomas Bernhard war der Geist, der stets verneint und seine Stücke waren und sind der Ausdruck seiner berühmten Misanthropie und des Bernhardschen Markenartikels "Menschenhass". Seine Werke sind aus dem Gefühl aus erfahrenem Unrecht und tiefer Verletzung in dunkler Zeit entstanden. Thomas Bernhard, der große Verneiner, wurde zu eine unbequemem Störenfried im eher beschaulichen Literaturbetrieb seines Heimatlandes Österreich, welches ihn mit einer innigen Hassliebe verbinden sollte.

Es ist das jugendliche Schicksal, welches ihn als Persönlichkeit geprägt hat und zum Literaten werden ließ. Der lebensgeschichtliche Hintergrund seiner Romane und Dramen ist ein nicht gewöhnliches Unglück: Jugend in Krieg und Nachkriegszeit, frühe Verlassenheit, erniedrigende Armut, lebensbedrohende Krankheit und in dieser Misere zugleich ein vom Großvater am Enkel durchexerziertes künstlerisches Erziehungsprogramm, das sind Elemente und der Stoff der Biographie eines Autors, der die Literatur souverän zum Mittel seiner Selbstbehauptung machen konnte.

Das Feuilleton wurde nicht müde im Erfinden immer neuer Begriffe, um Thomas Bernhard zu beschreiben. Als "Alpen-Beckett" wurde er bezeichnet und einen "Meister der Suada" sah man in ihm. Nur wenige haben so grandiose Hasstiraden auf Österreich verfasst wie Bernhard und keiner provozierte bei Preisverleihungen die Laudatoren wie er. Gerecht wurden die Feuilletonisten trotz wohlklingender Beschreibungen dem Autor allerdings nicht, denn der Egozentriker Bernhard war stets nur der Mittelpunkt seines eigenen Zentralkosmos!

»Meine Triebfeder ist, das zu schreiben, von dem niemand spricht.«

In all seinen Werken spiegeln sich sowohl gesellschaftliche Zustände als auch persönliche Erlebnisse.
Thomas Bernhard war ein Schriftsteller, der sein eigenes Leben zur Dichtung gemacht hat und seine Erfahrung zum Mittelpunkt seiner Stücke erhoben. Daraus entstanden ist eine Dichtung mit Hang zur Erregung. Aus seinen Werken strömte stets die Erregung über die Zustände in seinem Heimatland. Und von der Erregung zum Skandal ist es nicht weit.

Der Autor war immer für einen gut kalkulierten Skandal gut, denn er war auch ein geschickter Meister der Kunst der Erregung öffentlichen Ärgernisses. Der Skandal war Teil seiner Inszenierung, selten jedoch Inhalt seiner Werke. Skandale haben das Werk und das öffentliche Auftreten Bernhards durch Jahrzehnte begleitet. Die Veröffentlichung seines Romans »Holzfällen« hatte bereits für einen Eklat gesorgt und die Inszenierung seines Stückes »Heldenplatz« war begleitet von heftigen öffentlichen Protesten.

Bis heute wird Thomas Bernhard mit dem Attribut "Skandalautor" bedacht, doch wird man Bernhard mit diesem Attribut nicht gerecht, denn er war eher ein ironischer und zuweilen auch sarkastischer Übertreibungskünstler. Bernhards Werke waren ein Spiegel der Gesellschaft, welcher der Gesellschaft den Spiegel vorgehalten hat. Nur allzu oft assoziiert man mit dem Namen weniger seine Werke als die damit begleitenden Skandale. Diese sollten schließlich in den Vorgängen rund um die Uraufführung des Stückes »Heldenplatz« im Jahr 1988, wenige Wochen vor dem Tod des Autors, gipfeln.

Thomas Bernhard war ein Provokateur, der mit spitzer Feder und mit Verve gegen die Verhältnisse in seinem Heimatland angeschrieben hat. Mit der Gesellschaft sich steigernd stets kollidierend, brachte er es bis zum Staatsverächter. Der Staatsverächter Thomas Bernhard nahm in Österreich die Auseinandersetzung mit seinem Herkunftsland in der Tradition der Kritik von Karl Kraus auf. Beide haben Staatsverachtung recht kunstvoll als literarisches Programm praktiziert.

Bernhard ist ein virtuoser Beschimpfungskünstler, welcher die Beschimpfung zur Kunstform erhoben hat. Mit schöner Regelmäßigkeit vermochte er die Gesellschaft vor den Kopf zu stoßen, er brachte die Verhältnisse zum Tanzen. Die Premieren seiner berühmten Theaterstücke bis hin zu seinem letzten Erfolg »Heldenplatz« lösten verlässlich frenetischen Beifall und wüste Beschimpfungen aus. „Mit der Kälte nimmt die Klarheit zu“, hatte er einmal gesagt, aber dieser Kälte wollte sich nicht jeder aussetzen.


Biografien:

Zu Thomas Bernhard - Thomas Bernhard-Portal www.thomasbernhard.at

Thomas Bernhard-Biografie - www.dieterwunderlich.de

Thomas Bernhard-Biografie - www.die-biografien.de



Weblinks:

Thomas Bernhard-Zitate - www.die-zitate.de


Über Thomas Bernhard schimpft man nicht mehr - www.nzz.ch


Blog-Artikel:

Thomas Bernhard 80. Geburtstag

Thomas Bernhard der große Verneiner

Thomas Bernhard - Suche

Dienstag, 9. Februar 2021

Thomas Bernhard 90. Geburtstag

Thomas Bernhard

Thomas Bernhard wurde vor 90 Jahrem am 9. Februar 1931 als unehelicher Sohn im niederländischen Heerlen bei Maastricht geboren.

Thomas Bernhard war einer der berühmtesten Stückeschreiber seiner Zeit und ein Wüterich, der in unermüdlichem Schaffenszorn Weltliteratur schrieb. Er war ein überaus vielschichtige Gestalt: Polarisierender Skandalautor, weltberühmter Dramatiker, österreichisches Phänomen - all das und noch viel mehr war Thomas Bernhard.

Der Schriftsteller zählt zu den bedeutendsten deutschsprachigen Autoren der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Seine Bücher sind kontinuierlich auch in den großen Verlagshäusern in Amerika, in Frankreich, in Italien erschienen und wurden in alle Kultursprachen der Welt übersetzt. Seine Theaterstücke beeinflussen seit zwanzig Jahren in hohem Maße das Theater in Europa.

Klassiker der Weltliteratur, weltberühmter Dramatiker, polarisierender Skandalautor: all diese Prädikate hat man dem 1989 verstorbenen österreichischen Schriftsteller Thomas Bernhard schon verliehen. Er gehört zu den grossen Autoren dieses Jahrhunderts und gilt als ein Autor von Weltrang.

Sein Weltruhm ist heute unbestreitbar: Klassiker der Weltliteratur, weltberühmter Dramatiker, polarisierender Skandalautor - all diese Prädikate hat man dem 1989 verstorbenen österreichischen Schriftsteller Thomas Bernhard schon verliehen.

Doch ein Schriftsteller wollte er nicht sein, vielmehr "jemand, der schreibt". Zugleich begriff er sich als "Geschichtenzerstörer" und "Übertreibungskünstler", wurde von andern als "Misanthrop" oder "Alpen-Beckett" charakterisiert. Eines steht bei solch unterschiedlichen Ansichten fest: Bernhards Werke, die Prosa wie die Dramen, zählen unbestritten zur Weltliteratur und sind in annähernd 50 Sprachen auf dem Erdball übersetzt worden.

Thomas Bernhard ist einer der streitbarsten, umstrittensten und bedeutendsten Schriftsteller der jüngeren Vergangenheit. Das ungewünschte Kind, als Außenseiter geboren und vom Großvater zu Idealisierung der Einzelgängerrolle erzogen, durch die Krankheit um die Sängerlaufbahn gebracht und als Gerichtsreporter eines Salzburger Provinzblättchens zur Randerscheinung im Schreibgewerbe gestempelt, schwang sich zum bestgehaßten und berühmtesten Schriftsteller und Dramatiker seines Landes auf. Seine Stellung im österreichischen Kulturbetrieb lässt sich folgend charakterisieren: Er wurde der negative Staatsdichter Österreichs.

Thomas Bernhard war der Geist, der stets verneint und seine Stücke waren und sind der Ausdruck seiner berühmten Misanthropie und des Bernhardschen Markenartikels "Menschenhass". Seine Werke sind aus dem Gefühl aus erfahrenem Unrecht und tiefer Verletzung in dunkler Zeit entstanden. Thomas Bernhard, der große Verneiner, wurde zu eine unbequemem Störenfried im eher beschaulichen Literaturbetrieb seines Heimatlandes Österreich, welches ihn mit einer innigen Hassliebe verbinden sollte.

Es ist das jugendliche Schicksal, welches ihn als Persönlichkeit geprägt hat und zum Literaten werden ließ. Der lebensgeschichtliche Hintergrund seiner Romane und Dramen ist ein nicht gewöhnliches Unglück: Jugend in Krieg und Nachkriegszeit, frühe Verlassenheit, erniedrigende Armut, lebensbedrohende Krankheit und in dieser Misere zugleich ein vom Großvater am Enkel durchexerziertes künstlerisches Erziehungsprogramm, das sind Elemente und der Stoff der Biographie eines Autors, der die Literatur souverän zum Mittel seiner Selbstbehauptung machen konnte.

Das Feuilleton wurde nicht müde im Erfinden immer neuer Begriffe, um Thomas Bernhard zu beschreiben. Als "Alpen-Beckett" wurde er bezeichnet und einen "Meister der Suada" sah man in ihm. Nur wenige haben so grandiose Hasstiraden auf Österreich verfasst wie Bernhard und keiner provozierte bei Preisverleihungen die Laudatoren wie er. Gerecht wurden die Feuilletonisten trotz wohlklingender Beschreibungen dem Autor allerdings nicht, denn der Egozentriker Bernhard war stets nur der Mittelpunkt seines eigenen Zentralkosmos!

Thomas Bernhard war ein Schriftsteller, der sein eigenes Leben zur Dichtung gemacht hat und seine Erfahrung zum Mittelpunkt seiner Stücke erhoben. Daraus entstanden ist eine Dichtung mit Hang zur Erregung. Aus seinen Werken strömte stets die Erregung über die Zustände in seinem Heimatland. Und von der Erregung zum Skandal ist es nicht weit.

Der Autor war immer für einen gut kalkulierten Skandal gut, denn er war auch ein geschickter Meister der Kunst der Erregung öffentlichen Ärgernisses. Der Skandal war Teil seiner Inszenierung, selten jedoch Inhalt seiner Werke. Skandale haben das Werk und das öffentliche Auftreten Bernhards durch Jahrzehnte begleitet. Die Veröffentlichung seines Romans »Holzfällen« hatte bereits für einen Eklat gesorgt und die Inszenierung seines Stückes »Heldenplatz« war begleitet von heftigen öffentlichen Protesten.

Bis heute wird Thomas Bernhard mit dem Attribut "Skandalautor" bedacht, doch wird man Bernhard mit diesem Attribut nicht gerecht, denn er war eher ein ironischer und zuweilen auch sarkastischer Übertreibungskünstler. Nur allzu oft assoziiert man mit dem Namen weniger seine Werke als die damit begleitenden Skandale. Diese sollten schließlich in den Vorgängen rund um die Uraufführung des Stückes »Heldenplatz« im Jahr 1988, wenige Wochen vor dem Tod des Autors, gipfeln.

Thomas Bernhard war ein Provokateur, der mit spitzer Feder gegen die Verhältnisse in seinem Heimatland angeschrieben hat. Der Staatsverächter Thomas Bernhard nahm in Österreich die Auseinandersetzung mit seinem Herkunftsland in der Tradition der Kritik von Karl Kraus auf. Beide haben Staatsverachtung als literarisches Programm praktiziert.

Bernhard ist ein Beschimpfungskünstler, welcher die Beschimpfung zur Kunstform erhoben hat. Mit schöner Regelmäßigkeit vermochte er die Gesellschaft vor den Kopf zu stoßen, er brachte die Verhältnisse zum Tanzen. Die Premieren seiner berühmten Theaterstücke bis hin zu seinem letzten Erfolg »Heldenplatz« lösten verlässlich frenetischen Beifall und wüste Beschimpfungen aus. „Mit der Kälte nimmt die Klarheit zu“, hatte er einmal gesagt, aber dieser Kälte wollte sich nicht jeder aussetzen.

Ob Thomas Bernhard Prosa oder ein Theaterstück geschrieben hat, immer haben sein Plädoyer gegen den Nationalsozialismus, seine Angriffe gegen sein ungeliebtes Heimatland Österreich im Mittelpunkt gestanden. Ganz besonders in seinem Theaterstück »Heldenplatz«, dem wohl umstrittendsten, dem bekämpftesten Werk von Thomas Bernhard.

Wer Thomas Bernhard kennt und seine Werke liest, der weiß von seinen Schimpftriaden über Systeme und Politik. In diesem Werk hat er die österreichische Gesellschaft - und speziell die Wiener, die Politik, den Antisemitismus - aufs Korn genommen und zur Zielscheibe seiner Tirade gemacht.

Für seine Leserinnen und Leser aber war er weit mehr als ein unbequemer österreichischer Dichter; er war für sublimere Gemüter eine Art Realitätenvermittler und – ja, das war er auch – ein moralische Instanz, die mit jedem neu erschienenen Roman oder Theaterstück seine geliebte Heimat Österreich wieder einmal schonungslos und klar kritisierte und sezierte. Das gefiel nicht jedem seiner Landsleute.

Biografien:

Zu Thomas Bernhard - Thomas Bernhard-Portal www.thomasbernhard.at

Thomas Bernhard-Biografie - www.dieterwunderlich.de

Thomas Bernhard-Biografie - www.die-biografien.de



Weblinks:

Thomas Bernhard-Zitate - www.die-zitate.de


Über Thomas Bernhard schimpft man nicht mehr - www.nzz.ch


Blog-Artikel:

Thomas Bernhard 80. Geburtstag

Thomas Bernhard der große Verneiner

Fjodor Dostojewski 140. Todestag

Fjodor Dostojewski


Der russische Nationaldichter Fjodor Dostojewski starb vor 140 Jahren am 9. Februar 1881 in Sankt Petersburg.

Fjodor Dostojewski war ein berühmter russischer Dichter, Essayist und meisterhafter Erzähler des 19. Jahrhunderts. Über Dostojewskis Leben und seinem geistigen Schaffen liegt etwas von der tiefen Tragik einer zwiespältigen Menschnenatur. Seine literarischen Werke ergründen die menschliche Psyche in dem Kontext einer problematischen politischen, sozialen und spirituellen Atmosphäre.

Dostojewskis Romane entstammen aus eigenem Erleben, er lebte den Stoff für seine Romane vor. Fast ausnahmslos handeln sie von Menschen in beengten und bedrängten Verhältnisse, wie er sie selbst ein Leben lang erleidet.



Dostojewski war ein meisterhafter Gestalter des menschlichen Seelenlebens, der vor allem schwierig und außenseiterisch veranlagte Menschen schildert, wie z.B. Verbrecher, Spieler, Wüstlinge, Gottesleugner und Gottsucher.

Seine Werke entstammen dem tiefen Einblick und das Verständnis des menschlichen Seelenlebens. In seinen Werken, die teilweise stark auf eigenes Erleben zurückgreifen, schildert er gleichermassen treffend die äußere Wirklichkeit und komplizierte seelische Vorgänge.

Im Jahr 1846 veröffentlichte er seinen Debütroman »Arme Leute«. Bald darauf wird der als Genie Gefeierte wegen missliebiger politischer Umtriebe verhaftet und zum Tode verurteilt. Er wurde jedoch nur zum Schein hingerichtet und für vier Jahre nach Sibirien verbannt.

Der Roman »Aufzeichnungen aus einem Totenhaus« (1860) schildert das Leben in einer sibirischen Strafkolonie und das Ringen der Insassen um einen Rest an Würde in einem brutalen, menschenverachtenden Umfeld. In diesem Buch spiegelte Dostojewski eigene Erlebnsisse während seiner Verbannung in Sibirien in den Jahren 1850 bis 1854 wieder.

Gemeinsam mit seinem Bruder gründete er 1860 die Zeitschrift »Zeit« (»Wremja«), in der im darauf folgenden Jahr sein Roman »Erniedrigte und Beleidigte« erschien. Bereits 1863 jedoch fiel die »Zeit« wegen eines vermeintlich anti-patriotischen Beitrags der Zensur zum Opfer und wurde verboten.

Später reiste der mittellose Dichter rastlos quer durch Europa. Im Zustand finanzieller Nöte diktierte er 1866 in rasender Eile seinen meisterhaften Roman »Schuld und Sühne«.

Die Brüder Karamasow

Zu seinem berühmtesten Meisterwerken des grossen Seelendichters gehören »Die Brüder Karamasow«, die Autobiographie »Aufzeichnungen aus einem Totenhaus«, die Romane »Schuld und Sühne«, »Böse Geister«, »Der Idiot« und »Der Spieler«.

1866 erschien der erste große Roman von Fjodor Dostojewski »Schuld und Sühne«, in älteren Übersetzungen auch »Raskolnikow«, in neueren »Verbrechen und Strafe«.

Schuld und Sühne

Der Roman »Schuld und Sühne« ist einer der größten psychologischen Romane der Weltliteratur, in dem die Entwicklung eines Mannes zum Mörder geschildert wird. Der Roman handelt von einem halbwüchsigen Mann, der glaubt einen Mord verüben zu dürfen, weil er sich für skrupellos und moralisch überlegen hält. Sein Romanheld Raskolnikow glaubt, er sei ein Übermensch und stehe über dem Gesetz. Der Roman ist deprimierend und grausam, insbesondere was die elenden Lebensbedingungen der einfachen Menschen in der frühkapitalistischen Zeit um 1860 in Petersburg betrifft.

1868 erschien sein zweites Großwerk, »Der Idiot«, der die Geschichte des Fürsten Myschkin, der aufgrund seiner Güte, Ehrlichkeit und Tugendhaftigkeit in der St. Petersburger Gesellschaft scheitert.

1872 schrieb er seinen Roman »Die Dämonen«, in dem er radikale Positionen vertrat. Anschließend widmete er sich vor revolutionsträchtigem Hintergrund dem Kampf gegen den Sozialismus und für eine christliche Erneuerung Russlands.

Sein vierter großer Roman »Der Jüngling« entstand 1875 bei einem Kuraufenthalt in Bad Ems an der Lahn. In dem Roman begibt sich der Held, ein trauriger Halbwüchsling, infolge seelischer Unausgeglichenheit auf Selbstfindungskurs und sucht eine Richtschnur für sein Verhalten.

1880 veröffentlichte der meisterhafte Erzähler seinen letzten großen Roman »Die Brüder Karamasow«.



Dostojewski schrieb seine Gedichte unter den Bedingungen der Zensur des Zaren. Der Autor verwandte in seinen Romanen stets sprechende und einprägsame Namen, so ist seine Romanfigur Karamasow eine Wortschöpfung aus dem russischen Wort kara=Strafe und masat=beschmieren.

Der russische Nationaldichter Fjodor Dostojewski wurde am 11. November 1821 als Sohn eines Arztes in Moskau geboren.


Weblinks:

Fjodor Dostojewski-Biografie - Biografien-Portal - www.die-biografien.de

Fjodor Dostojewski-Zitate - Zitate-Portal - www.die-zitate.de



Samstag, 6. Februar 2021

»Bad Regina« - der morbide Charme des Zerfalls


»Bad Regina« ist ein Roman von David Schalko - eine bitterböse und urkomische literarische Fantasie und - wie bei Thomas Manns Roman »Der Zauberberg« eine sehr feinsinnige Zeidiagnose über den Untergang Europas mit realem Hintergrund einer verlassenen Touristenhochburg - einem heruntergekommen Nobelort früherer Tage.

David Schalko erzählt keine Geschichte über die Strukturkrise einer gefallenen Touristenhochburg, sondern eine Parabel auf eine müde Gesellschaft, der die Felle davonschwimmen, auf denen sie es sich bequem gemacht hat.

In »Bad Regina«“ entwirft David Schalko eine faszinierende Geisterwelt, in der nicht nur die Bauwerke, sondern auch die wenigen verbliebenen Bewohner wankende Ruinen der Vergangenheit sind. Ein bitterböser und gleichzeitig urkomischer Roman über ein Europa, das immer und immer wieder moralisch versagt – und über dessen Zukunft nun andere entscheiden.

Nur noch wenige Menschen leben in Bad Regina, einem einst glamourösen Touristenort in den Bergen, starren auf die Ruinen ihres Ortes und schauen sich selbst tatenlos beim Verschwinden zu. Denn ein mysteriöser Chinese namens Chen kauft seit Jahren für horrende Summen ihre Häuser auf – nur um sie anschließend verfallen zu lassen. Als er auch noch das Schloss des uralten örtlichen Adelsgeschlechts erwerben will, entschließt sich Othmar, der von Gicht geplagte ehemalige Betreiber des berühmtesten Party-Clubs der Alpen, herauszufinden, was es mit diesem Chen auf sich hat und was dieser mit Bad Regina vorhat. Dabei erleben Othmar und die verbliebenen Einwohner eine böse Überraschung.

David Schalko erzählt keine Geschichte über die Strukturkrise einer gefallenen Touristenhochburg, sondern eine Parabel auf eine müde Gesellschaft, der die Felle davonschwimmen, auf denen sie es sich bequem gemacht hat.

Schalko hatte beim Schreiben des Romans das verlassene Bad Gastein im Kopf. Der aufkommende Winter-Tourismus nach dem Krieg führte dazu, daß Bad Gastein zu einem verlassenen Ort wurde. Bad Gastein hatte nur Hotels für Sommergäste.

Das schöne "Bad Regina" ist längst nicht mehr, was es einmal war. Touristenströme kamen einst. Heute wohnen weniger als 50 Leute im Ort und nur ein Kind gibt es hier. Ausgerechnet ein Chinese kauft allesim Ort auf was zu haben ist. Und Othmar schaut zu und weiß, dass bald Schluss sein wird in "Bad Regina".

Othmar, der sonderbare Held dieses Abgesangs auf Europa und womöglich eine ganze Epoche und die restlichen Protagonisten, sie jammern mich und sie jammern mich deshalb, weil ich ihr Gejammer nur zu gut aus dem eigenen realen Alltag kenne. Wer kann nicht ein Lied davon singen, dass früher alles besser war.

Eine Geisterstadt im Herzen der Alpen, ein mysteriöser chinesischer Immobilientycoon, der alles aufkauft und verfallen lässt, und 46 Verbliebene, die beschließen, den Kampf aufzunehmen – mit »Bad Regina« ist David Schalko eine brillante literarische Allegorie auf einen sterbenden Kontinent gelungen. Verstörend, grotesk, morbide, komisch – und äußerst spannend.

David Schalko hat ein lesenswertes Buch zur passenden Situation geschrieben. Manchmal wirkt die Story komisch und eigenartig, manchmal gibt es neben allem Weltuntergang gibt es hier auch echte Lebensweisheiten zu lesen.

Literatur:

Bad Regina Bad Regina von David Schalko

Weblink:

"Bad Regina": David Schalkos bitterböser Roman - www.ndr.de

Thomas Bernhard-Zitat: An jeder Ecke ein Nazi


Thomas Bernhard

An jeder Ecke /
dreht es einem den Magen um /
Wo ein Wald war /
ist eine Schottergrube /
wo eine Wiese war /
ist ein Zementwerk /
wo ein Mensch war /
ist ein Nazi.

Thomas Bernhard (1931 - 1989)

Samstag, 30. Januar 2021

Adelbert von Chamisso 240. Geburtstag

Adelbert von Chamisso


Adelbert von Chamisso wurde vor 240 Jahren am 30. Januar 1781 geboren. Adelbert von Chamisso war ein deutscher Dichter und Naturforscher.

Der Erzähler und Lyriker wurde als Louis Charles Adélaide de Chamisso de Bouncourt auf Schloss Boncourt in der Champagne geboren. Die Familie des späteren Künstlers floh während der französischen Revolution nach Deutschland.

In den Jahren 1815 bis 1818 umsegelte Chamisso die Welt. Nach seiner Rückkehr war er im Botanischen Garten in Berlin tätig, später leitete er das dortige Herbarium.

Neben seinen Studien als Naturforscher betätigte er sich als Schriftsteller. Er schrieb der Romantik nahestehende, volkstümliche Balladen und Erzählungen. Berühmt machte ihn "Peter Schlemihls wundersame Geschichte" (1814).

Adelbert von Chamisso starb am 21. August 1838.

Dienstag, 26. Januar 2021

Achim von Arnim 240. Geburtstag

Achim von Arnim

Achim von Arnim - eigentlich Karl Joachim Friedrich Ludwig von Arnim - wurde vor 240 Jahren am 26. Januar 1781 in Berlin geboren. Achim von Arnim war ein deutscher Schriftsteller der Romantik. Neben Clemens Brentano und Joseph von Eichendorff gilt er als ein wichtiger Vertreter der Heidelberger Romantik.

Arnims Mutter starb bei seiner Geburt, der Vater übergab das Kind der Schwiegrmutter, die ihm eine großbürgerliche Erziehung in Berlin ermöglichte. Er studierte erst Rechtswissenschaften, später Mathematik und Physik.

Arnim unternahm von 1801 bis 1804 eine Bildungsreise quer durch Europa zusammen mit seinem Bruder Carl Otto. 1802 begegnete er in Frankfurt erstmals seiner späteren Frau Bettina und bereiste zusammen mit Brentano den Rhein. Ende 1802 besuchte er auf Schloss Coppet Frau von Staël und 1803 traf er in Paris erstmals mit Friedrich und Dorothea Schlegel zusammen. In diesem Jahr reiste Arnim weiter nach London und blieb bis Sommer 1804 in England und Schottland.

Clemens Brentano Nach seiner Rückkehr entwarfen Arnim und Brentano erste konkrete Pläne zur Herausgabe einer Volksliedersammlung, die schließlich 1805 unter dem Titel »Des Knaben Wunderhorn« erschien. Arnim ging mit Goethe in Weimar die gesammelten und teils von Arnim und Brentano stark bearbeiteten Lieder der Sammlung durch.

Des Knaben Wunderhorn Arnim zog 1808 nach Heidelberg, Clemens Brentano folgte ihm und dort vollendeten sie ihre Arbeit an der Volksliedersammlung. Der zweite und dritte Band des Wunderhorns erschien und außerdem schrieb Arnim Aufsätze für die Heidelbergischen Jahrbücher. In dem Kreis von Romantikern um Joseph Görres, der der Heidelberger Romantik ihren Namen verdankt, gab Arnim die Zeitung für Einsiedler heraus, an der neben Brentano, Görres und den Brüdern Grimm auch Tieck, Friedrich Schlegel, Jean Paul, Justinus Kerner und Ludwig Uhland mitarbeiteten.

Bettina von Arnim 1810 verlobte sich Arnim mit Bettina, das Paar heiratete am 11. März 1811. Achim von Arnim war mit Bettina von Arnim verheiratet und das berühmte Dichterpaar führte eine ungewöhnlichen Ehe. Die Arnims hatten sieben Kinder. Das Paar lebte meist getrennt, sie in Berlin, er auf seinem Gut Wiepersdorf.

Beide waren keine einfachen Menschen, sie die kindliche, Goethe verehrenden Bürgertochter aus Frankfurt, er der naturliebende Junker vom Lande. Nach der Geburt von sieben Kindern trennen sie sich räumlich, weil Bettina es auf dem Land einfach nicht aushielt. Sie brauchte das bunte Leben in der Stadt, während Arnim das Leben als Landjunker vorzog. Doch sie blieben in Liebe verbunden, tauschen sich aus, besuchen sich und als Arnim nach knapp 20 Jahren Ehe starb, war Bettina unglaublich traurig.

Es war eine der großen Liebesgeschichten der deutschen Romantik: Bettine Brentano und Achim von Arnim. Ihre Ehe dauerte von 1811 bis 1831 und verband zwei eigenwillige, gegensätzliche Gefühlsmenschen in einer höchst modern anmutenden Melange aus Zärtlichkeit und Konflikten, idealistischen Höhenflügen und profanen Sachzwängen.

Bald nach der Hochzeit reisten sie gemeinsam nach Weimar, um Goethe zu besuchen. Ein heftiger Streit Bettinas mit Goethes Frau Christiane führte zu einer lebenslangen Entfremdung zwischen Goethe und Arnim. 1813 während der Befreiungskriege gegen Napoleon befehligte Arnim als Hauptmann ein Berliner Landsturmbataillon.

Achim von Arnim engagierte sich in der »Deutschen Tischgesellschaft« und hielt eine Rede gegen die Juden, provozierte seinen Rauswurf bei Sara Levy und eine Prügelei mit Moritz Itzig. Bei Achim von Arnim verdichten sich Klischees des Judenhasses mit politischen Problemen der Zeit und seiner tief empfundene „Schmach“, die Furcht vor der Abhängigkeit von seiner Frau, zum Hass auf die Juden. Mit Schaudern kann man heute feststellen, dass niemand aus dem prominenten Kreis von Schleiermacher über Brentano bis Kleist hier ein Veto eingelegt hat.

Kurz nach dieser Rede verließen die von Armins Berlin für ein halbes Jahr, um Gras über die Sache wachsen zu lassen. Achim von Armin hatte sich nicht nur unmöglich gemacht, er war auch pleite und konnte sich das Leben in Berlin nicht leisten. Bettine lebte in Berlin und Achim in Wiepersdorf.

Zu seinen wichtigsten Veröffentlichungen gehört die Sammlung von Volksliedern "Des Knaben Wunderhorn" (1806-1808), die er zusammen mit Clemens von Brentano herausgab. Als ein Hauptvetreter der Romantik ist sein Werk von einer Rückbesinnung auf den deutschen Geist geprägt. Ein Beispiel für dieses Versinken in nationale und religiöse Identitäten ist der historische Roman "Die Kronenwächter" (1817), der sich durch eine neue Form der dichterischen Erzählung auszeichnet.

Achim von Arnim starb am 21. Januar 1831 in Wiepersdorf, Kreis Jüterbog-Luckenwalde.


Literatur:

Des Knaben Wunderhorn
Des Knaben Wunderhorn
von Clemens Brentano


Biografier:

»Bettine und Achim von Arnim: Die Geschichte einer ungewöhnlichen Ehe«

Bettine und Achim von Arnim: Die Geschichte einer ungewöhnlichen Ehe von Hildegard Baumgart

Weblinks:

Literatur von und über Achim von Arnim im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek

Werke von und über Achim von Arnim in der Deutschen Digitalen Bibliothek

  • Werke von Achim von Arnim im Projekt Gutenberg-DE

    Von Volksliedern. An Herrn Kapellmeister Reichardt. Dr. Rudolf Brandmeyer, abgerufen am 18. Dezember 2012.

    Kommentierte Linksammlung der Universitätsbibliothek der FU Berlin (Memento vom 11. Oktober 2013 im Webarchiv archive.today) (Ulrich Goerdten)

    Aufsätze zu Achim von Arnim im Goethezeitportal