Literatenwelt ist ein Literatur-Blog, der dem Leser interessante Einblicke und Neuigkeiten aus der Welt der Literatur und der Literaten bietet.
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Ich bin zuweilen wie ein wilder Mann,
Der Götter höhnt und laute Nächte lang
Mit rohen Kameraden zechen kann
Und dem schon mancher scharfe Witz gelang.
Ich bin zuweilen wie ein schwaches Kind,
Das ohne Schuld krank wurde und verdarb,
Und dessen Lächeln ungeboren starb.
Und dessen Träume voll von Engeln sind.
»Sonderling« von Hermann Hesse
Hermann Hesse ist entschiedener und engagierter Anwalt des Individuums und des Innenlebens in einer immer schnellebiger werdenden Gesellschaft, die ihre Mitglieder mit starken Konformitätszwängen in normierte Lebensläufe pressen will.
Uwe Tellkamps Roman »Der Turm« ist ein akkurat gemaltes Sittenbild der Boheme in einem Dresdner Villenviertel. Der bezeichnende Titel »Der Turm« ist dabei eine Anspielung auf den Dresdner Villenvorort "Weißer Hirsch" mit jener Ansammlung verschnörkelter Bürgerhäuser, die wie die Burgen des nachgeahmten Adels, mit Türmen und Zinnen bewehrt sind.
»Der Turm« ist ein lebendiges Zeitpanorama am Ende der DDR. Tellkamp erzählt in diesem umfangreichen Gesellschaftsroman mit epischer Breite die Geschichte eines untergehenden Landes anhand der Lebensgeschichte der wohlhabenden Bewohner eines Dresdner Villenviertels. Das Werk ist ein Abgesang auf einen untergehenden Staat.
Der Roman erzählt eine Familiengeschichte über drei Epochen, in der die Politik hineinreicht, so daß das Sittenbild einer Epoche entsteht. Es wird eine Familiengeschichte gespiegelt.
Es sind die letzten sieben Jahre der DDR, die der Autor durchaus detailgetreu in einem opulenten Sittengemälde auferstehen läßt. Schauplatz dieses Gesellschaftsportraits von Tolstoischen Ausmaß ist das Dresdner Villenviertel "Weißer Hirsch" - von jeher eine Enklave des Bildungsbürgertums und der Gelehrten.
»Der Turm« erzählt eine kunstvoll verschachtelte Familiengeschichte mit einem geradezu überbordenden Romanpersonal. Er lässt Parteibonzen, Lektoren, Schüler, Soldaten, Künstler, Sprösslinge der Nomenklatura, Krankenschwestern, Anwälte und Republikflüchtlinge, Zensoren und Chefärzte auffahren. Diese haben nacheinander ihren genau berechneten Auftritt in diesem Roman.
Sein Zeitpanorama beginnt im Jahre 1982, dem Todesjahr Breschnews und endet punktgenau am 9. November 1989 - dramaturgisch durchaus geschickt - genau mit dem Datum des Mauerfalls.
Michael Ende wurde vor 90 Jahren geboren. Michael Ende ist einer der erfolgreichsten deutschsprachigen Schriftsteller. Neben Kinder- und Jugendbüchern schrieb er poetische Bilderbuchtexte, Bücher für Erwachsene, Theaterstücke, Gedichte und Essays. Er gilt als der Abenteurer unter den Schriftstellern.
Berühmt wurde Michael Ende durch seine phantasievollen Geschichten von »Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer«, das u. a. in der szenischen Darstellung der »Augsburger Puppenkiste« im Fernsehen gezeigt wurde.
Mit eigenen, meist dramatischen Theaterstücken war Ende zunächst erfolglos. Nachdem zwölf Verlage sein Manuskript »Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer« abgelehnt hatten, erschien dieses Kinderbuch 1960 im Thienemann Verlag und ist seitdem ein großer Erfolg.
Die Abenteuer von Jim Knopf und Lukas, dem Lokomotivführer sind zeitlos und können wohl Leser jeder Altersklasse begeistern. Michael Ende schrieb phantasievolle, lustige und oft Herz erwärmende Geschichten, bei denen es keine Rolle spielt, ob sie heutzutage noch politisch korrekt sind. Ende lebte einfach zu anderen Zeiten.
Die Romane von Micheal Ende waren die Kinder ein Segen, für Verleger jedoch
nicht literatur- und genregemäß und für Kritiker offensichtlich ein Problem.
Verschiedene Kritiker in Deutschland machten Ende, gerade seines Jim Knopf wegen, Eskapismus zum Vorwurf und warfen ihm vor, mit seinen positiven Märchen die Kinder nicht auf das richtige Leben vorzubereiten. Da verschiedene Kritiker Ende, gerade seines Jim Knopf wegen, „Weltflucht“ vorwarfen und ihn als „Schreiberling für Kinder“ abtaten, ging er 1970 zusammen mit seiner ersten Frau Ingeborg Hoffmann, die er 1964 geheiratet hatte, nach Italien und ließ sich in Genzano di Roma, ca. 30 km südöstlich von Rom, in der Villa Liocorno (Einhorn), nieder.
Im Jahr 1979 schrieb Michael Ende seinen phantastischen Roman »Die unendliche Geschichte«. Das Buch verkaufte sich weltweit etwa zehn Millionen mal und wurde in 40 Sprachen übersetzt.
Die Verfilmungen seiner Romane »Momo« und »Die unendliche Geschichte« trugen zu seiner Bekanntheit bei, wobei Ende sich selbst von der Verfilmung der Unendlichen Geschichte distanzierte, da er mit dieser insgesamt nicht zufrieden war.
Sowohl »Momo« als auch »Die Unendliche Geschichte« thematisieren die Gefahr einer Welt, in der Fantasie und Menschlichkeit im Verschwinden begriffen sind.
Michael Endes Werke wurden in über 40 Sprachen übersetzt und erreichen heute eine Gesamtauflage von über 33 Millionen Exemplaren. Viele seiner Bücher wurden verfilmt und sind auch aus Funk und Fernsehen bekannt.
Michael Ende starb am 28. August 1995 in Filderstadt.
»Helden wie wir« ist ein im Jahr 1995 erschienener Roman von Thomas Brussig. Dieser erzählt in einer amüsanten Variation der deutschen Geschichte von Klaus Uhltzscht, einem angepassten, lächerlichen Held, der ein ganzes Land zum Einsturz gebracht hat. Thomas Brussig, der im Prenzlauer Berg aufgewachsen ist, erzählt die Geschichte des jungen Klaus Uhltzscht und wie er erwachsen wird. Klaus, seinerseits auch Bewohnmer der Stadt Berlin, fühlt sich, mitunter wegen der Mauer, als absoluter Versager.
Er strebt eine Karriere als Top-Agent in der berühmt-berüchtigten StaatsSicherheit (StaSi) an, wird, trotz schließlich doch niedrigerer Position in der Hackordnung jener Organisation, aber privater Blutspender Erich Honeckers. Am wichtigsten ist, dass er be-(ge?!)mächt-igt wurde auf höchst unflätigem Weg die Mauer im Zentrum der urbanen Welt der Hauptstadt nider zu reißen, denn dadurch wird er zu einer wichtigen historischen Persönlichkeit, deren Bedeutung man aber allenorts verkennt.
Der Ich-Erzähler Klaus Uhltzscht behauptet von sich, er allein habe die Berliner Mauer zu Fall gebracht. Auf die Frage eines Reporters der »New York Times«, wie ihm dies gelungen sei, erzählt er seine Lebensgeschichte. Uhltzscht wird am 20. August 1968, dem Tag des Einmarschs der Warschauer-Pakt-Truppen in die Tschechoslowakei, geboren. Er wächst im Ostteil Berlins auf, wo seine Familie in einer Wohnung direkt gegenüber dem Ministerium für Staatssicherheit lebt.
Von seinem Vater wird Klaus für einen Versager gehalten, die hygienebewusste Mutter tritt seinem erwachenden Interesse am Geschlechtlichen mit einer lustfeindlichen Tabuisierung entgegen. Dabei interessiert sich Klaus nahezuzu ausschließlich für seine sexuelle Entwicklung: Die stete Sorge um sein zu klein geratenes Glied bildet den zentralen Bezugspunkt seiner Existenz.
Als Erwachsener wird Uhltzscht zum gewissenhaften Mitarbeiter der Staatssicherheit und rettet 1989 Erich Honecker durch eine Bluttransfusion das Leben. Während der Demonstrationen am 4. November desselben Jahres stürzt er und verletzt sich an seinem Geschlecht, das sich als Folge der notwendigen Operation immens vergrößert. Am 9. November ist Uhltzscht dabei, als sich Menschenmassen vor dem Grenzübergang an der Bornholmer Straße versammeln und dessen Öffnung fordern.
Er beobachtet die vergeblichen Versuche der Anwesenden, die Grenzbeamten zu überzeugen. Einem plötzlichen Einfall folgend entblößt Uhltzscht sein Glied und nutzt den Moment ungläubigen Staunens bei den Grenzern, um das Gitter aufzustoßen. Nicht das Volk bewirkte die Grenzöffnung, sondern allein Klaus Uhltzscht – so will es der Bericht des Erzählers.
Über das System sagt Uhltzscht, der angepasste, lächerliche Held, der ein ganzes Land zum Einsturz gebracht hat: »Es verunstaltet Menschen; Es brachte sie dazu, zu lieben, was sie hassen mussten: Und dasmit einer Intenstität, dasssiedanciht mnicht mal heute wahrhaben können.«
Jetzt, da auch noch die Mauer durch - man höre und staune - seinen Penis fiel, packt Klaus aus und erzählt von seinem ruhmreichen Leben. Keiner hat bislang frecher und unverkrampfter den kleinbürgerlichen Mief des Ostens gelüftet als Brussig.
»Helden wie wir« wurde von der Kritik als »heiß ersehnter Wenderoman« gefeiert und machte den Autor Thomas Brussig schnell bekannt. Brussig erdichtet darin gekonnt seine eigene Gechichte vom Fall der Mauer. Mit beißender Satire behandelt das Werk Hierarchien und Vorbilder der ehemaligen DDR. Am 9. November dieses Jahres sollten sich die Feierlichkeiten anlässlich des Mauerfalles zum mittlerweile 25. Mal wiederholen.
Nach 25 Jahren wird wohl oder übel einiges in Vergessenheit geraten sein.
»Die Insel Felsenburg« ist ein Roman von Johann G. Schnabel. Dieses Werk, welches ursprünglich »Wunderliche Fata einiger Seefahrer« hieß und von Ludwig Tieck den geläufigeren Namen »Die Insel Felsenburg« erhielt, gilt als der erste große deutsche Roman des 18. Jahrhundert.
Mit ihm vollzieht sich ein Paradigmenwechsel: An die Stelle des bis dahin vorherrschenden Typus des höfisch-repräsentativen "galanten" Menschen tritt eine Kultur des innerlichen, empfindenden, "redlichen" Herzens, die eine nicht mehr vom Vernünftigen, sondern vom Gefühl her bestimmte neue soziale utopische Gemeinsamkeit anstrebt, wobei das Abenteuerliche und Exotische der Erzählung noch an Motive des barocken Großromans erinnert.
In der von dem Roman Robinson Crusoe (1719) von Daniel R Defoe inspirierten Inselhandlung gründen Schiffbrüchige einen pietistischen Idealstaat, geben ihm ein festes Reglement, bauen eine Gemeinschaft auf und verteidigen sie gegen Angreifer. Dazu kommen Erzählungen von 22 Ausgewanderten, die auf der Insel Zuflucht gefunden haben und als Gegenbild das feudale Europa ihrer Gegenwart beschreiben, als verkommenen Ort voll Grausamkeit, Verrat und Gier.
Die Geschichte spielt auf einem Eiland, das zufällig nach einem dramatischen Schiffbruch entdeckt worden ist und auf dem die Kolonisten im Laufe der Zeit ein "Asyl der Redlichen" errichten. Im Zentrum der Handlung stehen die spannend und farbig erzählten Lebensläufe und Beichten der Inselbewohner. »Die Insel Felsenburg« ist ein großartiges Gemenge von Elementen aus der Tradition der Robinsonade, der Reise- und Abenteuerliteratur, wortgewaltig und labyrinthisch erzählt.
Um 1750, so Arno Schmidt, bestand die Bibliothek des Durchschnittsbürgers im Wesentlichen aus zwei Büchern: Der Bibel und der Insel Felsenburg.
Arno Schmidt schrieb über »Die Insel Felsenburg«: "Ohne jeden Zweifel war das Gedankenspiel von der heilig-nüchternen, selig-arbeitsamen Insel der Freiheit nicht nur für Schnabel selbst ein wichtiges (vielleicht das einzige!) Hilfsmittel zum Überleben in seiner verrückten Zeit und Situation, sondern gleichermaßen für die Millionen seiner Leser: aus wenigen deutschen Büchern hat sich der Untertan mehr Trost geholt als eben aus dieser Insel Felsenburg!"
Mit einem modernen Don Quijote auf bizarrer Reise durch Amerika, was er dabei erlebt ist beängstigend. Wie Don Quijote kämpft an sein Held gegen die Wirren der Zeit. »Quichotte« von Salman Rushdie ist eine brillante Hommage an Cervantes und ein unverzichtbarer Kommentar zu unseren unsicheren Zeiten. Die Gegenwelt zu Quijotes Traumwelt stellt die Faktizität Amerikas dar. Mit Cervantes und seinem bizarren Helden durch die USA von heute: eine witzige und scharfsinnige Road-Novel.
Salman Rushdies Quichotte ist ein Reisender, der besessen ist von der »unwirklichen Wirklichkeit« des Fernsehens. Er will das Herz der Königin der Talkshows erobern und begibt sich auf eine Reise quer durch Amerika, um sich ihrer als würdig zu erweisen. Und er schreibt ihr laufend Liebesbriefe, um sie für sich zu gewinnen. Auf dem Beifahrersitz sitzt Sancho, der Sohn, den er sich immer gewünscht hat, aber niemals bekam.
Rushdie nimmt Quichottes Abenteuer mit in die Gegenwart. Die Welt ist für die Reisenden unsicher geworden und gefährlich. Er erzählt dabei auch von Vater-Sohn-Beziehungen, Geschwisterstreitigkeiten, unverzeihlichem Handeln, alltäglichem Rassismus, der Opioid-Krise, Cyber-Spionen, Science Fiction, dem Leben des Mannes, der Quichotte geschaffen hat, und nicht zuletzt vom Ende der Welt. Die Reise endet in New York.
Rushdies Roman ist viel mehr als nur eine Nacherzählung von Don Quijote. Es ist eine Satire auf unsere zeitgenössischen Fake-News, Post-Trumpian-Kulturmomente, in denen sich das Konzept der Realität selbst auflöst. Es ist ein Science-Fiction-Roman, ein Spionageroman, ein Roadtrip-Roman, ein Werk von magischem Realismus. Es ist eine Parabel über den Klimawandel und eine Migrationsgeschichte in einer Ära der Einwanderungsfeindlichkeit. Es ist eine Liebesgeschichte, die sich in ein Familiendrama verwandelt. Charaktere, Erzählungen und Welten kollidieren und zerfallen auf spektakuläre Weise, während Rushdie die Kontrolle über alles behält.
Rushdie erzählt mit leichter Hand, im Stil seines magischen Realismus und schafft unzählige Querbezüge zur Popkultur. Wie er die (Meta-)Ebenen des großen Epos in einem irrwitzigen Finale zusammenführt, zeugt von der ungebrochenen Erzählkunst dieses Weltliteraten.
Jack Kerouac - eigentlich Jean-Louis Lebris de Kérouac - starb vor 50 Jahren am 21. Oktober 1969 in Saint Petersburg, Florida. Jack Kerouac war ein amerikanischer Schriftsteller franko-kanadischer Herkunft und einer der wichtigsten Vertreter der Beat Generation. Der Begriff wurde etwa 1948 von Kerouac eingeführt, der so sein soziales Umfeld im Gespräch mit John Clellon Holmes beschrieb.
Kerouac beendet 1943 einen ersten ernsthaften Roman, »The Sea is my Brother« (2010 veröffentlicht). Er schreibt 1946 bis 1948 an »The Town and the City« (1950), seinem ersten veröffentlichten Buch. Danach beginnt er »Doctor Sax«, gab das Werk aber zunächst für die Arbeit an »On the Road« auf, mit der er im Herbst 1948 begann und im Chelsea Hotel in New York schrieb.
Jack Kerouac wurde am 12. März 1922 in Lowell, Massachusetts, geboren.