»Der Glöckner von Notre Dame« ist ein 1831 erschienener historischer Roman des französischen Schriftstellers Victor Hugo, der im Jahr 1482 in Paris spielt. Der deutsche Titel des Romans Der Glöckner von Notre-Dame ist somit etwas fehlgeleitet, denn der französische Originaltitel lautet allgemeiner »Notre-Dame de Paris«. Dieses Werk ist ein epochaler Roman und mehr als nur ein historischer Roman, er ist ein ganz wesentlicher Teil der literarischen Identität Frankreichs. Der Roman verdankt seine Entstehung dem drohenden Verfall der Kathdrale Notre Dame. Mit diesem Roman wollte Victor Hugo durch einen patriotischen Akt für den Erhalt von Notre-Dame de Paris einstehen.
Die römisch-katholische Kirche »Notre-Dame de Paris« (»Unsere Liebe Frau von Paris«) ist die Kathedrale des Erzbistums Paris. Die Unserer Lieben Frau, also der Gottesmutter Maria, geweihte Kirche wurde in den Jahren von 1163 bis 1345 errichtet und ist somit eines der frühesten gotischen Kirchengebäude Frankreichs. Die Kirche war im frühen 19. Jahrhundert vom Verfall bedroht. Mit diesem Roman wollte Victor Hugo für den Erhalt der Kathedrale von »Notre-Dame de Paris« einstehen und daher ist die Kathedrale auch der wichtigste Schauplatz für die Hauptfiguren im Roman.
Der Roman beinhaltet mehrere Handlungsstränge, die nach und nach ineinanderfließen und ein buntes und vielseitiges Bild des französischen Spätmittelalters mit all seinen Bevölkerungsschichten zeichnen. Die Geschichte vom missgestalteten Glöckner Quasimodo, der sich in die schöne Zigeunerin Esmeralda verliebt, ist - obgleich sie meist als interessant genug angesehen wurde, um ihn zur Haupthandlung einer Vielzahl von Verfilmungen zu machen - nur einer dieser Stränge.
Der bucklige und sehr unansehnliche Quasimodo lebt seit seiner frühesten Kindheit in der Kathedrale von Notre-Dame und ist dort als Glöckner tätig. Er meidet die Außenwelt, da er sich vor dem Entsetzen der Menschen verbirgt.
Doch hinter seinem hässlichen Aussehen verbirgt sich ein gutherziger, aber naiver Charakter. Nur der Erzdiakon Claude Frollo, der sich trotz seines hässlichen Äußeren um ihn gekümmert hat, ist seine einzige Vertrauensperson.
Doch dann taucht in Paris die wunderschöne Zigeunerin Esmeralda auf und schon bald verliebt sich Frollo entgegen seines kirchlichen Gelübtes in sie. Jedoch verliebt sich Esmeralda in Phoebus, dem Hauptmann der königlichen Leibgarde, und das löst eine dramatische Kettenreaktion aus, da sich auch der hässliche, aber gutherzige Glöckner Quasimodo in die Zigeunerin verliebt.
Victor Hugo schuf ein unvergessliches Meisterwerk mit faszinierenden Charakteren und vor allem hat dieser Roman neben Dramatik auch Tiefgründigkeit. Victor Hugo gelingt es sehr realistisch, die Stadt Paris im Spätmittelalter zu beschreiben.
Alles in dem Roman »Der Glöckner von Notre-Dame« ist eine faszinierende Gegenüberstellung von Groteske und Erhabenen - der Rede, der Charaktere, der Umgebung. Man hat das Gefühl, dass der Sinn dieser anrührenden Geschichte darin bestand, aufzuzeigen, daß Architektur das einzig Gute ist, das aus dem Mittelalter kam, verbunden also mit der Bitte "Zerreißen sie dieses Gebäude um Himmels willen nicht! So etwas könnten wir nie wieder bauen!" Dieses Buch rettete tatsächlich die Kathedrale Notre Dame, indem es den Menschen einen Grund gab, sich darum zu kümmern, und zeigte, wie schön die gotische Architektur war, auch wenn sie damals anders war als heute - welches ein Thema des Romans ist, das auch für die Figuren gilt.
Victor Hugo mag Listen, die sehr, sehr lang sind und noch längere Namen enthalten, und in der ersten Hälfte des Buches ist die Handlung etwas träge, aber dann wird der Leser plötzlich von dieser dampfenden, leidenschaftlichen, actiongeladenen, grausig gewalttätigen zweiten Hälfte des Romans mit der verbotenen Liebe über den Kopf geschlagen. Ich habe das nicht kommen sehen. Es ist überraschend modern, daß in dieser Geschichte viele Elemente enthalten sind, die heutzutage in Romanen, insbesondere bei jungen Erwachsenen, recht beliebt sind.
Der 1831 erschienene historische und epochale Roman von Victor Hugo fesselt und bewegt die Literaturfans seit fast 200 Jahren und gilt als einer der ersten Großstadtromane der Weltliteratur. Der Stoff der Romanvorlage Hugos wurde schon mehrmals filmisch adaptiert, wenn auch nicht ganz getreu der literarischen Vorlage.
Die bekanntesten Verfilmungen sind zweifellos die von 1923 mit Lon Chaney sen. als Quasimodo, von 1939 (mit Charles Laughton als Quasimodo), von 1956 mit Anthony Quinn als Quasimodo und ist 1996 sogar als Disney-Zeichentrickfilm adaptiert worden.
Inzwischen gibt es mehrere Ausgaben, ja sogar stark gekürzte und vereinfachte Kinder- und Jugendbuchfassungen, aber es geht nichts über eine vollständige Ausgabe, wenn man bisher nur die filmischen Umsetzungen gesehen hat.
Literatur:
Der Glöckner von Notre Dame von Victor Hugo
Blog-Artikel:
Die Kathedrale Notre Dame von Paris - Kulturwelt-Blog