»Beale Street Blues« von James Baldwin - benannt nach der Beale Street, einem Vergnügungsviertel von New Orleans, welche in dem Roman als Metapher für Amerika steht. Der Roman ist nämlich eigentlich eine »Harlem Love Story« - eine junge Liebe gegen die Willkür einer weißen Justiz. Er ist nun in einer Neuübersetzung erschienen.
Der Roman erzählt die Geschichte von Tish und Fonny, 19 und 22, und ihrem Kampf gegen die Willkür einer weißen Justiz. Der traurig-schöne Song einer jungen Liebe, voller Wut und doch voller Hoffnung. Ist das Gefängnissystem die Fortsetzung der Sklaverei unter anderen Vorzeichen? Beale Street Blues von James Baldwin strahlt grell in unsere Gegenwart.
Einem Schwarzen widerfährt furchtbares Unrecht, nur weil er eben schwarz ist. Unschuldig sitzt er im Gefängnis. Erschreckend, dass der Roman genau so gut in der heutigen Zeit spielen könnte, denn die Diskriminierung Schwarzer ist unverändert ein großes Problem in den Staaten, die Gefängnisse sind mit unverhältnismäßig vielen schwarzen Gefangenen überfüllt, ständig sehen sogar wir in den europäischen Nachrichten, wie wieder Schwarze von Polizisten erschossen wurden, lediglich, weil sie schwarz sind.
»Jeder in Amerika geborene Schwarze ist in der Beale Street geboren. Die Beale Street ist unser Erbe. Dieser Roman handelt von der Unmöglichkeit und von der Möglichkeit, von der absoluten Notwendigkeit, diesem Erbe Ausdruck zu geben. Die Beale Street ist eine laute Straße. Es bleibt dem Leser überlassen, aus dem Schlagen der Trommeln den Sinn herauszuhören.« James Baldwin
»Beale Street Blues« ist auch die Liebesgeschichte zweier getrennter Menschen: er im Gefängnis, sie zwar frei aber schwanger und gewissermaßen ebenfalls gefangen in der sie verachtenden Familie. Interessant: die nicht ganz so schwarzen Mitglieder der Familie betreiben quasi Diskriminierung im kleinen.
James Baldwin hat »If Beale Street Could Talk«, so der Originaltitel, 1973 in Südfrankreich geschrieben, nachdem er miterlebt hat, wie einer seiner Freunde unschuldig eines Mordes verdächtigt wurde und sechs Jahre im Gefängnis saß, bis die Anklage fallen gelassen wurde. Etwas, das zu der damaligen Zeit nicht selten war, wenn man die „falsche“ Hautfarbe hatte.
Das Buch stammt aus den 70er Jahren und ist heute so aktuell wie damals. Vorschnell gefällte Urteile, Rasismus, Diskriminierung von Frauen, Gewalt gegen Frauen passen auch in die heutige Zeit.
Das Werk ist kein einfacher Roman. Er wird nicht geradlinig erzählt, er bricht Erzählstrukturen, hat durchaus langatmige Stellen und an und für sich erzählt er gar wenig. Ein Spannungsbogen ist so gut wie nicht vorhanden, denn dieser Roman will nicht unterhalten – er will etwas zeigen. Die Welt einer Gruppe von Menschen, die von anderen als weniger wichtig eingestuft wurden. Menschen, die um ihre Position im Leben kämpfen und dies auch innerhalb ihrer Gruppe. Menschen, für die Familie und Freunde alles sind. Menschen, die sich in ihrer Zugehörigkeit teilweise eingesperrt fühlen.
Der 1987 verstorbene Autor erfährt in den Staaten seit Jahren eine Renaissance, er war übrigens der erste schwarze Künstler auf dem Cover des »Time Magazine«.
Literatur:
Beale Street Blues von James Baldwin
Weblink:
Beale Street Blues von James Baldwin | dtv - www.dtv.de
Video:
Beale Street Blues James Baldwin