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Dienstag, 31. März 2020

Vladimír Holan 40. Todestag

Vladimír Holan

Vladimír Holan starb vor 40 Jahren am 31. März 1980 in seiner Heimatstadt Prag. Der tschechoslowakische Schriftsteller und Dichter gilt als der "große alte Mann" der tschechischen Lyrik. Holan war einer der bedeutendsten tschechischen Lyriker des 20. Jahrhunderts.

Der Prager Dichter Vladimír Holan (1905-1980) hat bei den Tschechen den Status eines Kultautors. Noch heute findet man seine Gedichte als Graffiti auf den Mauern von Prag. Jaroslav Seifert nannte Holan „den Größten unter uns“, Václav Havel einen „großen poetischen Zauberer“. Die F.A.Z. urteilte: „Kein anderer Lyriker ... hat so musikalische Gedichte geschrieben wie Vladimír Holan.“ Holan ließ sich denn auch gern durch Musik inspirieren, seine Lieblingskomponisten waren Mozart und Janáček. Mozarts „Adagio h-moll“ hat ihn sogar unmittelbar zu einer lyrischen Phantasie angeregt, die als Melodram aufgeführt wird.

Seine dichterische Laufbahn im Zeichen der böhmischen Avantgardeströmung begann für Holan 1926. Die gesammelten Werke seiner Schaffenszeit umfassen vierzehn Bände, die auch in deutscher Sprache herausgegeben werden.

Seine hermetischen Gedichte der dreißiger Jahre brachten seine eigene, unverwechselbare Poetik zur Entfaltung und Holan gehörte damit zu den bedeutenden Vertretern des Poetismus. In der Zeit der Okkupation seines Landes wurde er zum Ankläger des Nationalismus und nach der Befreiung ein begeisterter Anhänger der Sowjetunion.

Holan erlitt das Schicksal vieler Schriftsteller nach der Machtübernahme der Kommunisten im Jahr 1948: Anpassung, Konflikt mit der Partei, Publikationsverbot, Ausschluß aus der Partei.

Er wurde trotzdem von den Kommunisten mit Publikationsverbot belegt. Seine große Enttäuschung schrieb er in seinem Werk »Nacht mit Hamlet« nieder. Nach dem Prager Frühling wurden die Werke Holans auch international bekannt und wurden in mehrere Sprachen übersetzt.

Holans politische Lyrik macht nur einen Bruchteil seines Gesamtwerks aus, doch gerade dieser kann vielleicht am eindeutigsten zwischen der Symbolwelt holanscher Gedichte und der Realität vermitteln.

Vladimír Holan wurde am 16. September 1905 in Prag geboren.

Blog-Artikel:

»Nacht mit Hamlet« von Vladimír Holan - Literatenwelt


Literatur:

Gesammelte Werke / Lyrik VII: 1966-1967
Gesammelte Werke / Lyrik VII: 1966-1967
von Vladimír Holan


»Nacht mit Hamlet«
»Nacht mit Hamlet«
von Vladimír Holan


Werke in deutscher Übersetzung:

  • Nacht mit Hamlet. Übertragen von Reiner Kunze. Merlin, Gifkendorf 1969
    Rückkehr. Ausgewählte Gedichte. Wilhelm Schmitz, Wettenberg-Launsbach 1980
  • Die Kiefer. Herbst 3. Zwei Gedichte, in Bernhard Setzwein, Edith Ecker, Hgg.: Tschechische Gegenwartsliteratur. Heft 27–28 von Passauer Pegasus. Zeitschrift für Literatur. 14. Jg. Karl Krieg, Passau 1996 ISSN 0724-0708 S. 63f., Übers. Christa Rothmeier
  • Gesammelte Werke in 14 Bänden, Mutabene, Köln 2003; Wieder bzw. Fortsetzung bei Carl Winter Universitätsverlag, Heidelberg ab 2009


Dienstag, 31. März 2015

Vladimír Holan 25. Todestag


Vladimír Holan

Vladimír Holan starb vor 25 Jahren am 31. März 1980 in Prag. Holan war einer der bedeutendsten tschechischen Lyriker des 20. Jahrhunderts. Er gilt als großer Magier der Dichtkunst. Er war ein Dichter, der prophetische Fäghigkeiten mit einer symbolischer Bildsprache verband, aber auch eine Ruhmesode an die Rote Armee, die Befreier von Prag im Mai 1945 verfasst hatte.

Seine dichterische Laufbahn im Zeichen der böhmischen Avantgardeströmung begann für Holan 1926. Die gesammelten Werke seiner Schaffenszeit umfassen vierzehn Bände, die auch in deutscher Sprache herausgegeben werden.

Mit seinem Frühwerk trat Holan das Erbe der Symbolisten und ihrer Nachfolger an und verweigert sich dem Poetismus, in dessen Zeichen noch sein Debüt steht. Seine Verse waren nun nicht mehr leicht, optimistisch, erotisch und der zweckfreien Ästhetik gewidmet, sondern zeichnen sich durch Formstrenge, metaphysischen Ernst, Dunkelheit und Tragik aus. Damit entdeckte Holan die poésie pure wieder und knüpft an Dichter wie Stéphane Mallarmé, Rainer Maria Rilke und Paul Valéry an.

Die dem Poetismus folgende nächste avantgardistische Strömung, der tschechische Surrealismus, konnte den Dichter genauso wenig für sich gewinnen. Holan probierte, wie auch andere Dichter, z. B. František Halas, Bohuslav Reynek usw., eine neue anti-avantgardistische Poetik aus. Dabei knüpfte er an den Symbolismus an, ergibt sich ihm jedoch nicht völlig.

Seine hermetischen Gedichte der dreißiger Jahre brachten seine eigene, unverwechselbare Poetik zur Entfaltung und Holan gehörte damit zu den bedeutenden Vertretern des Poetismus. In der Zeit der Okkupation seines Landes wurde er zum Ankläger des Nationalismus und nach der Befreiung ein begeisterter Anhänger der Sowjetunion.


Nach der Niederschlagung des Prager Frühlings wurde Holan für das Regime vom gefeierten zu einem nur noch geduldeten Dichter.

Er wurde trotzdem von den Kommunisten mit Publikationsverbot belegt. Seine große Enttäuschung schrieb er im Jahr 1969 in seinem Werk »Nacht mit Hamlet« nieder. Nach dem Prager Frühling wurden die Werke Holans auch international bekannt und wurden in mehrere Sprachen übersetzt.

Er verbrachte seine Zeit grübelnd in seiner Schreibstube, die im Prager Stadtteil Kleinseite lag, verfasste mystische Gedichte und empfing nur selten Gäste.

Vladimír Holan wurde am 16. September 1905 in Prag geboren.


Blog-Artikel:

»Nacht mit Hamlet« von Vladimír Holan - Literatenwelt


Literatur:

Gesammelte Werke / Lyrik VII: 1966-1967
Gesammelte Werke / Lyrik VII: 1966-1967
von Vladimír Holan


»Nacht mit Hamlet«
»Nacht mit Hamlet«
von Vladimír Holan

Montag, 13. Februar 2006

Frühwerk Vladimir Holans erstmals übersetzt »Gesammelte Werke, Band 1« (K)

Vladimír Holan

Fast 26 Jahre nach dem Tod des tschechischen Dichters erscheint jetzt der erste Gedichtband von Vladimir Holans »Gesammelte Werke«. Bis in das Jahr 2029 sollen laut Übersetzer und Herausgeber Urs Heftrich im Zwei-Jahres-Rhythmus dreizehn weitere Bände folgen.

Lyrik 1: 1932 – 1937

Vladimír Holans so genanntes kanonisches Frühwerk umfasst die Bände Das Wehen (Vanutí, 1932), Der Bogen (Oblouk, 1934) und Stein, kommst du… (Kameni, přicházíš…, 1937). Der Lyrikband Das Wehen (Vanutí) ist eigentlich Holans dritte Gedichtsammlung, jedoch die erste, die im Nachhinein vor der Selbstkritik des Dichters bestehen kann. Von den früheren beiden Lyrikbüchern Der schwärmerische Fächer (Blouznivý vějíř, 1926) und Triumph des Todes (Triumf smrti, 1930) distanziert er sich später. Mit seinem Frühwerk tritt Holan das Erbe der Symbolisten und ihrer Nachfolger an und verweigert sich dem Poetismus, in dessen Zeichen noch sein Debüt steht. Seine Verse sind nun nicht mehr leicht, optimistisch, erotisch und der zweckfreien Ästhetik gewidmet, sondern zeichnen sich durch Formstrenge, metaphysischen Ernst, Dunkelheit und Tragik aus. Damit entdeckt Holan die poésie pure wieder und knüpft an Dichter wie Stéphane Mallarmé, Rainer Maria Rilke und Paul Valéry an.


Die Lyrikbände Das Wehen (1932), Der Bogen und Stein, kommst Du sind als Band 1 der Gesammelten Werke Vladimir Holans (1905-1980) zusammengefasst. Bis ins Jahr 2029 sollen im Zwei-Jahres-Rhythmus dreizehn weitere Bände folgen, darunter acht weitere Lyrikbände, drei mit epischen Dichtungen und zwei Prosa-Bände.

Diese übersetzerische Mammutprojekt ist dem Heidelberger Slawisten Urs Heftrich zu verdanken, der zusammen mit dem tschechischen Bohemisten Michael Spirit erstmals vollständig in einer Fremdsprache das Gesamtwerk des Tschechen zugänglich macht.

Die erwähnten drei Lyrik-Bände, die als Band 1 erscheinen, waren nicht die ersten Veröffentlichungen Holans, doch sie bilden sein kanonisches Frühwerk und sind ebenfalls erstmals übersetzt worden. Diese späte Rezeption im Ausland liegt nicht an der Qualität der Verse – Holan gilt in seiner Heimat als einer der größten Dichter und hätte ebenso wie sein Freund und Weggefährte Jaroslav Seifert den Literaturnobelpreis verdient – sondern an den Schwierigkeiten einer Übertragung der Lyrik Holans, die als hermetisch, dunkel, tragisch und schwer verständlich gilt. Doch wie bereits der vorliegende erste Band beweist, zeigen seine Gedichte sehr viel mehr Facetten.

Jaroslav Seifert: „Weil sie vermutlich neugierig sind, wer von uns damals der beste Dichter war, will ich es Ihnen gleich verraten: Vladimír Holan, der schwarze Engel.“

Nach einer ersten Phase unter dem Einfluss des tschechischen Poetismus, einer Avantgardeströmung mit spielerischem und lebens- und lustbetontem Ansatz in den 20er Jahren, entdeckte Holan bald das Werk von Mallarmé, Rilke und Valery und entwickelte auf dieser Grundlage einen eigenen Stil, der ihn zum führenden Vertreter der „poésie pure“, der reinen Dichtung machte: Er experimentierte im klassizistischen Gewand mit Sprachdeformationen, erfand grammatikalische Eigenwilligkeiten, gedankliche Paradoxien, Neologismen, frönte dem freien Spiel der Klänge.

Inhaltlich umkreiste er das dichterische Schaffen an sich, die Frage nach der Inspiration, die Beziehung zwischen realer und transzendenter künstlerischer Welt. Das Gedicht „Abend“:

"Wir dauern durch das Glänzen von Phantomen! Gierig und erschreckt!
So haben wir am Tanze teil, wo schon Pfeile zielen
um uns das Gift der Zärtlichkeit ins matte Fühlen
zu jagen, das den Rausch erweckt."

Früh und geradezu radikal entschied sich Holan für seine Dichter-Berufung: Ein Jura-Studium brach er nach dem ersten Semester ab. Der Plan, durch eine Beamtentätigkeit beim Prager Allgemeinen Pensionsinstitut mehr Zeit und Ruhe für seine Gedichte zu finden, scheiterte. Holan ließ sich, gerade mal 30 Jahre alt, frühpensionieren, um nur noch zu schreiben.

Unter dem Eindruck der politischen Entwicklungen verließ Holan seinen lyrischen Elfenbeinturm. Er reagierte in der zweiten Hälfte der 30er Jahre auf den spanischen Bürgerkrieg und die Bedrohung der Tschechoslowakei durch den Nationalsozialismus.

„An die spanischen Arbeiter“:
"Mit euch vereint, mit euch auch attackiert
will ich sie donnern hören, die Antennen
wer euch für Früchte hielt, der spürt
den harten Kern, der lernt euch kennen"

Holans Verse werden formal einfacher, verständlicher und klarer, doch sie bedienen sich immer noch einer ganz eigenen Bildsprache. In dem Gedicht „Europa 1936“ heißt es zum Beispiel:

"So wie ein Kind bei seiner Scheibe weißen Brots
die Rinde bis zum Schluss bewahrt
so wird die Zeit, gerüstet, auch vom Mond abbeißen.
Stück für Stück. Die Sichel blieb noch aufgespart."

Die Befreiung durch die Rote Armee begrüßte Holan mit großer Begeisterung – auch in seinen Versen – doch unvorsichtige Bemerkungen über die Befreier in seinem nun schon erzkommunistischen Heimatland des Jahres 1949 brachten ihm eine Denunziation und ein jahrlanges Publikationsverbot ein. Bis 1955 durfte er kein einziges Buch veröffentlichen, bis 1963 wurden allenfalls bibliophile Drucke geduldet. Die materielle Not wurde von einer künstlerischen Isolation begleitet.

Doch gerade in diesen „grausamsten Jahren“ seines Lebens schrieb er sein Lebenswerk „Nacht mit Hamlet“ und „Toskana“, beides 1000 Verse umfassende Gesänge, in denen er Gericht hielt über sein Leben und sein Jahrhundert.

1969 wurde Holan für den Literaturnobelpreis vorgeschlagen. Eine der traurigsten Paradoxien im Leben des verfemten Dichters ist, dass ihm das Regime bei seinem Tod 1980 ein Staatsbegräbnis ausrichtete.

Vladimír Holan: Gesammelte Werke, Band 1
Das lyrische Frühwerk (1932-1937):
Die Gedichtsammlungen „Das Wehen“, „Der Bogen“, und „Stein, kommst Du...“
Mutabene Verlag