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Mittwoch, 27. Januar 2016

Ilja Ehrenburg 125. Geburtstag

Ilja Ehrenburg

Ilja Ehrenburg 125. Geburtstag jährt sich am 27. Januar. Ehrenburg wurde am 27. Januar in Kiew geboren. Ilja Ehrenburg war ein russischer Schriftsteller und Journalist des 20. Jahrhunderts.


Er gehört zu den produktivsten und profiliertesten Autoren der Sowjetunion und veröffentlichte rund hundert Bücher. Ehrenburg ist in erster Linie als Autor von Romanen sowie als Journalist bekannt geworden, insbes. als Berichterstatter und teilweise auch Propagandist in drei Kriegen (Erster Weltkrieg, Spanischer Bürgerkrieg und vor allem Zweiter Weltkrieg).




Als Propagandist war Ehrenburg jedoch sehr umstritten. Seine Propaganda-Artikel im Zweiten Weltkrieg haben nachträglich in der Bundesrepublik Deutschland, vor allem in den 1960er Jahren, heftige und kontroverse Debatten ausgelöst.









1945 reiste Ehrenburg durch Osteuropa und zu den Nürnberger Prozessen und veröffentlichte Berichte darüber. Er verband große Hoffnungen mit dem Kriegsende, die sich jedoch als illusionär erwiesen, da bald die ersten Anzeichen des Kalten Kriegs einsetzten.

Der Roman »Tauwetter« gab einer ganzen Epoche der sowjetischen Kulturpolitik den Namen, nämlich der Liberalisierung nach dem Tod Josef Stalins (Tauwetter-Periode).

1947 erschien Ehrenburgs großer Kriegsroman »Sturm«, der zunächst wegen der darin geschilderten Liebe einer französischen Widerstandskämpferin zu einem Sowjetbürger in der Sowjetunion auf Kritik stieß, dann aber 1948 mit dem Stalinpreis ausgezeichnet wurde.




»Die neunte Woge«, ein Kalter-Kriegs-Romane, rschien 1951. Es war das einzige Buch, von dem sich Ehrenburg wenig später vollständig lossagte, da es künstlerisch komplett misslungen sei.




Auch Ehrenburgs Reiseberichte fanden große Resonanz, vor allem aber seine Autobiografie Menschen Jahre Leben, die als sein bekanntestes und am meisten diskutiertes Werk gelten kann. Besondere Bedeutung hatte das von ihm gemeinsam mit Wassili Grossman herausgegebene Schwarzbuch über den Völkermord an den sowjetischen Juden, die erste große Dokumentation der Shoah. Zudem veröffentlichte Ehrenburg eine Reihe von Gedichtbänden.




Ilja Ehrenburg starb am 31. August 1967 in Moskau,


Weblink:

Ilja Ehrenburg: Menschen, Jahre, Leben - MemoirenIlja Ehrenburg: Menschen, Jahre, Leben - Memoiren von Ilja Ehrenburg

Samstag, 19. Dezember 2015

»Die Nacht vor Weihnachten« von Nikolai Gogol

»Die Nacht vor Weihnachten« von Nikolai Gogol

»Die Nacht vor Weihnachten« von Nikolai Gogol ist aus den alten ukrainischen Volksmärchen entstanden. Die Handlung der Erzählung entwickelt sich in dem Ort Dikanka und bei dem Hof der russischen Kaiserin.

Im Jahre 1831 durch den Vater der russischen Literatur geschrieben, erzählt die Geschichte von des Schmiedes Vakulas Kampf mit dem Teufel, der den Mond gestohlen und in der Tasche versteckt hat, so dass es ihm dadurch erlaubt ist, Chaos auf dem Dorf Dikanka anrichten. Sowohl der Teufel und Vakula sind verliebt in Oksana, das schönste Mädchen in Dikanka. Vakula ist entschlossen, sie zu gewinnen; der Teufel, ebenso bestimmt, entfesselt einen Schneesturm zu Vakula, um die Bemühungen des Schmiedes zu vereiteln.

Der Schmied Vakula hat den Teufel selbst in Ärger gebracht: Er hat in der Kirche seine Figur so gezeichnet, dass sogar die Einwohner der Hölle darüber viel gelacht haben. Vakulas Mutter Solokha gilt für eine Hexe, sie hat es gern, ab und zu auf einem Besen zu fliegen. Vakulas Geliebte Oksana will als Weihnachtsgeschenk die Schuhe haben, die die Kaiserin selbst trägt. Nur unter dieser Bedingung ist sie einverstanden, Vakula zu heiraten. Der Teufel verspricht ihm zu helfen, die Schuhe von des Kaiserins Füßen zu kriegen aber, Vakula muss für diese Leistung seine Seele dem Teufel verkaufen. Und die Zeit wird knapp.

Schelmisch und inspiriert von den Volksmärchen von Gogols entlegenen Dorf in der Ukraine ist die Nacht vor Weihnachten die Grundlage für viele Film und Oper Anpassungen und wird immer noch laut gelesen, um Kinder am Heiligabend in der Ukraine und Russland zu unterhalten.

Nikolai Gogols Foto.

Diese volkstümlichen ukrainischen Erzählungen, die von einem fiktiven Herausgeber Imker Rudij Panko gesammelt wurden, haben Nikolai Gogol einen Überraschungserfolg beschert. Den Stoff seiner Erzählungen hat Gogol der ukrainischen Folklore entnommen und hat diesen mit Ironie, Lebenslust, Mystik und eigenem Literaturtalent gewürzt und verfeinert.

Was führt wohl, wundert sich die Hexe Solocha, der Teufel wieder im Schilde, der da klammheimlich den Mond vom Himmel stiehlt? Während im Dorf nach altem Brauch die Weihnachtssinger durch die Gassen ziehen, sinnt der Teufel auf einen ganz anderen Zeitvertreib. Eine märchenhaft-phantastische Weihnachtsgeschichte, die den Leser schmunzeln lässt!

Weblink:

Die Nacht vor Weihnachten: Erzaehlungen
Die Nacht vor Weihnachten: Erzählungen
von Nikolai Gogol


Samstag, 14. November 2015

»Die Stadt der Blinden« von José Saramago

José Saramago

José Saramagos gesellschaftskritischer Roman »Die Stadt der Blinden« gilt als sein literarisch überzeugendstes Werk, denn der Roman ist eine gelungene Parabel über die Blindheit der Menschen. »Die Stadt der Blinden« ist José Saramagos Antwort auf den düsteren Roman »Die Pest« von Albert Camus. Beide Werke schildern eine gesellschaftliche Dystopie. Der Romancier, Erzähler, Lyriker, Dramatiker und Essayist erhielt 1998 den Nobelpreis für Literatur.

Der Roman beginnt,daß ein Mann mit seinem Auto an einer Ampel steht. Von einer Sekunde auf die nächste, ohne erklärbaren Grund, erblindet er. Wie ihm ergeht es immer mehr Menschen in seiner Heimatstadt. Wie eine Seuche greift die Blindheit um sich. Die Regierenden wissen sich nicht anders zu helfen, als die Betroffenen in einer verlassenen Irrenanstalt einzuquartieren - unter der Bewachung von Soldaten, die auf jeden schießen, der fliehen will.

Die Situation spitzt sich allmählich zu. Je mehr Blinde dort zusammengepfercht werden, desto schlimmer, desto unmenschlicher wird die Situation. Inmitten dieses grausamen Chaos befindet sich ein Augenarzt mit seiner Frau - die als Einzige noch sehen kann.

José Saramago, portugiesischer Literaturnobelpreisträger, beschreibt die Entwicklungen im Verhalten der Menschen nach dem die rätselhafte Krankheit ausgebrochen ist. Mitten in der Stadt erblindet plötzlich ein Autofahrer an einer Ampel. Kurz darauf Passanten, seine Frau, der Arzt - eine Epidemie greift um sich. Der Staat reagiert zunächst brutal, er kaserniert die Kranken, es kommt sogar zu Erschießungen. Schließlich bricht der Staat selbst zusammen, das Ende versinkt in völliger Anarchie.

Da diese Krankheit höchst ansteckend ist, sperrt die Regierung die bereits Erblindeten und alle, die mit ihnen in Kontakt gekommen sind in eine stillgelegte Irrenanstalt. Nach und nach kommen immer mehr Blinde hinzu und während sich die "Weiße Seuche" draußen weiter verbreitet, beginnt in der Anstalt ein Kampf um Leben und Tod. Doch es besteht auch Hoffnung, denn es gibt eine Sehende unter ihnen, die die Krankheit nur vorgetäuscht hat, um bei ihrem Mann zu bleiben.




Die Stadt gleitet ab in eine Welle voller Gewalt. Ein übernervöses Militär arbeitet nur nach Befehl, lässt auch sinnvolle Ausnahmen nicht zu. Unter den Blinden machen sich Hass und Übervorteilung breit - es gilt das Recht des Stärkeren, was unter Anderem in der Erpressung 'Nahrung gegen Vergewaltigung' gipfelt. Einer der Schlüsselsätze ist die Aussage: "Wir waren schon blind in dem Augenblick, in dem wir erblindet sind". Und auch: "Kämpfen war immer mehr oder weniger eine Form der Blindheit".

All diesem Horror hat Saramago Passagen von unübertroffener Schönheit entgegengesetzt.
Einen Kontrast dazu stellt eine Frau dar, die ihre Sehkraft bewahrt hat, darüber vor Angst jedoch schweigt. Sie ist eine Schlüsselfigur in dem Roman. Als Einzige wahrt sie die Würde und schafft es, für eine kleine Gruppe Blinder die Menschlichkeit zu bewahren.

Saramago beschreibt in seiner Parabel über die menschliche Blindheit eine Welt, in der die Menschen blind geworden sind. Er macht in seinem Roman die Blindheit zu einer ansteckenden Krankheit, gebraucht aber den Begriff Blindheit im übergeordneten Sinn .Der Leser muss jedoch erstaunt feststellen, dass viele aber schon blind waren , obwohl sie alles sahen.

»Die Stadt der Blinden« von José Saramago ist im September 2015 auch als Taschenbuch im btb-Verlag in einer Neuauflage erschienen.

Literatur:

Die Stadt der Blinden
Die Stadt der Blinden
von José Saramago

Sonntag, 11. Oktober 2015

Swetlana Alexijewitsch ist eine vielstimmige Mahnerin

Swetlana Alexandrowna 
Alexijewitsch

Der Literaturnobelpreis geht in diesem Jahr an die weißrussische Autorin Swetlana Alexijewitsch, eine namhafte literarische Chronistin des Leids und Alltags der zerfallenden Sowjetunion.

ie 67-Jährige bekommt den wichtigsten Literaturpreis der Welt „für ihr vielstimmiges Werk, das dem Leiden und dem Mut in unserer Zeit ein Denkmal setzt“, wie die Schwedische Akademie am Donnerstag in Stockholm mitteilte. Es ist das 14. Mal, dass der Preis an eine Frau geht.

Die Literatur von Swetlana Alexijewitsch besteht aus Stimmen, den Stimmen des Volkes.
Swetlana Alexijewitsch sammelt Stimmen, hat ihr schriftstellerisches Leben lang Stimmen gesammelt. Mit einem eigenen literarischen Stil ist die Weißrussin zum moralischen Gedächtnis der zerfallenen Sowjetunion geworden.

„Romane in Stimmen“ nennt Alexijewitsch ihre Methode auch. Erstmals wandte die gelernte Journalistin sie 1983 im Buch „Der Krieg hat kein weibliches Gesicht“ an. Mit Interviews dokumentierte sie das Schicksal sowjetischer Soldatinnen im Zweiten Weltkrieg. Das waren keine grandiosen Heldengeschichten, die alten Frauen erzählten vom Grauen des Tötens, vom schwierigen Überleben in der Männerwelt und von der schweren Rückkehr in das Alltagsleben. „Die Männer haben ihre Kampfgefährtinnen vergessen, haben sie verraten. Sie haben ihnen den Sieg gestohlen und nicht geteilt“, sagt die Autorin.

Sie hat Collagen geschaffen, die das ganze Leid, die Katastrophen und den harten Alltag der Menschen in ihrer Heimat aufarbeiten. 2013 erhielt sie dafür den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Nun wird sie auch mit dem Literaturnobelpreis geehrt . Erstmals seit der Auszeichnung für den russischen Dichter Joseph Brodsky 1987 geht der Preis wieder in den früher sowjetischen Sprach- und Kulturraum.

Die weißrussische Schriftstellerin Swetlana Alexijewitsch wurde vor 65 Jahren am 31. Mai 1948 in Stanislaw, Ukraine, als Tochter einer Lehrerfamilie geboren. Ihre Mutter war Ukrainerin, ihr Vater Weißrusse.

Weblink:

Alexijewitsch: Großes Werk aus vielen Einzelstimmen - www.focus.de/kultur

Freitag, 9. Oktober 2015

Swetlana Alexijewitsch erhält Literaturnobelpreis

Swetlana Alexandrowna Alexijewitsch

Der Literaturnobelpreis geht in diesem Jahr an die weißrussische Schriftstellerin Swetlana Alexijewitsch. Swetlana Alexijewitsch wird in diesem Jahr mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet. Sie befand sich schon länger auf der Liste der Favoriten vür ie Preisverheihung.

Die Journalistin und Schriftstellerin werde für ihr "vielstimmiges Werk" geehrt, das "dem Leid und dem Mut unserer Epoche ein Denkmal setzt", sagte die Leiterin der Akademie und Jury-Vorsitzende.

Die weißrussische Autorin befasst sich in ihren Werken mit der sowjetischen Vergangenheit. Alexijewitsch wurde im Vorfeld als Favoritin gehandelt; sie ist die 14. Frau, die den Literaturnobelpreis erhält.

Mit Swetlana Alexijewitsch wird eine weißrussische Schriftstellerin geehrt, welche die Lebenswelten ihrer Mitmenschen aus Weißrussland, Russland und der Ukraine nachzeichnet und in Demut und Großzügigkeit deren Leid und deren Leidenschaften Ausdruck verleiht.

Alexijewitsch ist mit einem ganz eigenen literarischen Stil zum moralischen Gedächtnis des zerfallenen Sowjetimperiums geworden. Die weißrussische Schriftstellerin hat mit ihren Collagen das Leid, die Katastrophen und den harten Alltag der Menschen in ihrer Heimat aufgearbeitet.

Mit den Berichten über Tschernobyl, über den sowjetischen Afghanistan-Krieg und über die unerfüllten Hoffnungen auf ein freiheitliches Land nach dem Auseinanderbrechen des Sowjetimperiums lässt sie in der tragischen Chronik der Menschen einen Grundstrom existentieller Enttäuschungen spürbar werden.

Sie interviewt Zeitzeugen und macht daraus Literaur. Sie gibt den Menschen eine Stimme. Aus den vielen Stimmen setzen sich ihre Protokolle zusammmen.

Swetlana Alexijewitsch hat durch die Komposition ihrer Interviews, die auch die Grundlage ihres neuesten Buches »Secondhand-Zeit« bilden, zu einer eigenen literarischen Gattung gefunden, zu einer chorischen Zeugenschaft. Als moralisches Gedächtnis hinterfragt sie, ob Frieden, Freiheit und Gerechtigkeit nicht die besseren Alternativen wären.

Mit ihrer Affinität zum Abgründigen im Menschen steht Alexijewitsch in der russischen Tradition einer großen Literatur des Leidens. Doch ihre Erzähler sind nicht nur Nachfahren Dostojewskis. Sie sind ebenso Kafkas Enkel, deren Welt zerfallen ist und die ihr Leben wie im Schock erfahren.

Die nun ausgezeichnete Autorin ist hierzulande keine Unbekannte. Swetlana Alexijewitsch wurde bereits 2013 mit dem »Friedenspreis des deutschen Buchhandels« und 1998 mit dem »Leiziger Buchpreis für den Frieden« augezeichnet.

Weblink:

Vielstimmige Mahnerin - 3 Sat Kultuzeit - www.kulturzeit.de

Dienstag, 31. März 2015

»Das Labyrinth der Einsamkeit« von Octavio Paz

<center><img title="»Das Labyrinth der Einsamkeit« von Octavio Paz" src="http://t2.gstatic.com/images?q=tbn:ANd9GcTipBQRQvhaXMCjp97mTeIT9RkDKzZvR6iTe6BzKnHnbJsu0kDCwlVcqj4" width="124" height="124" alt="Octavio Paz"/></center>

Der Essay <a title="Octavio Paz Das Labyrinth der Einsamkeit" href="http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/351839472X/zitatenschatz-21" rel="nofollow" target="blank">»Das Labyrinth der Einsamkeit«</a>, bereits 1950 erschienen, ist das immer noch wichtigste Werk zum Verständnis Mexikos, dieses kastilischen Volkes mit aztekischen Wurzeln. Es ist ein zentrales Werk zur Vermessung des Seelenzustandes Mexikos und seiner Einwohner und es wirft viele Fragen auf zum Selbstverständnis der Mexikaner. Der 220-seitige Essay ist Grundlegung und Wegbereitung zugleich.

Für Paz sind die Mexikaner von ihrer Abstammung her sowohl Spanier wie auch Indianer, auch wenn sie auch weder von den einen noch von den anderen abstammen wollen. Mit der Ablehnung ihrer Vergangenheit verneinen die Mexikaner sich selbst: "Sie werden zu Söhnen des Nichts und beginnen in sich selbst."

In seinem berühmten Essay »Das Labyrinth der Einsamkeit« analysiert Octavio Paz den Komplex verschiedener Kulturen Lateinamerikas – das Trauma der spanischen Eroberung – und behandelt die »mexicanidad«, die besondere historische und psychologische Lage Mexikos.

Der Essay stellt eine komplexe Analyse des mexikanischen Charakters dar. Ausgangspunkt der Analyse ist der »pachuco«, der in die USA ausgewanderte Mexikaner, der einerseits kein Mexikaner sein will, andererseits sich aber jeglicher Integration in das soziale Leben der USA verweigert.

Der »pachuco« befindet sich in einem tiefen Zwiespalt, der Ausdruck der kollektiven Identitätskrise seines Volks ist. Die Wurzeln der »soledad», der Einsamkeit, des »pachuco« sieht Paz in dem mexikanischen Urtrauma der spanischen Eroberung der Azteken unter Hernán Cortés (1485–1547). Der Mexikaner verleugnet seinen Ursprung, den indigenen wie den spanischen.

<div style="float: right; margin: 0px 10px 10px 0px; width: 57px"><a title="Octavio Paz Das Labyrinth der Einsamkeit" href="http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/351839472X/zitatenschatz-21" rel="nofollow" target="blank"><img alt="Das Labyrinth der Einsamkeit" src="http://images-eu.amazon.com/images/P/351839472X.03.TZZZZZZZ.jpg" width="57" border="0"/><br />Das Labyrinth der Einsamkeit</a></div>

Im Epilog sucht Paz nach einem Entkommen aus dem Labyrinth der »soledad«. Sein Ziel ist es, die nationalistischen Formen der »mexicanidad« durch die existenzialistische und universelle Formel der Einsamkeit des Individuums zu ersetzen. Die durch die Einsamkeit und die Tragik einer entwurzelten Kultur bestimmte gesellschaftliche Situation Mexikos sieht er nur durch die Utopie der mexikanischen Revolution als Rückkehr zum Ursprung überwindbar.

Der Essay weist dem magischen Realismus bereits den Weg, der sich erst später in der Literatur Lateinamerikas durchsetzen sollte. Er kann als indirekte <b>Grundlegung des magischen Realismus</b> angesehen werden – einer literarischen Strömung, die sich Phänomenen zuwendet, denen eine über das rational Erklärbare hinausgehende Bedeutung für den Menschen zugemessen wird.

Kennzeichnend für den magischen Realismus sind neben der mythischen Dimension formale Offenheit und sozialkritischer Realismus. So untersuchte Paz die Eigenheiten des mexikanischen Volks in soziologisch-psychologischer, kultureller und historischer Hinsicht.

»Das Labyrinth der Einsamkeit« wurde als »schöne Abhandlung der Mythifikation« schlechthin bezeichnet und galt seit seiner Publikation als Emblem des Anschlusses Mexikos an die universelle Kultur. Nicht zuletzt mit diesem Buch wurde Paz zum »poeta doctus« in der Weltliteratur des 20. Jahrhunderts.


Weblink:

<a title="Octavio Paz Das Labyrinth der Einsamkeit" href="http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/351839472X/zitatenschatz-21" rel="nofollow" target="blank"><img alt="Das Labyrinth der Einsamkeit" src="http://images-eu.amazon.com/images/P/351839472X.03.TZZZZZZZ.jpg" width="57" border="0"/><br />Das Labyrinth der Einsamkeit</a> von Octavio Paz 

Samstag, 11. Oktober 2014

»La place de l'étoile« von Patrick Modiano

<center><!-- img title="»La place de l'étoile« von Patrick Modiano" src="http://www.texaswatertowers.com/kayandlyn/imagespostcards/postcard_france_4.jpg" width="280" height="" alt="La Place de l'Etoile "/ --><a title="Patrick Modiano La place de l'étoile" href="http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/342314100X/zitatenschatz-21" rel="nofollow" target="blank"><img alt="La place de l'étoile" src="http://images-eu.amazon.com/images/P/342314100X.03.TZZZZZZZ.jpg" width="75" border="0"/><br />La place de l'étoile</a></center>
 
Patrick Modiano gehört heute zu den bedeutendsten französischen Schriftstellern der Gegenwart. Bekannt wurde Modiano 1968 durch die Veröffentlichung seines Romans <a title="Patrick Modiano La place de l'étoile" href="http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/342314100X/zitatenschatz-21" rel="nofollow" target="blank">»La place de l'étoile«"</a> - eine Reminiszenz auf den sternförmigen Platz rund um den Arc de Triumph, den Triumphbogen von Paris. <!-- 22-jährig schrieb er 1967 seinen Debütroman »Place de l'Étoile«. -->

Der Roman spielt in Paris zur Zeit des Nationalsozialismus und er sorgte für gewaltiges Aufsehen, denn der jüdische Autor lässt durch den jüdischen Erzähler Raphael Schlemilovitch, der in der deutschen Besatzungszeit zum Nazispitzel wird, in einer vorgegaukelten Autobiografie facettenreich die Lebensentwürfe verschiedener Juden Revue passieren.

Der Roman zeigt die Misere französischer Juden während der Herrschaft des Nationalsozialsmus und der Besetzung Frankreichs schillernd und in vielen Facetten auf. Alle Verwirrungen französischer Intellektueller während des Zweiten Weltkriegs kommen zum Vorschein und werden in einer kaleidoskopartigen Seelenschau noch einmal durchlebt.

In den übertrieben dargestellten Figuren wird mit viel Ironie und Apercu der Judenhass verdeutlicht. Ob "Feld-und-Flur-Jude" oder "Kollaborationsjude", die gemeinten Vorbilder sind für Eingeweihte unschwer erkennbar, wie zum Beispiel die Nazi-Sympathisanten Simone Weil-Céline und Maurice Sachs, wie der distinguierte Jude Proust-Daniel Halévy-Maurrois oder der Militärjude Dreyfus-Stroheim.

Der Roman spielt mit dem Stilmittel der Übertreibung und ist eine aufsehenerregende Parodie auf den Antisemitismus. Es ist ein unglaublich virtuoses Buch mit einer Fülle von Anspielungen, welche die alt überlieferten Annahmen und Vorstellungen auf den Kopf stellen und durchaus zu Irritationen beim Leser führen können.

Den deutschsprachigen Lesern wurde Patrick Modiano erst durch die Vermittlung Peter Handkes bekannt, der auch zwei seiner Romane übersetzte. Die beiden Romane »Place de l'Étoile« (2010) und »Im Café der verlorenen Jugend« (2012) sind mittlerweile auf Deutsch erschienen.

Weblink:

<a title="Patrick Modiano La place de l'étoile" href="http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/342314100X/zitatenschatz-21" rel="nofollow" target="blank"><img alt="La place de l'étoile" src="http://images-eu.amazon.com/images/P/342314100X.03.TZZZZZZZ.jpg" width="65" border="0"/><br />La place de l'étoile</a> von Patrick Modiano

Montag, 6. Oktober 2014

Lutz Seiler erhält Deutschen Buchpreis 2014

<center><img title="Lutz Seiler erhält Deutschen Buchpreis 2014" src="http://www.tagesschau.de/multimedia/bilder/lutz-seiler-101~_v-videowebs.jpg" alt="Lutz Seiler"/></center>

Für die vor dem Mauerfall auf Hiddensee angesiedelte Robinsonade wird der Autor Lutz Seiler mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichnet. Für das Finale des Buchpreises - der Gewinner erhält 25.000 Euro - waren sechs Romane nominiert.

Für seinen DDR-Aussteigerroman <a title="Kruso von Lutz Seiler" href="http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3518424475/zitatenschatz-21" rel="nofollow" target="blank">"Kruso"</a> hat Lutz Seiler den Deutschen Buchpreis 2014 erhalten. Poetisch und sinnlich beschreibe der Autor darin den Sommer des Jahres 1989 auf Hiddensee, begründete die Jury ihre Wahl. Sichtlich gerührt nahm er am Montagabend in Frankfurt den Preis entgegen.

Lutz Seilers <a title="Kruso von Lutz Seiler" href="http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3518424475/zitatenschatz-21" rel="nofollow" target="blank">"Kruso"</a> ist eine auf der Ostseeinsel Hiddensee spielender Abenteuerroman mit dem Abwäscher Edgar als Helden. Der wird Abwäscher auf Hiddensee, jener legendenumwogten Insel, die, wie es heißt, schon außerhalb der Zeit und »jenseits der Nachrichten« liegt. Der Roman erzählt über eine schwierige, zärtliche Freundschaft.

<center><iframe width="420" height="236" src="http://www.youtube.com/embed/qM3pgonJNzY" frameborder="0" allowfullscreen></iframe></center>

Der Autor habe in seiner Wendezeit-Parabel poetisch und sinnlich sowie in einer fast ins Magische gehenden Sprache den Sommer des Jahres 1989 auf der Insel Hiddensee beschrieben, würdigte die Jury den Roman. Als "Vorhof des Verschwindens" sei Hiddensee damals ein Ort für Sonderlinge, Querdenker, Freiheitssucher und angehende DDR-Flüchtlinge geworden.

Daraus habe Seiler eine packende Robinsonade um den titelgebenden Kruso und den jungen Abwäscher Edgar gemacht, pries das Kritiker-Gremium den Roman.

Hiddensee sei damals ein Ort für Sonderlinge, Querdenker, Freiheitssucher und angehende DDR-Flüchtlinge gewesen, erklärte die Jury. Daraus habe Seiler eine packende Robinsonade um den titelgebenden Kruso und den jungen Abwäscher Edgar gemacht.

Im Zentrums des Erstling-Romans steht eine Gruppe von Aussteigern, die eine Gaststätte auf Hiddensee betreibt. Seiler selbst arbeitete damals als Abwäscher auf der Insel. "Kruso" sei zugleich auch ein Requiem für alle Ostseeflüchtlinge, die bei ihrer Flucht ums Leben kamen, hob die Jury hervor.

Die Preisvergabe ist die Ouvertüre zur Frankfurter Buchmesse. Im Vorfeld der Buchmesse in Frankfurt wird traditionell der wichtige und hoch dotierte Deutsche Buchpreis verliehen. <!-- Und der geht an Lutz Seiler mit seinem Roman-Debüt "Kruso". -->

Weblink:

<a title="Kruso von Lutz Seiler" href="http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3518424475/zitatenschatz-21" rel="nofollow" target="blank"><img alt="Kruso" src="http://images-eu.amazon.com/images/P/3518424475.03.TZZZZZZZ.jpg" width="57" border="0"/><br />Kruso</a> von Lutz Seiler

Rezension:

<a title="»Kruso Rezension« von Joachim Weiser" href="http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/B00YSS726A/zitatenschatz-21" rel="nofollow" target="blank"><img alt="Kruso Rezension" src="http://images-eu.amazon.com/images/P/B00YSS726A.03.TZZZZZZZ.jpg" width="60" border="0"/><br />Kruso Rezension</a> von Joachim Weiser
<!--
Dieser Roman über den historischen Sommer 1989 ist ein Leuchtturm.

http://www.heute.de/lutz-seiler-erhaelt-deutschen-buchpreis-2014-35321990.html
Lutz Seiler erhält Deutschen Buchpreis 2014

http://www.hr-online.de/website/specials/buchmesse2014/index.jsp?rubrik=87367&amp;key=standard_document_53190729
Deutscher Buchpreis an Lutz Seiler --><!--

Einleitung

Im Herbst vor 25 Jahren nahte das Ende der DDR. Zeit also für einen Wende-Roman. Der Lyriker Lutz Seiler hat im reifen Mannesalter mit "Kruso" sein Romandebüt vorgelegt, das auf der abgelegenen Insel Hiddensee spielt.

Es behandelt das große Thema Freiheit – literarisch abgewandelt als Inselfreiheit. Der Roman spielt erzählerisch geschickt auf Hiddensee - einem Eiland als Sehnsuchtsort für Aussteiger und vor dem zeitlichen Hintergrund der DDR-Wende 1989.

Hier sind die „Schiffbrüchigen“ beheimatet, wie der deutschrussische Inselguru Kruso die Aussteiger der DDR-Gesellschaft nennt.

Daraus hat Seiler ein eigenes Kosmos gemacht und eine packende Robinsonade um den titelgebenden Inselguru Kruso und den jungen Abwäscher Edgar geschrieben, die in dem Roman zu Helden werden.

In einer Insel-Klause hoch über dem Meer lernt Edgar B. Alexander Krusowitsch Kruso kennen und es sich entwickelt daraus die Geschichte einer tiefen Männerfreundschaft.

Der Roman spielt im Jahr 1989 und ist vom Hauch der Wende umweht. Poetisch und sinnlich beschreibt der Autor darin den Sommer des Jahres 1989 auf Hiddensee.


Einleitung - vorläufiger Entwurf

Im Herbst vor 25 Jahren nahte das Ende der DDR. Zeit also für einen Wenderoman. Der Lyriker Lutz Seiler hat im reifen Mannesalter mit "Kruso" sein Romandebüt vorgelegt, das auf der abgelegenen Insel Hiddensee spielt.

Ort der Handlung ist die Insel Hiddensee. Die Ostseeinsel Hiddensee als exterritorialer Raum am Rand der DDR zwsichen Küste und Meer.

Der DDR-Aussteigerroman "Kruso" von Lutz Seiler ist eine vor dem Mauerfall auf Hiddensee angesiedelte Robinsonade. Hiddensee war damals ein Ort für Sonderlinge, Querdenker, Freiheitssucher und angehende DDR-Flüchtlinge und Lutz Seiler kennt sich aus auf der entlegenen Insel.

Daraus hat Seiler eine packende Robinsonade um den titelgebenden Kruso und den jungen Abwäscher Edgar gemacht. Poetisch und sinnlich beschreibt der Autor darin den Sommer des Jahres 1989 auf Hiddensee.

Kruso, der erste, lang erwartete Roman von Lutz Seiler, schlägt einen Bogen vom Sommer 89 bis in die Gegenwart.


Erzählung

"Kruso" ist eine auf der Ostseeinsel Hiddensee spielender Abenteuerroman mit dem Abwäscher Edgar als Helden. Der wird Abwäscher auf Hiddensee, jener legendenumwogten Insel, die, wie es heißt, schon außerhalb der Zeit und »jenseits der Nachrichten« liegt. Der Roman erzählt über eine schwierige, zärtliche Freundschaft.

Seiler erzählt hier von zwei Männern, Edgar Bendler und Alexander Krusowitsch, die sich ausgerechnet im Wendejahr 1989 der Welt entziehen wollen, um auf der Ostsee-Insel Hiddensee ihre ganz eigenen Vorstellungen von Freiheit zu realisieren. Mit den großen Fluchtbewegungen, die andere DDR-Bürger zu Zehntausenden in den Westen treibt, haben sie nichts am Hut, sie suchen ihre Freiheit im Innern.

Lutz Seilers "Kruso" ist eine auf der Ostseeinsel Hiddensee spielender Abenteuerroman mit dem Abwäscher Edgar als Helden, der auf eine Aussteigerinsel kommt. Edgar ist traumatisiert, seit seine Freundin bei einem Straßenbahnunfall ums Leben kam. Er wird nach einem Schicksalsschlag Abwäscher auf Hiddensee, jener legendenumwogten Insel, die, wie es heißt, schon außerhalb der Zeit und »jenseits der Nachrichten« liegt.

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Hier sind die „Schiffbrüchigen“ beheimatet, wie der deutschrussische Inselguru Kruso die Aussteiger der DDR-Gesellschaft nennt. Er will ihr guter Geist sein, sie in seinen freien „Inselstaat“ eingemeinden, damit sie keinen lebensgefährlichen Unsinn machen, etwa auf schwankenden Booten oder schwimmend die Freiheit in der Ostsee suchen. Und dabei umkommen, wie einst seine Schwester.

Edgar wird auf Hiddensee zu Krusos Freitag, ihre Freundschaft hat intellektuelle und homoerotische Prägung. Die Handlung entwickelt sich allerdings schleppend, ist überladen mit Details und (wie in so vielen "Ost-"Büchern) mehr oder weniger schmunzelnden Anspielungen auf die verblichene DDR-Kultur. Ausführlich geht es um die niederen Weihen des Geschirrspülens im Kult-Lokal „Der Klausner“, dem magischen Ort des Romans. Erfreulich ist der gelegentliche Witz des Buches. Das Begräbnis des „Lurchs“ ist eine skurrile und schön eklige Szene. Es handelt sich um ein meterlanges, wie mit Adern durchzogenes Gebilde aus verpappten Essensresten, das sich regelmäßig am Abflussrost des „Klausners“ bildet.

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Erzählung

Frühjahr 1989. Edgar Bendler studiert in Halle Germanistik und ist Experte für Georg Trakl. Er kann sehr gut auswendig lernen und hat in seinem Gehirn einen riesigen „Bestand“ an Gedichten und Texten. Aber seit seine Freundin G. bei einem Unfall (bereits im Vorjahr) ums Leben kam, hat auch Ed keinen Spaß mehr am Leben. Er bricht auf, nach Hiddensee, eine Insel, die in der DDR als beliebtes Ferienziel gilt und stark bewacht wird, weil von dort aus schon viele die Republik-Flucht versucht haben. Unterkünfte sind dort schwer zu bekommen.

Im Zentrums des Erstling-Romans steht eine Gruppe von Aussteigern, die eine Gaststätte auf Hiddensee betreibt. Seiler selbst arbeitete damals als Abwäscher auf der Insel. "Kruso" sei zugleich auch ein Requiem für alle Ostseeflüchtlinge, die bei ihrer Flucht ums Leben kamen, hob die Jury hervor.

Inselabenteuer und Geschichte einer außergewöhnlichen Freundschaft: "Kruso" schlägt einen Bogen vom Sommer 89 bis in die Gegenwart. Die einzigartige Recherche, die diesem Buch zugrunde liegt, folgt den Spuren jener Menschen, die bei ihrer Flucht über die Ostsee verschollen sind, und führt uns dabei bis nach Kopenhagen, in die Katakomben der dänischen Staatspolizei.

Als das Unglück geschieht, flieht Edgar Bendler aus seinem bisherigen Leben. Er wird Abwäscher auf Hiddensee, jener legendenumwogten Insel, die, wie es heißt, schon außerhalb der Zeit und »jenseits der Nachrichten« liegt. Im Abwasch des Klausners, einer Kneipe hoch über dem Meer, lernt Ed Alexander Krusowitsch kennen – Kruso. Eine schwierige, zärtliche Freundschaft beginnt. Von Kruso, dem Meister und Inselpaten, wird Ed eingeweiht in die Rituale der Saisonarbeiter auf Hiddensee und die Gesetze ihrer Nächte, in denen Ed seine sexuelle Initiation erlebt. Geheimer Motor dieser Gemeinschaft ist Krusos Utopie, die verspricht, jeden Schiffbrüchigen des Landes (und des Lebens) in drei Nächten zu den Wurzeln der Freiheit zu führen. Doch der Herbst 1989 erschüttert die Insel Hiddensee. Am Ende steht ein Kampf auf Leben und Tod – und ein Versprechen.

http://www.suhrkamp.de/Lutz-Seiler/Kruso_1206.html


Der 2014 erschienene Roman Kruso von Lutz Seiler spielt auf der Insel Hiddensee im Milieu der Saisonarbeiter und gesellschaftlichen Aussteiger zur Zeit des Zusammenbruchs der DDR 1989. Er erzählt die Geschichte der Freundschaft zwischen dem Germanistik-Studenten Edgar Bendler und dem Küchenmitarbeiter Alexander Krusowitsch, genannt Kruso, der in der Gemeinschaft der Saisonarbeiter als Autorität anerkannt ist. Nach dessen Tod 1993 erfüllt Edgar das Versprechen, das Schicksal aller bei der Flucht über die Ostsee Verschollenen aufzuklären.

Wikipedia


Hiddensee - ein eigenes Kosmos

Die Ostseeinsel Hiddensee als exterritorialer Raum am Rand der DDR und ein merkwürdiges DDR-Biotop. Ort der Handlung ist die Insel Hiddensee. Die Handlung spielt hauptsächlich im Dornbusch, dem nördlichen Teil der Insel.

Hiddensee galt als Nische für Andersdenkende und Aussteiger, die im Sommer oft in Hotels, Restaurants oder als Rettungsschwimmer arbeiteten. Auf der kleinen Insel waren sie gut zu kontrollieren, und trotz teilweise offener Stasi-Beobachtung wurden manche Vorfälle und Treffen hingenommen.

Auf Hiddensee herrschte ein intellektuelles Klima, und Künstler, Schriftsteller, Schauspieler, Musiker und Wissenschaftler zogen sich hierhin zurück - ein merkwürdiges DDR-Biotop. Der Roman atmet die Freiheit der Insel.

Diesen Schauplatz von Hiddensee als „Sehnsuchtsort der Freiheit“ im Jahr 1989 spiegelt Lutz Seiler historisch genau wieder. Reale Vorbilder einzelner Romanfiguren sind jedoch nicht auszumachen. Im Epilog erzählt der Autor von seiner späteren Recherche bei dänischen Behörden nach DDR-Flüchtlingen von Hiddensee aus, von denen seit 1961 174 umkamen. Er findet die Identität von 15 anonymen Todesopfern aber nicht heraus, nur die Romanfigur „Speiche“ kann er identifizieren.

Wikipedia


Die Insel Hiddensee ist eigentlich wie geschaffen für die Erzählung eines großen Inselabenteuers. Die abgelegene Insel Hiddensee war damals ein Ort für Sonderlinge, Querdenker, Freiheitssucher und angehende DDR-Flüchtlinge und Lutz Seiler kennt sich aus auf der entlegenen Insel.

Im Zentrums des Erstling-Romans steht eine Gruppe von Aussteigern, die eine Gaststätte auf Hiddensee betreibt. Seiler selbst arbeitete damals als Abwäscher in einem Restaurant auf der Insel. "Kruso" war zugleich auch ein Requiem für alle Ostseeflüchtlinge, die bei ihrer Flucht ums Leben kamen.

Der Roman ist eine Hommege auf die von Künstlern und Aussteigern bewohnte Insel. Seiler hat aus dem abgelegenen Hiddensee ein eigenes Kosmos für seine Helden geschaffen.

Eine Robinsonade mit Robinson und Freitag

Lutz Seilers Roman »Kruso« ist eine moderne »Robinsonade«. Geschickt spielt Seiler mit dem Titel des Romans auf den 1719 erschienenen Roman »Robinson Crusoe von Daniel Defoe an.

Das literarische Motiv des Eingeschlossenseins auf einer Insel wird nach dem englischen Autor Daniel Defoe auch als »Robinsonade« bezeichnet.

Im Abwasch des Klausners, einer Kneipe hoch über dem Meer, lernt sein Held Edgar  Alexander Krusowitsch – auch Kruso genannt - kennen. Eine schwierige, zärtliche Freundschaft beginnt. Edgar wird auf Hiddensee zu Krusos Freitag, ihre Freundschaft hat intellektuelle und homoerotische Prägung.

Von Kruso, dem Meister und Inselpaten, wird Ed eingeweiht in die Rituale der Saisonarbeiter auf Hiddensee und die Gesetze ihrer Nächte, in denen Ed seine sexuelle Initiation erlebt.

„Kruso“ ist von eigenem Schwung und voll der Schönheit menschlicher Beziehungen, die sich hier aus einer modernen (obwohl auch schon gar nicht mehr so modernen) Robinsonade ergeben – der wunderliche alte Kruso und Ed als Tellerwäscher sind dabei Robinson und Freitag.

Man sieht Menschen hier sinnieren, und schon gibt es einen Satz aus dem Roman, der auch an diesem Abend wieder fiel und Hiddensee auf immer anhängen wird: „Wer hier war, hatte das Land verlassen, ohne die Grenze zu überschreiten.“

Erzähltechnik

Dieser Roman ist ein Werk über DDR-Thematik und den historischen Sommer 1989 als Hintergrund. Viele spezifische DDR-Themen werden hier eher hintergründig behandelt und sind in die Geschichte eingeflochten.

Lutz Seiler vermisst in seinem Roman den Schauplatz (Hiddensee), das Genre (Abenteuerroman) und die Geschichte (vom Untergang der DDR)  neu. Da wird die Robinsonade, die im Spitznamen des Helden anklingt, zur Abwaschorgie unter Deck, also in der Gastroküche und die Ostseeinsel zum Sammelbecken gestrandeter Freiheitssehnsüchtiger einer abgetakelten Gesellschaft.

Die Geschichte ist geschickt erzählt, verrät zunächst nicht alle Hintergründe, um sie dann wie beiläufig einzustreuen.
Es geht um die unterschiedlichsten Charaktere, die in einer besonderen Situation zu einem Team zusammenwachsen und anschließend, durch die plötzliche Wende überrascht, wieder auseinanderbröckeln.

Der Roman ist erzähltechnisch wie ein Schiff, das dem Untergang entgegensteuert. In der zweiten Hälfte nimmt dieses Schiff der umfangreiche Roman noch einmal Fahrt auf, als sich abzeichnet, dass sich die Außenwelt in umstürzlerischen Veränderungsprozessen befindet, die zunächst im Klausner gar nicht als das ankommen, was sie sind: das Ende des Sozialismus und das Ende der idealisierten Freiheit, die Kruso gegen die kapitalistischen Zwänge setzt.

Das anfängliche Bild des Klausners als Schiff wird hier in seiner Bedeutung am Ende noch einmal zur symbolischen Wirklichkeit: nach und nach verlässt die Besatzung ohne Vorankündigung den Klausner.

Als die Westgrenzen offen sind, bleiben von der utopischen Gemeinschaft nur noch Ed und Kruso übrig. Zu zweit versuchen Ed und Kruso das Schiff auf Kurs zu halten, können seinen Untergang aber doch nicht verhindern.

Kruso kann den Untergang seiner kleinen Welt und das Wegbrechen seines sozialen Beziehungsgeflechtes nicht verkraften und driftet nach und nach in den Wahn ab. Als er seinen Freund Ed körperlich attackiert, wird er verletzt.


Erzählstil - Rezension

"Kruso" spielt auf de Insel Hiddensee und greift damit schon mal das Insel-Thema auf. Die Insel Hiddensee ist eigentlich wie geschaffen für die Erzählung eines großen Inselabenteuers.

Die abgelegene Insel Hiddensee war damals ein Ort für Sonderlinge, Querdenker, Freiheitssucher und angehende DDR-Flüchtlinge und Lutz Seiler kennt sich aus auf der entlegenen Insel.

Auf Hiddensee lassen sich Geschichten von Abenteuer und Freiheit gut erzählen. Seiler hat mit Hiddensee einen wirklich interessanten Ort für seine Erzählung gewählt, denn das Insel-Thema kann auf Zustimmung hoffen. Ihm ist es erzählerisch recht eindrucksvoll gelungen, Hiddensee als “Sehnsuchtsort der Freiheit” im Jahr 1989 darzustellen.

"Kruso" ist ein poetisch verspieltes Werk und ein wunderlich poetischer Abgesang auf die DDR. So lässt sich das Werk durchaus lesen.

Erzählt wird die Geschichte einer Flucht, die gar keine Flucht ist. „Wer hier war, hatte das Land verlassen, ohne die Grenze zu überschreiten.“ Ein Hippieparadies auf Hiddensee und dann die plötzliche Wende.

Der Roman ist eine Hommage auf die von Künstlern und Aussteigern bewohnte Insel. Seiler hat aus dem abgelegenen Hiddensee ein eigenes Kosmos für seine Helden geschaffen. Bei den ganzen sich abspielenden Dramen, vernachlässigt der Autor nicht das zwinkernde Auge.




Erzählstil

"Kruso" spielt auf de Insel Hiddensee und greift damit schon mal das Insel-Thema auf. Die Insel Hiddensee ist eigentlich wie geschaffen für die Erzählung eines großen Inselabenteuers.

Der DDR-Aussteigerroman "Kruso" von Lutz Seiler ist eine vor dem Mauerfall auf Hiddensee angesiedelte Robinsonade, die ein Inselabenteuer und die Geschichte einer außergewöhnlichen Freundschaft erzählt.

Kruso, der erste, lang erwartete Roman von Lutz Seiler, schlägt einen Bogen vom Sommer 89 bis in die Gegenwart. Die einzigartige Recherche, die diesem Buch zugrunde liegt, folgt den Spuren jener Menschen, die bei ihrer Flucht über die Ostsee verschollen sind, und führt uns dabei bis nach Kopenhagen, in die Katakomben der dänischen Staatspolizei.

Der Autor beschreibt in seiner Wendezeit-Parabel poetisch und sinnlich sowie in einer fast ins Magische gehenden Sprache den Sommer des Jahres 1989 auf der Insel Hiddensee. Als "Vorhof des Verschwindens" sei Hiddensee damals ein Ort für Sonderlinge, Querdenker, Freiheitssucher und angehende DDR-Flüchtlinge geworden.

Daraus hat Seiler eine packende Robinsonade um den titelgebenden Kruso und den jungen Abwäscher Edgar gemacht.

Es ist Lutz Seilers Verdienst, daraus eine packende Robinsonade um den titelgebenden Kruso und den jungen Abwäscher Edgar gemacht zu haben.

Die eigenständige sprachliche Verbindung von historischer Genauigkeit, Sinnlichkeit und traumhaften Schilderungen erinnert an den Magischen Realismus.


Erzählstil - Entwurf

Der DDR-Aussteigerroman "Kruso" von Lutz Seiler ist eine vor dem Mauerfall auf Hiddensee angesiedelte Robinsonade, die ein Inselabenteuer und die Geschichte einer außergewöhnlichen Freundschaft erzählt.

Kruso, der erste, lang erwartete Roman von Lutz Seiler, schlägt einen Bogen vom Sommer 89 bis in die Gegenwart. Die einzigartige Recherche, die diesem Buch zugrunde liegt, folgt den Spuren jener Menschen, die bei ihrer Flucht über die Ostsee verschollen sind, und führt uns dabei bis nach Kopenhagen, in die Katakomben der dänischen Staatspolizei.

Der Autor beschreibt in seiner Wendezeit-Parabel poetisch und sinnlich sowie in einer fast ins Magische gehenden Sprache den Sommer des Jahres 1989 auf der Insel Hiddensee. Als "Vorhof des Verschwindens" sei Hiddensee damals ein Ort für Sonderlinge, Querdenker, Freiheitssucher und angehende DDR-Flüchtlinge geworden.

Daraus hat Seiler eine packende Robinsonade um den titelgebenden Kruso und den jungen Abwäscher Edgar gemacht.

Es ist Lutz Seilers Verdienst, daraus eine packende Robinsonade um den titelgebenden Kruso und den jungen Abwäscher Edgar gemacht zu haben.

Die eigenständige sprachliche Verbindung von historischer Genauigkeit, Sinnlichkeit und traumhaften Schilderungen erinnert an den Magischen Realismus.


Sprache

Das Buch ist das Werk eines Lyrikers - ein gut erzählter Roman  mit lyrischen Anklängen und epischen Schwächen - ein großer Roman - und niemand weiß warum.

Die Sprache ist schlicht, schnörkellos, akademisch, und manchmal schimmert sogar etwas durch von Erzählkunst. Aber macht die Sprache allein einen großen Roman aus und ist das wirklich ein großer Roman?

Die Sprache ist lyrisch angehaucht wie der Held des Romans, der Germanistik-Student Edgar aus Jena.

Lutz Seiler beherrscht die Sprache, mit der er erzählt, aber er hätte mehr draus machen können. Es ist nicht mal sonderlich spannend geschrieben, dennoch eröffnet es eine eigene robinsonhafte Welt, die jedoch keine Abenteuer verspricht.


Sprache

"Kruso" ist das Werk eines Lyrikers. Der Autor beschreibt eine Lyrik der Freiheit. Der Roman ist ein lyrisches Spiel mit der Freiheit.

Seilers Roman ist lyrisch und sprachgewaltig. Schon jetzt ist er zu den großen deutschsprachigen Literaten der Gegenwart zu zählen.

Das Werk lebt von seiner Sprachgewalt und Poesie - vor allem der Poesie der Bilder. Ein unbedingtes Meisterwerk ist dieses Buch ungeachtet seiner hohen Ambitionen und seiner überdurchschittlichen Sprache nicht.

Lutz Seiler beschreibt poetisch und sinnlich sowie in einer fast ins Magische gehenden Sprache den Sommer des Jahres 1989 auf der Insel Hiddensee.

Lutz Seiler hatte vorher Essays, Erzählungen und Gedichte veröffentlicht. Die Buchpreis-Jury urteilte: Sein „erster Roman überzeugt durch seine vollkommen eigenständige poetische Sprache, seine sinnliche Intensität und Welthaltigkeit”. Weiter wird eine „lyrische, [...] ins Magische spielende[n] Sprache” hervorgehoben.

„Anschaulich bis zum Ekel beim Lesen sind die Szenen in der Abwaschküche, wenn Teller vorgereinigt werden oder Abflüsse verstopfen. Alles in dem Roman ist nicht nur zu lesen, sondern zu hören, zu riechen, zu schmecken.”


Einordnung

Es ist ein Buch eines Debütanten - abgesehen von seinen Gedichten und Erzählungen – für mich ist er ein neuer Autor - und ob Lutz Seiler dieses Buch nachhaltig begründen kann, muss man erst abwarten.

Das Buch ist schon ein großer Roman, und niemand weiß warum. Die Sprache ist schlicht, schnörkellos, akademisch, und manchmal schimmert sogar etwas durch von Erzählkunst.

Das Thema reizt, handelt es sich doch um eine Geschichte über und ihr individuelles Verhältnis zum Thema Sozialismus und DDR-Diktatur.

Dieses Buch kann man als DDR-Roman am ehesten  mit Uwe Tellkamps Wenderoman „Turm“ oder Ruges „In Zeiten des abnehmenden Lichts“ vergleichen.

Ist dies ein Buch, das man mit Tellkamps „Turm“ oder Eugen Ruges „In Zeiten des abnehmenden Lichts“ vergleichen kann? Nur weil die Autoren aus dem Gebiet der ehemaligen DDR stammen? Was soll das noch, die DDR?

Vom Typus her ist es ein klassischer Inselroman wie sein Vorbild „Robinson Crusoe“.

Der Vergleich mit Thomas Manns „Zauberberg“ jedoch erscheint überzogen.


Einordnung

"Kruso" ist ein DDR-Aussteigerroman. Da er im Jahr 1989 spielt, ist er auch ein Wenderoman.

"Kruso" von Lutz Seiler ist eine Allegorie auf die Freiheit und eine Wendezeit-Parabel. Der lyrisch angehauchte Romnan ist ein Versprechen auf die Freiheit.

Der Roman ist ein lyrisches Spiel mit der Freiheit. Seilers Roman ist lyrisch und sprachgewaltig. Schon jetzt ist er zu den großen deutschsprachigen Literaten der Gegenwart zu zählen.

"Kruso" ist ein "Wenderoman" über die letzten Tage der DDR - ein entspanntes Sommerbuch vor zeithistorischem Hintergrund. Seiler entwirft eine Utopie, die zum Scheitern verurteilt ist.

Als "Vorhof des Verschwindens" sei Hiddensee damals ein Ort für Sonderlinge, Querdenker, Freiheitssucher und angehende DDR-Flüchtlinge geworden.

Ein seltenes Buch, das bleiben wird. Im Text finden sich Referenzen an Uwe Johnson und Wolfgang Hilbig, in diese Reihe wird es einmal gehören.


Einordnung

Was ist nun "Kruso"? - "Kruso" ist ganz unbestritten ein Inselroman, denn er spielt auf der Insel Hiddensee und er erweckt Assoziationen zu „Robinon Crusoe“, doch hier hinkt der Vergleich, denn hier wird das Insel-Thema nur in andere Richtung variiert.

Lutz Seiler ist es gelungen, eine Robinsonade geschrieben zu haben, ein richtiger Abenteuerroman freilich ist es nicht, weil darin einfach zu wenig Handlung vorkommt.

"Kruso" ist weniger ein Abenteuerroman, denn dafür ist die Handlung zu dürftig. Wer gerne Abenteuerromane liest, sollte hier Abstand nehmen.

"Kruso" erzählt eher die Geschichte einer Freundschaft auf einer abgelegenen Insel. „Kruso“ ist ein Roman über eine tiefe Freundschaft. Edgar wird auf Hiddensee zu Krusos Freitag, ihre Freundschaft hat intellektuelle und homoerotische Prägung.

„Kruso“spielt im Wendejahr 1989 in der DDR und ist daher gewiss auch ein DDR-Roman, vergleichbar Tellkamps „Turm“ oder Ruges „In Zeiten des abnehmenden Lichts“.

Aber ist dies ein Buch, das man mit Tellkamps „Turm“ oder Ruges „In Zeiten des abnehmenden Lichts“ vergleichen kann? Nur weil die Autoren aus dem Gebiet der ehemaligen DDR stammen?


Von Hiddensee wird nach Gerhart Hauptmann endlich wieder Weltliteratur gemacht. Diesmal sogar kunstvoller als Tellkamp und Ruge. Erst die nächten Veröffentlichungen werden aber zeigen, ob Lutz Seiler den Erwartungen gerecht geworden ist.


Kritik

"Kruso" ist ein Buch eines Lyriker und Debütanten - abgesehen von seinen Gedichten und Erzählungen, Seiler ist ein neuer Autor - und ob Lutz Seiler dieses Buch nachhaltig begründen kann, muss man erst abwarten.

Aber man sieht Menschen hier auch tragisch scheitern. Man könne das Buch, so die Jury, „als wortgewaltige Geschichte eines persönlichen und historischen Schiffbruchs lesen – und als Entwicklungsroman eines Dichters“.

Eine literarische Kritik dieses Buches ist nicht ganz einfach, denn zum einen ist es der Debütroman und zum anderen steht es in dem Verdacht, von den  Literaturkritiken hochgejubelt worden zu sein. Das Buch changiert zwischen Weltliteratur und Tellerwäscher-Roman.

"Kruso" ist ein Buch mit lyrischem und erzählerischen Anspruch, doch Anspruch und Wirklichkeit fallen bei diesem hochgelobten Buch auseinander.

Den Mangel an … macht das Buch durch … wett.


Kritik

"Kruso" ist ein gelungener Debüt-Roman mit reichlich Potential. Ein Meisterwerk ist dieses Buch ungeachtet seiner hohen Ambitionen und seiner überdurchschittlichen Sprache nicht. Jedoh ist der Roman weitaus mehr als "Tellerwäscher-Lyrik".

Die Presse jubelt ekstatisch, doch  der Roman bleibt leider etwas hinter den hochgetriebenen Erwartungen zurück. Sicher kein schlechtes Buch, sprachlich anspruchsvoll, aber doch langatmig und streckenweise esoterisch vermumpft. Es bestätigt sich die alte Wahrheit, dass Lyriker nicht die besten Romanautoren sind.

Das Personal des Romans hat zu wenig Faszinationskraft für einen 500-Seiter. Vor allem die Hauptfigur kommt mir nicht wirklich nahe: Edgar Bendler in seiner "Thälmann-Jacke", der Trakl-lesende Literaturstudent aus Halle, immer ein wenig neben der Spur. Problematisch, wenn bei einem „Bildungs“- oder „Initiationsroman“ (mit dem „Zauberberg“ ist das Buch ja von einer verzückten Kritikerin verglichen worden, s.o.) die Hauptfigur nicht zur „Identifikation“ einlädt (womit ich natürlich nicht meine, dass sie sympathisch sein soll, sondern spannend in ihren inneren und äußeren Konflikten). Ed ist traumatisiert, seit seine Freundin bei einem Straßenbahnunfall ums Leben kam. Auch das wird nicht so erzählt, dass es einen wirklich berührt.

Es läuft, wieder einmal, auf die letzten Tage der DDR hinaus. „Alle Grenzen waren offen.“ Dieses Thema, muss ich gestehen, ist für mich durch. Ist es nicht mal für eine Weile gut mit den sogenannten „Wende-Romanen“? Mit all dem Geraune von der „gescheiterten Utopie“?

Am Interessantesten ist die Beschreibung der Ostseeinsel Hiddensee als exterritorialer Raum am Rand der DDR, oder fast schon jenseits von ihr. Es geht um Hiddensee im wahren Sinn des Wortes – „hidden“, versteckt also, sind hier die „Schiffbrüchigen“, wie der deutschrussische Inselguru Kruso die Aussteiger der DDR-Gesellschaft nennt. Er will ihr guter Geist sein, sie in seinen freien „Inselstaat“ eingemeinden, damit sie keinen lebensgefährlichen Unsinn machen, etwa auf schwankenden Booten oder schwimmend die Freiheit in der Ostsee suchen. Und dabei umkommen, wie einst seine Schwester.

Edgar wird auf Hiddensee zu Krusos Freitag, ihre Freundschaft hat intellektuelle und homoerotische Prägung. Die Handlung entwickelt sich allerdings schleppend, ist überladen mit Details und (wie in so vielen "Ost-"Büchern) mehr oder weniger schmunzelnden Anspielungen auf die verblichene DDR-Kultur. Ausführlich geht es um die niederen Weihen des Geschirrspülens im Kult-Lokal „Der Klausner“, dem magischen Ort des Romans. Erfreulich ist der gelegentliche Witz des Buches. Das Begräbnis des „Lurchs“ ist eine skurrile und schön eklige Szene. Es handelt sich um ein meterlanges, wie mit Adern durchzogenes Gebilde aus verpappten Essensresten, das sich regelmäßig am Abflussrost des „Klausners“ bildet.

Im letzten Drittel wurde es mir dann jedoch zuviel mit der Hiddensee-Esoterik und der Bruderschaft des „Klausners“. Es hat etwas von Veteranenprosa. Diejenigen, die selbst nicht zu den DDR-Hippies von 1989 gehörten (oder sich ihnen heute im Geist zuzählen), bleiben außen vor. Ganz anders als im "Zauberberg". Man muss nicht selbst im Davoser Lungensanatorium gewesen sein, um das Buch zu genießen.

Ein Meisterwerk ist dieses Buch ungeachtet seiner hohen Ambitionen und seiner überdurchschittlichen Sprache nicht. Es ist eher selbst eine Art literarischer „Lurch“, an dem sich alles Mögliche angepappt hat. Immerhin über Strecken ein Stück interessanter Ethnologie eines merkwürdigen DDR-Biotops.

Es bestätigt sich die alte Wahrheit, dass Lyriker nicht die besten Romanautoren sind.


Meinungen

Roman Bucheli schreibt in der NZZ, Seiler blicke „geradezu angestrengt vom historischen Geschehen weg und hin zu seinen sehr intim gezeichneten Protagonisten”. Diese „Verweigerung eindeutiger Gesten” in Poesie und Politik sei eine Provokation: „Poesie ist Widerstand”, sagt einer der Romanhelden. Die Umbruchszeit wird nur „in kleinen Anspielungen auf den panischen Staatsapparat beschworen”.

Für Christoph Schröder von der taz ist das Buch daher ein Beispiel für anhaltend unterschiedliche Tendenzen in der deutschen Literatur: „Bekennt man sich im ehemaligen Westen zu einem offensiven Realismus, halten die Ost-Schriftsteller an dem Versteckspiel fest, das einmal überlebensnotwendig war.”


Fazit

Lutz Seiler hat im reifen Mannesalter sein Romandebüt vorgelegt, mit dem er sich sogleich in die erste Reihe der Schriftsteller hierzulande katapultiert hat.

Der lesenswerte und sprachlich versierte Roman ist eine Hommege auf die von Künstlern und Aussteigern bewohnte Insel, gereift aus dem eigenen Erlebnis als ehemaliger Inselbewohner.

Dieser Roman über den historischen Sommer 1989 ist ein Leuchtturm.

Lutz Seiler vermisst in seinem Roman den Schauplatz (Hiddensee), das Genre (Abenteuerroman) und die Geschichte (vom Untergang der DDR)  neu. Da wird die Robinsonade, die im Spitznamen des Helden anklingt, zur Abwaschorgie unter Deck, also in der Gastroküche und die Ostseeinsel zum Sammelbecken gestrandeter Freiheitssehnsüchtiger einer abgetakelten Gesellschaft. Ein Buch wie ein Leuchtturm

Der Roman ist eine Mischung aus Inselabenteuer, Wendroman und Geschichte einer außergewöhnlichen Freundschaft: Kruso, der erste, lang erwartete Roman von Lutz Seiler, schlägt einen Bogen vom Sommer 89 bis in die Gegenwart.

Ein Meisterwerk ist dieses Buch ungeachtet seiner hohen Ambitionen und seiner überdurchschittlichen Sprache nicht.

Fazit

Lutz Seilers Roman „Kruso“ ist auf alle Fälle einmal anders. Und vielschichtig. Das allein ist schon wohltuend inmitten all des Einheitsbreis, der so geschrieben wird. Er ist wie ein französischer Film, der spätnachts auf Arte läuft und nur wenige, kopfschüttelnde Zuschauer findet, nur da und dort wird einer nicken und sagen: „Ja, so isses. Ganz genau so war es. Ganz genau so“.

Kategorie: Gehobene Literatur

http://www.lovelybooks.de/autor/Lutz-Seiler/Kruso-1101211150-w/

Quellen

Lutz Seiler | Kruso

http://www.suhrkamp.de/Lutz-Seiler/Kruso_1206.html


Traumatisiert auf Hidensee

http://www.lovelybooks.de/autor/Lutz-Seiler/Kruso-1101211150-w/

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Samstag, 19. Juli 2014

»Der Kirschgarten« von Anton Tschechow

Der Kirschgarten
Der Kirschgarten

»Der Kirschgarten« von Anton Tschechow ist ein Abgesang auf die russische zaristische Gesellschaft und die alte Ordnung. Es ist das letzte Stück des russischen Dramatikers, welche die Geschichte der Gutsherrin Andrejewna Ranjewskaja erzählt, die unrealistische Illusionen für Ihre Rettung aus dem Bankrott hegt.

Im Zentrum des Geschehens steht der 22. August, der Tag, an dem der Kirschgarten versteigert werden soll. Wie ein Damoklesschwert hängen die Frist bis dahin und die Schulden über dem Figuren. Immerhin hängt ihr weiteres Leben vom Kirschgarten und dem Gut ab.

Andrejewna Ranjewskaja, die Gutsbesitzerin, ist erst vor kurzem aus Paris zurückgekehrt. Sie hat ihren Sohn verloren, ihr Geliebter in Paris hat sie ausgenommen, und mit ihrem Bruder hat sie alles Geld verprasst. Ihre Tochter Anja, genauso wie ihre Pflegetochter Warja und Charlotta, die Erzieherin, sind alle vom Gut abhängig. Der alte Diener Firs sowieso.

Für die Dame des Hauses ist der Kirschgarten Symbol für eine unschuldige, reine Jugend. Er ist der Inbegriff des Paradieses und des Glaubens daran, dass alles gut wird. Doch sie lebt in einer wirklichkeitsfremden Welt, schwelgt in Kindheitserinnerungen und gibt Feste; für die Rettung des Gartens und des Guts tut sie nichts.

Für den neureichen Kaufmann Lopachin ist dieser Garten jedoch nur ein reines Spekulationsobjekt. Am Ende wird er ihn ersteigern, die Bäume des schönen Kirschgartend unbedacht fällen und Ferienparzellen darauf errichten lassen.

Literatur:

Der Kirschgarten
Der Kirschgarten
von Anton Tschechow

Der Kirschgarten
Der Kirschgarten
von Anton Tschechow

Mittwoch, 16. Juli 2014

Anton Tschechow 1904 gestorben

Anton Tschechow

Der russische Schriftsteller Anton Tschechow starb vor 110 Jahren am 15. Juli 1904 in Badenweiler im Schwarzwald. Anton Tschechow war ein russischer Schriftsteller, Novellist und Dramatiker. Er entstammte einer kleinbürgerlichen südrussischen Familie und war Arzt von Beruf, betrieb Medizin jedoch fast ausschließlich ehrenamtlich.


Gleichzeitig schrieb und publizierte er zwischen 1880 und 1903 insgesamt über 600 literarische Werke. Tschechow veröffentlichte bereits während seines Medizinstudiums Kurzgeschichten unter einem Pseudonym. Bekannt geworden ist Tschechow vor allem als Dramatiker durch seine Theaterstücke wie »Die Möwe«, »Der Kirschgarten« oder »Drei Schwestern«.

Mit der für ihn typischen, wertneutralen und zurückhaltenden Art, Aspekte aus dem Leben und der Denkweise der Menschen in der russischen Provinz darzustellen, gilt Tschechow als einer der bedeutendsten Autoren der russischen Literatur.


Tschechow schrieb zeitlose Stücke über die russische Gesellschaft, das Leben und die Menschen in der Provinz, die ihn nicht nur zu einem berühmten Schriftsteller, sondern auch zu einem der berühmtesten und bis heute meistgespielten Autoren der Theatergeschichte gemacht haben. Seine zeitlosen Werke sind ein Spiegel der Gesellschaft.
In seinem Roman "Der Kirschgarten" steht der bizarre Streit unter den Familienmitgliedern um den Erhalt des Kirschgartens für das Festhalten an der alten Ordnung.

Der russische Schriftsteller Anton Tschechow wurde mit seinen Stücken zu einem der berühmtesten und bis heute meistgespielten Autoren der Theatergeschichte. Als Bühnenautor feiert Tschechow mit seinen Theaterstücken bis heute große Erfolge auf dne Theaterbühnen dieser Welt.

Anton Tschechow wurde 1860 in Taganrog (Südrußland) geboren.

Literatur:

Der Kirschgarten
Der Kirschgarten
von Anton Tschechow

Der Kirschgarten
Der Kirschgarten
von Anton Tschechow

Samstag, 12. Juli 2014

Pablo Neruda 110. Geburtstag

Pablo Neruda

Pablo Neruda wurde vor 110 Jahren am 12. Juli 1904 in Parral, einer Stadt in der Mitte Chiles in der Región del Maule, geboren. Pablo Neruda - eigentlich Neftal Ricardo Reyes Basoalto - war ein chilenischer Dichter und Schriftsteller, der sich auch politisch engagierte und sich vor allem gegen den Faschismus in seinem Heimatland und in Spanien einsetzte. 1971 erhielt er den Nobelpreis für Literatur.

Neruda war ein Weltbürger, der in seinem Heimatland wegen seiner politischen Haltung und seiner künstlerischen Kraft gleichermaßen als "El Poeta" verehrt wird. Das Pseudonym Pablo Neruda legte sich Neftal Ricardo Reyes Basualto 1920 in Anlehnung an den fast vergessenen patriotischen Dichter Tschechiens, Jan Neruda, zu.

Pablo Neruda wollte nicht nur die Dichtung seiner Heimat erneuern, er war auch das Sprachrohr des einfachen Volkes im Kampf gegen den Faschismus. Der junge Neruda war einer der literarischen Vorkämpfer eines antikolonialen Freiheitskampfes Lateinamerikas. Seine Poesie ist auch heute noch Ausdruck eines humanen Sozialismus.

Nerudas Lebensweg steht beispielhaft für den vieler Intellektueller seiner Zeit. Sein Leben war geprägt von der Suche nach dem richtigen Weg zu Wahrheit und Gerechtigkeit, er verirrte sich in Abwege und Widersprüche und war dennoch konsequent im Einsatz für die Schwachen und Unterdrückten.

brennender Präsidentenpalast in Santiago de Chile

Am 23. September 1973 erlag Neruda einem Krebsleiden, zwölf Tage nach dem Putsch in Chile unter Führung von Augusto Pinochet und dem gewaltsamen Sturz von Salvador Allende. Die Todesursache ist bis heute umstritten.

Empfohlenes Buch von Pablo Neruda:







Weblinks:

Pablo Neruda auf dem Portal www.el-poeta.de/

  Pablo Neruda - Wikipedia.org

Freitag, 13. Juni 2014

"1984" Buch des Jahres

George Orwell

George Orwells visionärer Zukunftsroman "1984", der im Jahr 1949 kurz vor seinem Tod erschien, wurde vor 30 Jahren in den USA als Buch des Jahres ausgezeichnet.

In seiner Utopie hatte der englische Schriftsteller das Bild eines totalitären Weltstaates entworfen, in dem jedes Aufbegehren durch Bewusstseinsmanipulation und perfekte Überwachung unterdrückt wird.

Der zentrale Satz des Buches, "Big brother is watching you", ist allgemein bekannt. Vorbild für die Anti-Utopie waren der Unterdrückungsapparat der Nationalsozialisten sowie die stalinistische Diktatur in der Sowjetunion.

Ursprünglich war "1984" nicht als Zukunftsroman geplant. Heute gilt das Werk als pessimistisch-prophetischer Entwurf der modernen Informationsgesellschaft. Gesellschaftliche Machtmechanismen waren auch Thema in Orwells satirischer Fabel "Animal Farm".

Orwells dystopische Version einer totalitären Welt, in der jedwedes Denken und Handeln der Partei und der von ihr ins Leben gerufene Gedankenpolizei kontrolliert wird, ist ein Plädoyer für eien freiheitliche Welt. Statt eines individuellen Ichs gibt es nur noch ein gefühlloses und gleichgeschaltetes Wir.


Weblinks:

George Orwell-Biografie - www.die-biografien.de

George Orwell-Zitate - www.die-zitate.de

Prism-Skandal: Orwells "1984" wird in den USA und Großbritannien wieder zum Bestseller - DER SPIEGEL

George Orwell

1984


Bücher:

»1984« von George Orwell - literatenwelt.blog.de

George Orwell zum 110.Geburtstag - literatenwelt.blog.de



Freitag, 6. Juni 2014

»Franz Kafka aus Prag« von Jiří Gruša

Jirí Gruša: Franz Kafka aus Prag

»Franz Kafka aus Prag« von Jiří Gruša ist ein Werk, welches aus der Sekundärliteratur über Fanz Kafka herausragt. Der Bildband ist zwar vom Format groß, von der Seitenzahl aber eher klein. Es enthält überwiegend Fotos und kleine Anmerkungen des Autors sowie Texte von Kafka - und ist leider nur noch im Antiquariat erhältlich.

Jirí Gruša teilt mit seinen Fotos aus Prag zur Zeit Franz Kafkas das historische Prag seinen Lesern mit. Er verschafft dabei dem Betrachter einen optischen Eindruck von der Schönheit Prags zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Sein kommentierter Bildband ist ein eindrucksvolles Zeugnis des Prager Leben zu dieser Zeit.

„Vielerlei Faktoren bestimmen Leben und Werk eines Künstlers – solche, die sich in der Biographie aufzeigen und im gesamten Schaffen analysieren lassen, und solche, die im Bild dokumentiert oder nachgewiesen werden können. Entscheidend ist die Umwelt, in die er hineinwächst, die Stadt. Sie hat er anzunehmen oder abzulehnen, ihr Altes und ihr Neues, ihr Selbstverständliches und ihr Außergewöhnliches. Er hat sich zu stellen oder sich zurückzuziehen, die Herausforderung der Enge zu akzeptieren und alle Wege zu beschreiten oder zu resignieren.

Prag hat, als Franz Kafka dort zur Welt kommt, noch immer fünf Viertel, obwohl das Tor zum fünften, zum Ghetto, schon lange freigegeben ist, doch niemand, der dort aufgewachsen ist, kann leugnen, daß es ein Stück von ihm bleibt. Und der Wunsch, von dort herkommend, das ‚Schloß’ zu erobern, dem Anderen zustreben zu können, weitet sich bis ins Schmerzliche. Wer aber an der Schwelle geboren ist wie Franz Kafka, wer um beide Seiten weiß, muß zum Mittler werden zwischen allen Zeiten.

Jiří Gruša hat Fotos der Stadt, wie Franz Kafka sie gesehen hat, und Aufnahmen von heute [Anfang der 80er Jahre] einander gegenübergestellt, hat ihnen Zitate und Beschreibungen zugeordnet und so ein Spannungsfeld geschaffen zwischen damals und jetzt. Kafkas Sicht seiner Welt wird in der Gegenwart abbildbar – seine Erfahrung wird unsere Erfahrung.“

aus dem Kladdentext des Bildbandes

Dienstag, 3. Juni 2014

Franz Kafka 90. Todestag

Franz Kafka


Franz Kafka starb vor 90 Jahren am 3. Juni 1924 im Alter von 40 Jahren in einem Lungensanatorium in Kierling bei Klosterneuburg in Niederösterreich.

Der Prager Schriftsteller gilt als der wohl rätselhafteste und vielschichtigste Autor der Moderne. Alle seine Prosawerke stellten den Menschen in einer Art Selbstentfremdung dar.

Franz Kafka

Kafka zählt zu den wenigen Autoren des frühen 20. Jahrhunderts, die den größten Teil ihres literarischen Werkes nicht als freie Schriftsteller, sondern neben einer sie voll in Anspruch nehmenden Berufsarbeit geschrieben haben. Dieser Umstand führte dazu, dass Kafka zeit seines Lebens nicht als Schriftsteller wahrgenommen wurde.

Bei Tage führte er das Leben eines Versicherungsbeamten, bei Nacht verwandelte er sich während der ekstatischen Exerzitien des Schreibens in den bedeutendsten Schriftsteller des 20. Jahrhunderts.

Wenngleich Kafka seine Arbeit mit bestem Gewissen versah und als zuverlässig und genau galt, waren die Stunden im Büro für ihn eine Belastung. Er sah die Arbeit stets als Hindernis für das Schreiben, dem er meist nachts nachging.

Franz Kafka zeichnete in seinen Romanen das Bild einer düsteren Welt, in der der ohnmächtige Einzelne anonymen, undurchschaubaren Mächten und Machtinstanzen gegenübersteht und denen er ausgeliefert ist. Wie in einem Albtraum bewegen sich Kafkas Protagonisten durch ein Labyrinth undurchsichtiger Verhältnisse und sind anonymen Mächten ausgeliefert.

Die beklemmende Welt der Kafka'schen Protagonisten, die im Bannkreis unsichtbarer, bedrohlicher Mächte leben, ist durch Verstörung und vitale Erschöpfung gekennzeichnet.

Zu Lebzeiten war Kafka der breiten Öffentlichkeit noch weitgehend unbekannt. Seine Skepsis gegenüber seinem Werk und seiner Dichterexistenz überhaupt ging so weit, dass er seinem engsten Freund und Nachlassverwalter Max Brod auftrug, seine unveröffentlichten Texte (darunter alle seine Romane) zu vernichten.

Überzeugt, "daß ich mich mit meinem Romanschreiben in schändlichen Niederungen befinde", hatte Franz Kafka vor seinem Tod, 1924, in "letzter Bitte" an seinen "liebsten" Freund Max Brod verfügt, "alles, was sich in meinem Nachlaß ... findet, restlos und ungelesen zu verbrennen".

Weltweit bekannt wurde Kafkas Werk erst nach dem Zweiten Weltkrieg, zunächst in den USA und Frankreich, in den 1950er-Jahren dann auch im deutschsprachigen Raum.

Heutzutage wird er als einer der wichtigsten Autoren des 20. Jahrhunderts eingeschätzt. Seine Werke wurden in alle Sprachen übersetzt und seine Bücher werden in anerkannten Universitäten analysiert.

Franz Kafka wurde am 3. Juli 1883 im jüdischen Viertel von Prag geboren.

Weblinks:

Franz Kafka-Biografie - www.die-biografien.de


Franz Kafka-Zitate - www.die-zitate.de


Onkels Schätze - Literatur Kafka-Nachlass - »DER SPIEGEL«

Montag, 2. Juni 2014

»Hotel Savoy« von Joseph Roth

Hotel Savoy

Der 1924 erschienene Roman »Hotel Savoy« von Joseph Roth erzählt eine pessismistische Heimkehrer-Geschichte aus der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen - jener Wirtschaftskrisenzeit, die Roth als Wartesaal voller radikalisierter Hoffnungen und unerfüllter Träume deutet. Der Roman erzählt von einer entwurzelten, zerfallenden Gesellschaft, von der Suche nach Heimat und Identität. Das Hotel ist dabei ein Spiegel der Gesellschaft - für die einen Absteige, für die anderen vornehme Residenz.

Ein Hotel wird in diesem frühen Roman Joseph Roths zur Metapher für die aus den Fugen geratene Welt nach dem Ersten Weltkrieg. In einem polnischen Städtchen nahe der russischen Grenze gelegen, nach außen mit seiner prunkvollen Fassade noch Zeuge der Vorkriegsepoche, beherbergt es im Innern die bunten Existenzen einer durcheinandergeratenen Zeit: Soldaten, Bankrotteure, Devisenschieber, Halbkünstler und leichte Mädchen.

»Meine Heimat war ein großes Haus mit vielen
Zimmern für viele Arten von Menschen.«
Gabriel Dan, Sohn russischer Juden, der in Wien großgeworden ist, betritt im Herbst 1919 nach langem Fußmarsch wieder die europäische Bühne. Nach fünf Jahren Krieg und Gefangenschaft zurückgekehrt, teilt sein Zimmer mit einem anarchischem Kommunisten und wird in die Aktivitäten der Armen und Reichen verstrickt. Alle aber warten auf die Ankunft des Milliardärs Bloomfield aus Amerika. Am Ende geht das Hotel in Flammen auf und wird so zu einem Symbol für die untergegangene Vorkriegswelt.

Weblink:

Hotel Savoy
Hotel Savoy
von Joseph Roth

Montag, 26. Mai 2014

"Mein Kampf" von George Tabori

<center><img title="Mein Kampf von George Tabori" src="https://encrypted-tbn3.gstatic.com/images?q=tbn:ANd9GcRK2tkUBsKtOZm6i8OPs-mYU9_dmS3D9V4_zTTLE1ViATO6y21_IV1gPEGhOw" width="149" height="134" alt="Mein Kampf von George Tabori"/></center>

"Mein Kampf" von George Tabori ist ein in Form einer Groteske im Jahr 1987 inszeniertes Theaterstück von George Tabori, das die "Wiener Jahre" Adolf Hitlers als Bewohner eines Männerwohnheims in der Hauptstadt Österreich-Ungarns vor dem Ersten Weltkrieg zum Thema hat.

George Tabori, in dessen Theaterstücken sich immer wieder die unmöglichsten Begegnungen ereignen, läßt in seiner Farce "Mein Kampf" den fliegenden Buchhändler Schlomo Herzl auf einen jungen Mann aus Braunau am Inn namens Adolf Hitler treffen.

In einem Wiener Männer-Asyl begegnen sie sich und sie teilen sich in den kalten Winternächten einen Mantel. Schlomo mag den jungen Hitler, aber seine Liebe und sein Geschichtenerzählen werden diesen gescheiterten Kunststudenten nicht von einer Weltkarriere als Würgeengel abhalten können.

In Taboris Stück wird die Entwicklung Hitlers vom erfolglosen und unbedarften Aspiranten eines Kunststudiums zum antisemitischen Demagogen und späteren despotisch herrschenden Diktator in einer zugespitzt-sarkastischen Weise interpretiert.

George Tabori nannte sein 1987 am Burgtheater uraufgeführtes Stück "einen theologischen Schwank" in dem sich Witz und Tiefsinn, Poesie und Melancholie, grauenhafte Realität und brüllende Komik so leichthin mischen, wie es nur Tabori vermochte.

Tabori führte Regie bei der Uraufführung des Stückes am 5. Mai 1987 im Akademietheater des Wiener Burgtheaters.

<!-- "Mein Kampf" ist eines der schönsten Stücke von George Tabori. -->

Samstag, 24. Mai 2014

George Tabori 100. Geburtstag (II)

George Tabori

George Tabori wurde vor 100 Jahren am 24. Mai 1914 als György Tábori in Budapest geboren. Tabori war ein Schriftsteller, Drehbuchautor, Übersetzer, Dramatiker und Theaterregisseur ungarischer Herkunft. Er war schon Lebzeiten eine Legende. Als Schauspieler, Dramatiker und Theaterregisseur jüdischer Herkunft hat er das Theater des 20. Jahrhunderts in entscheidendem Maße geprägt. Den Begriff „Regisseur“ lehnte er für sich als zu autoritär ab und bezeichnete sich stattdessen ihm gemäß als „Spielmacher“.

In seinen Theaterstücken setzte er dem Grauen von Rassismus und Massenmord schwarzen Humor und absurde Komik entgegen. George Tabori emigrierte als Zwanzigjähriger nach London, wo er als Schriftsteller debütierte. In den USA arbeitete er als Drehbuchautor unter anderem für Alfred Hitchcock und mit Bertolt Brecht zusammen.

1971 kehrte er nach Mitteleuropa zurück, wo er Inszenierungen an zahlreichen renommierten Bühnen aufführte. Ab 1986 in Wien erreichte er mit der »Der Kreis« am Burgtheater und seit 1999 in Berlin beim »Berliner Ensemble« den Höhepunkt seiner Theaterkunst. Viele Theaterfreunde schätzten den in seinen letzten Jahren „dienstältesten Theatermacher der Welt“ als den inoffiziellen „Theaterkönig“.

"'Mensch' ist mein liebstes Wort in der deutschen Sprache", hat George Tabori einmal gesagt. Die deutschen Verbrechen gegen die Menschheit überlebte der vor 100 Jahren geborene Autor, Regisseur und Schauspieler in Großbritannien. Seit den späten Sechzigern brachte er den Holocaust auf seine ganz eigene Art ins deutschsprachige Theater: brutal komisch, politisch völlig unkorrekt und mit "jüdischer Witz" nur notdürftig umschrieben.

Noch bis kurz vor seinem Tod 2007 war er »Berliner Ensemble« tätig. Der große „Spielmacher“ George Tabori starb am 23. Juli 2007 in Berlin.

Mittwoch, 14. Mai 2014

Die historische Figur des Albrecht Wallenstein

Albrecht Wallenstein

Albrecht Wallenstein - eigentlich Albrecht Wenzel Eusebius von Waldstein - wurde am 24. September 1583 in Hermanitz an der Elbe, Böhmen, geboren.

Wallenstein war Herzog von Friedland und Sagan, von 1628 bis 1631 als Albrecht VIII. Herzog zu Mecklenburg, Fürst zu Wenden, Graf von Schwerin, Herr von Rostock, Herr von Stargard und als Generalissimus zwischen 1625 und 1634 zweimal Oberbefehlshaber der kaiserlichen Armee im Dreißigjährigen Krieg.

Er kämpfte auf Seiten des Kaisers und der Katholischen Liga gegen die protestantischen Mächte Deutschlands sowie gegen Dänemark und Schweden, fiel jedoch später in Ungnade und wurde am 25. Februar 1634 in Eger von kaisertreuen Offizieren ermordet.

Der Historiker Friedrich Schiller schrieb ein Historiendrama über den berühmten Feldherren des Dreißigjährigen Krieges mit eigentlichem Namen Waldstein und machte darin die historische Figur zu seinem tragischen Helden.

Dienstag, 22. April 2014

Magischer Realismus in der Literatur

Der magische Realismus ist eine künstlerische Strömung, die seit den 1920er Jahren vor allem im Gebiet der Malerei und der Literatur in einigen Ländern Europas sowie Nord- und Südamerikas vertreten ist.

Der magische Realismus vermischt die Grenzen zwischen Realität und Phantasie. Er versteht sich als Gegenbewegung zu dem künstlerischen Realismus.

Er kombiniert als Kunstform zwei Konzepte, die in den Industrienationen als gegensätzlich gelten: Realität und Mythologie/Phantasie/Magie – doch der Gedanke ist, dass diese beiden im Sinne eines Balanceakts sehr wohl nebeneinander existieren können und nicht zwangsweise im Konflikt stehen. Gegenstück des magischen Realismus ist der soziale Realismus.

Der magische Realismus als literarische Form tauchte Anfang bis Mitte des 20. Jahrhunderts in Deutschland, Italien und im Flämischen auf und hat mit dem Umweg über Paris und Spanien schnell einen großen Einfluss auf die Literatur in Lateinamerika ausgeübt.

Angewendet auf die lateinamerikanische Literatur wurde der Begriff erstmals 1948 von dem Venezolaner Arturo Uslar Pietri. Als eigentlicher Vater des magisch-realistischen Stils in Lateinamerika wird Miguel Ángel Asturias mit seinem Roman »Hombres de maíz« (»Die Maismenschen«) aus dem Jahre 1949 angesehen.





Samstag, 5. April 2014

»Reise an den Rand des Universums« von Urs Widmer

Schweizer Autor Urs Widmer

Im August 2013 hat der Schweizer Schriftsteller Urs Widmer seine Autobiographie »Reise an den Rand des Universums« veröffentlicht.

Seine Autobiografie ist ein Erinnerungsbuch über die ersten dreißig Jahre seines Lebens. Mit dem Satz "Kein Schriftsteller, der bei Trost ist, schreibt eine Autobiographie" führte er sein Vorhaben selbst ad absurdum und machte sich beherzt ans Werk.



"Kein Schriftsteller, der bei Trost ist,
schreibt eine Autobiographie."

Urs Widmer



Urs Widmer hat die eigene Warnung in den Wind geschlagen und ein großartiges Erinnerungsbuch verfasst. Mit dreißig begann sein Leben als Schriftsteller. Die Zeit davor - womöglich der "Rand des Universums" - bildet das Fundament seines Werks und ihr ist dieses Buch gewidmet, den Fakten und Erinnerungen, wie es für ihn "tatsächlich" war.

Im Jahr 1968 hört diese Autobiografie auf -just in dem Jahr, als er mit der Erzählung "Alois" sein Debüt als Schriftsteller feierte. Es ist bewusst keine Autobiografie in der die öffentliche Existenz gespiegelt wird, sondern es ist eine berührende Schilderung über das "Werden" eines Menschen, der zum Literaten wurde.

Widmer erzählt erzählt darin seine Geschichte über das "Menschwerden", bevor er 1968 im Alter von 30 Jahren zum Schriftsteller wurde. Urs Widmer erzählt darin seine persönliche Geschichte aus den für die Weltgeschichte so entscheidenden Jahren 1938 bis 1968.

Mit zahlreichen Episoden überrascht Widmer den Leser, die er offen und ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen aus der Erinnerung hervorholt. Diese Erinnerungen waren für ihn jedoch ein schwieriger Prozess, denn er bekennt: "Ich habe schon gewusst, dass das alles in mir gelebt hat. Aber das Bestürzende war, wie das durch das Niederschreiben der Autobiografie viel lebendiger wurde."

Da sich die Autobiografie auf die ersten dreißig Lebensjahre beschränkt, findet man sehr wenig Aussagen über Widmers literarisches Schaffen, denn »Reise an den Rand des Universums« endet damit, dass er sein erstes Manuskript vollendet. - Eine durchaus gelungene Zäsur in seinem literarischen Werden.

Weblinks:

Reise an den Rand des Universums: Autobiographie
Reise an den Rand des Universums: Autobiographie
von Urs Widmer