Wer Bücher liebt, wer sich für die Machart von literarischen Texten interessiert, wird immer auch auf die philosophischen Inhalte eines Autors achten, auf die formalen Extravaganzen, das Eigenwillige und Einmalige.
Die Philosophie spielt im Werk von Thomas Bernhard eine zentrale Rolle. In seinen Texten finden sich mannigfache direkte und indirekte intertextuelle Bezüge, die von Michel de Montaigne und Blaise Pascal bis Gottlob Frege und Ludwig Wittgenstein reichen. haben Anklang gefunden
Bereits als Knabe studierte er, angeleitet von seinem Großvater, dem Schriftsteller Johannes Freumbichler, Hegel, Kant, Kierkegaard und Schopenhauer. Bernhard selbst bezeichnete sich als eine Art „philosophischen Aasgeier“.
Doch reicht die Bandbreite seiner - stets apodiktisch vorgetragenen - Aussagen bezüglich des Wertes der Philosophie von absoluter Bejahung bis hin zur uneingeschränkten Ablehnung. Die Philosophie sei ihm einerseits nicht weniger als „die mathematische Lösung des Lebens“, die den Ausweg aus der als sinnentleert empfundenen Welt bietet. In Der Weltverbesserer dagegen heißt es:
bis sie locker sind / und wenn wir lebenslang daran zerren / reißen wir alles nieder."
Mit Wittgenstein verbindet der Hang zu philosophischer Betrachtung und ebensolcher Sicht auf die Welt. Wittgenstein fungiert in dem Stück als Professor in Cambridge lediglich als eine literarische Andeutung in Gestalt des Professors Josef Schuster.
Die Besonderheit an Ludwig Wittgenstein war sein radikal neuer Denkstil. Ein unreflektierter Sprachgebrauch und die konventionelle Verwendung von Begriffen innerhalb der Philosophie sind für Wittgenstein die Ursache der Verwirrung beim Lösen philosophischer Probleme. Die sinnvolle Sprachverwen dung einer normalen Sprache in sinnvollen Kontexten ist sein Lösungsansatz. Wittgenstein lieferte jedoch keine explizit formulierte Theorie und ließ trotz seiner konzisen, klaren Sprache Spielraum für die eigenen Gedanken des Lesers.
Als Erster seiner Berufsgattung die Sprache in den Mittelpunkt seiner Theorien gestellt und eigene Theorie über Sprache entwickelt. „Die Grenzen meiner Sprache bedeuten die Grenzen meiner Welt“, lautet ein seine Weltsicht fundierendes Diktum. Der österreichische Philosoph übte mit seiner Theorie über Sprache einen wesentlichen Einfluß auf die Literatur aus.
Thomas Bernhard hat, noch ehe er auch als Theaterautor reüssierte, sein Schreiben einmal als performativen Akt charakterisiert: Man denke sich eine Bühne in totaler Finsternis, auf der es, sobald die Worte erscheinen, allmählich licht wird.
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