Samstag, 18. März 2023

»Exil« von Lion Feuchtwanger

Lion Feuchtwanger

"Exil" ist ein Klassiker der Exil-Literatur. "Exil" ist der letzte Teil der "Wartesaal"-Trilogie Die Wartesaal-Trilogie: Erfolg / Die Geschwister Oppermann / Exil (Feuchtwanger GW in Einzelbänden)."Exil" von Lion Feuchtwanger ist ein Schlüsselroman über das Leben deutscher Emigranten.

Schauplatz dieses Romans ist Paris, die Stadt, die für Tausende deutscher Flüchtlinge zum Exilort wurde. Im Frühjahr 1935 wird Friedrich Benjamin, ein bekannter Publizist und Redakteur einer deutschen Emigrantenzeitung, von den Nazis verschleppt. Sepp Trautwein, der von seinem Münchner Lehrstuhr vertriebene Musikprofessor und Komponist, gibt die Musik auf, um Benjamins Sache zu seiner eigenen zu machen.

Er kämpft einen fast hoffnungslosen Kampf, der sich schließlich als Ansporn und Bestätigung in seiner Kunst niederschlägt. Er komponiert die Sinfonie "Der Wartesaal", eine Metapher für die Zeit des Exils. Feuchtwanger wählte einen authentischen Fall als Ausgangspunkt für eine differenzierte Darstellung der Situation deutscher Exilanten, ihrer Existenznöte, ihrer politischen Zerrissenheit und ihres "ohnmächtigen und ein bißchen lächerlichen" Kampfes gegen einen riesigen Staat und seinen übermächtigen Apparat.

Exil
 

Exil von Lion Feuchtwanger

Als er den Roman schrieb, war Lion Feuchtwanger selbst seit mehreren Jahren im Exil in Frankreich, seit er während einer Reise von der nationalsozialistischen Machtergreifung überrascht wurde und nicht mehr – nie mehr – nach Deutschland zurückkehrte. Erneut, wie bereits in "Erfolg" (1930), wie in "Die Geschwister Oppermann" (1933), schrieb er in einem Roman die politische Entwicklung mit, mehr und mehr "im Wettlauf mit dem Krieg", wie er einmal bemerkt hat.

Der Autor in seinem Exil in Sanary-sur-Mer und seine Figuren in ihrem Exil in Paris warten auf die große Eruption. Zu Recht: Die ersten Teile der russischen Ausgabe von "Exil" erscheinen 1939 vor, die deutsche Ausgabe erscheint nach Kriegsbeginn. Feuchtwanger wird zusammen mit anderen Ausländern im Lager Les Milles bei Aix-en-Provence interniert und "Exil" markiert damit auch das Ende des französischen Abschnittes seiner Biographie. 1940 entkommt er dem Vichy-Regime nach New York.

Was Lion Feuchtwanger über das Flüchtlingsleben schreibt, ist heute so gültig und treffend wie vor 75 Jahren. Empathisch und skeptisch zugleich, die typische Feuchtwanger-Mischung, erzählt der Autor vom Exil als einem Zustand, der jeden an seine Grenzen treibt – auch die, die Exil gewähren, auch die, die mit den Verfolgern gemeinsame Sache machen. Sehr genau zeichnet der Roman den politischen Graubereich von Diplomatie und blinden Flecken nach, von Kompromiss und Kompromittierung, in dem gleichzeitig Hilfe geleistet und Hilfe verwehrt wird.

Die „Barbarei“ – immer wieder benutzt Feuchtwanger diesen Begriff, wie ein Ostinato, mit dem er der Welt die Wahrheit über das Hitler-Regime einzuhämmern versucht – die Barbarei in Deutschland scheint in Frankreich merkwürdig weit weg. Hier trifft man auf gebildete, kultivierte Nazis und ihre Handlanger, den Journalisten Wiesener zum Beispiel.

Auch in dessen innere Logik zwingt der Autor seine Leser hinein, in eine erschreckende Mischung aus Verlogenheit und Skrupellosigkeit. Der Plot von "Exil" wurde von tatsächlichen Ereignissen inspiriert, mindestens genauso wichtig wie die Handlung aber ist der umfassende Panoramablick auf den "Zustand Exil", den Feuchtwanger in diesem Roman entwirft.


Literatur:

Exil
Exil
von Lion Feuchtwanger


Weblink:

"Exil" von Lion Feuchtwanger - Axel Milberg liest - www.br.de/radio

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