»Ein anderes Meer« ist ein Roman von Claudio Magris.
Am Vorabend des Ersten Weltkriegs schifft sich der junge Enrico Mreule nach Argentinien ein. Hinter sich lässt er Görz, seine von vielen Kulturen geprägte Heimatstadt, zurück lässt er vor allem aber seinen engen Freund Carlo Michelstaedter, den früh vollendeten Dichter, der sein Leben bestimmt und ihm die Sehnsucht nach einem Absoluten eingegeben hat, das er nicht erlangen und ohne das er nicht leben kann.
Es ist eben eine Reise, nicht nur über das echte Meer, auch übers ein anderes Meer, das "Meer" der großen Bücher, mit dem Ziel in ein fernes fremdes Land zu gelangen. Dabei werden die großen geistigen Werke, der bekannten Philosophen, vom Autor nur kurz erwähnt und so entsteht nebenbei auch eine nette Andeutung zwischen den Zeilen für belesen Menschen.
Claudio Magris aus Triest beschreibt die ganz eigentümliche Geschichte von Enrico Mreule aus Görz, der während seines ganzen Lebens danach trachtet, völlig absolut zu sein. Als Gaucho in Patagonien zu Beginn des ersten Weltkrieges, dann zurückgekehrt und im Amt ( als Lehrer ) in seiner alten Heimat, immer sucht er sein Ziel zu erreichen. Einmal meint er gar, das Nichtsein sei eigentlich erstrebenswert ( welch eine Erkenntnis! ) und Buddha`s Leben nachahmenswert. Sein Freund Carlo stirbt während seines Patagonienaufenthaltes, doch es scheint ein furchtbar freiwilliges Aus- dem- Leben-Scheiden zu sein.
Wohl hat Enrico eigentlich nichts gegen Menschen einzuwenden, trotzdem geht er gern alleine seine eigenen Wege - am Strand der Adria bei Salvore, jetzt Savudrija benannt. Hier ist die Welt in jener Ordnung, die er liebt. Und auch heute noch erzählen uns als gelentliche Besucher der Gegend um Piran der Wind, das Meer, die Menschen, somit die ganze Gegend etwas vom Sein in dieser heilen Welt. Ruhe heißt die Botschaft und: "Gedenkt der Menschen, die hier gelebt haben!"
Bei dieser doppelten Reise erfährt der Leser zwischendurch immer wieder auch etwas von der Vergangenheit des Reisenden, z.B. von den drei Freunden die sich in ihrer Jugend sehr mit den großen Philosophen beschäftigt haben und große Träume hatten. Der Autor entwickelt dann die unterschiedliche Lebensgeschichte dieser Personen. Der eine steht voll im Leben, der andere ist fast ein Heiliger und der dritte ist in der rein geistigen Welt verblieben und liebt sich und die Einsamkeit mehr als die Menschen.
In diesem Buch, das in einem knappen, das Wesentliche hervorhebenden Stil erzählt ist, der unverhoffte Ausblicke eröffnet, hat Magris einem Außenseiter ein Denkmal gesetzt, stellvertretend für andere Flüchtlinge, die nicht davonlaufen, um sich zu finden, sondern um sich und das Leben zu verlieren.
Literatur:
Ein anderes Meer von Claudio Magris
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