Samstag, 21. Februar 2015

»Vater Goriot« von Honoré de Balzac

Honoré de Balzac

»Vater Goriot« (»Le Père Goriot«) gilt als Balzacs Meisterwerk, welches in der Zeit nach der Restauration Frankreichs spielt.

Balzac schildert in »Vater Goriot« eine Gesellschaft, die zur Zeit der Niederschrift des Romans (1834/5, also unter dem “Bürgerkönig” Louis-Philippe I.) bereits historisch zu nennen war. Sozialer Aufstieg war mehr denn je das allgemeine Bestreben - auch wenn seine Kosten nicht selten sehr hoch waren.

Der Roman zeichnet ein eindringliches Bild dieser Gesellschaft. Einer Gesellschaft, in der weder Familie noch das Leben anderer wichtig sind, einer Gesellschaft, in der das Streben nach Macht alles ist und in der Güte mit Undankbarkeit vergolten wird.

»Vater Goriot« von Honoré de Balzac ist eines seiner bekannteste Werke und gilt als Glanzstück der realistischen Erzählweise. Es geht in diesem Roman um Liebe, Hass, gemeine Niedertracht, Selbtaufopferung, kurzum: Balzac entwirft eine Welt im Kleinen und überzeugt durch sein grosses psychologisches Gespür.

Die Geschichte spielt im Paris des Jahres 1819. Zentraler Ort der Handlung ist die Pension Vauquer. Sie befindet sich in der Rue Neuve-Saint-Genevieve. In dieser Pension wohnt der Vater Goriot. Er ist ein ehemaliger Nudelfabrikant, der durch Getreidespekulation zu unermesslichem Reichtum kam.

Im Jahre 1814 setzte sich Goriot zur Ruhe. Er ist Witwer und hat zwei Töchter. Zur Zeit Napoleons war Vater Goriot in den Häusern seiner Schwiegersöhne gerne gesehen. Seit die Bourbonen an der Macht sind, nicht mehr. Und die beiden Töchter nehmen ihren Vater aus, wie sie nur können.

Erzählt wird die traurige Geschichte des Vater Goriot, der es mit viel Fleiss zu etwas Vermögen gebracht hat und all seine Liebe und Ersparnisse für seine beiden Töchter aufwendet. Sie bedeuten ihm als Abbilder seiner verstorbenen Frau einfach Alles.


“Paris ist ein Ozean. Wie zahlreich und eifrig die Erforscher des Meeres sein mögen, immer findet sich eine jungfräuliche Stelle, ein unbekannter Winkel, Blumen, Perlen, Ungeheuer, irgendetwas Unerhörtes, Vergessenes.”



Es ist bedingungslose Tochterliebe, die den kauzigen Mann umtreibt und so hat er beschlossen, das gesamte Vermögen in seine Töchter zu stecken, damit diese in den obersten Schichten Paris verkehren können.

Aber schon bald ist er in den feinen Salons nicht mehr gern gesehen, die Töchter schämen sich seiner Anwesenheit und verlachen ihn gemeinsam mit ihren adligen Anwärtern. Vater Goriot selbst zieht sich zurück in eine schmierige Spelunke, in der er ein trostloses Dasein unter dubiosen Gestalten fristet.

Um den teuren Lebensstil seiner Töchter zu finanzieren, mietet er sich in einer schäbigen Pension ein, die von anderen sehr interessanten Charakteren bewohnt wird, die Balzac fesselnd und ungemein scharfsichtig zeichnet.

Der alte Mann ist ein Opfer seiner selbstlosen Liebe und wird schliesslich von seinen undankbaren Kindern zugrunde gerichtet. Nur der Student und Sympathieträger Rastigniac kümmert sich schliesslich um ihn und steht ihm bis zum bitteren Ende bei.

In Honoré Balzacs Roman »Vater Goriot« ist nicht nur ein zentraler Held anzutreffen, sondern auch drei starke und zudem grundverschiedene Charaktere: Rastignac ist ehrgeizig, Vautrin undurchschaubar, rücksichtslos-intrigant und zynisch und der tüchtige und aufrichtige Vater Goriot opfert sich in tiefster Zuneigung für seine beiden Töchter bis zur Selbstaufgabe auf. Letzterer stirbt am Ende, ausgebeutet von seinen herzlosen Töchtern, arm und allein gelassen.

Vater Goriot vertritt das bornierte und habsüchtige Kleinbürgertum, seine schamlosen Töchter stehen für die Großbourgeoisie und für eine moralisch zerrüttete Aristokratie, und der Verbrecher Vautrin für eine atheistische, auf Umsturz in allen Bereichen sinnende Intelligenz. Wie ein Dreieck gruppieren sich diese sozialen Typen um den jungen aufstrebenden Rastignac, deren Einflüssen er im Verlauf der Handlung immer wieder in unterschiedlicher Weise und Intensität ausgesetzt ist.

Der Roman spielt in der Weltstadt Paris, die Balzac, der unermüdliche Paris-Flaneur, wie kein Zweiter bis in ihre verborgensten Winkel kennt.

Honoré de Balzac hatte im Jahr 1834 beim Schreiben einer seiner besten Romane, dem »Vater Goriot«, die Idee, die Figuren seiner bis dahin verfassten und der künftigen erzählenden Werke immer wieder neu auftreten zu lassen, um mit ihnen und um sie herum eine überschaubare Welt als Spiegelbild der damaligen Zeit entstehen zu lassen.

Weblink:

Vater Goriot
Vater Goriot: Roman (Fischer Klassik)
von Honoré de Balzac

Paris 1819 – “Vater Goriot” von Honoré de Balzac - Leopoldsleselampe - https://leopoldsleselampe.wordpress.com

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