Dienstag, 14. Februar 2012

»Atta Troll. Ein Sommernachtstraum« von Heinrich Heine

Tanzbär

Der Tanzbär Atta Troll ist der Titelheld von Heines 1841/42 entstandenen Versepos »Atta Troll. Ein Sommernachtstraum«. Der liebenswert-naive Bär beschwört darin die Gleichheit aller Kreaturen und geißelt die Vorrechte einer Klasse, der Menschen. Er kritisiert und verspottet die zeitgenössischen Verhältnisse und predigt einen die Welt regierenden Eisbären.

Das Versepos »Atta Troll« erzählt die Geschichte vom Tanzbären Atta Troll und seiner Frau Mumma, die sich nur allzu gern dazu hinreißen lässt, mit »gemütlos-frechem Steißwurf« Cancan zu tanzen. Das Epos vom liberalen Tanzbären Troll verkörpert als Allegorie konträre sozialutopische und konservative Vorstellungen der Zeitgenossen. Troll wird für Heine gleichzeitig zum Symbol der Dichter seiner Zeit, deren "Schreibkunst" ihn an die Tanzkunst von Bären erinnert.

Heines Tanzbär-Poem »Atta Troll« thematisiert wie Franz Kafkas »Ein Bericht für eine Akademie« anhand eines Tanzbärenlebens den Drang des Menschen zur Freiheit und stellt den trägen Menschen einen ungebändigen Bärenhelden gegenüber.

Heinrich Heine bringt im »Atta Troll« seine Forderungen nach Freiheit, Bürgerrecht und Einheit des Volkes als Tierparabel zu Papier. Für Heine ist der Mensch gleichsam wie der Bär eine in Ketten gefesselte Kreatur. Der in Ketten gefesselte Mensch muss sich von den "Erz-Aristokraten", die frech und "adelsstolz" auf ihn herunterschauen befreien und seine Rechte erkämpfen:

"Menschenrechte! Menschenrechte!", ist sein Aufschrei und "Einheit! Einheit!" sein Weckruf an die Nation. Heine begehrt gegen jede Form von Diskriminierung auf: "Grundgesetz sei voll Gleichheit aller Gotteskreaturen, ohne Unterschied des Glaubens und der Fells und des Geruches."

Die Menschheit ist nach seinem Urteil immer noch blutrünstig, jedoch haben sich die Motive geändert: "Jetzt sind freilich aufgeklärter diese Menschen, und sie töten nicht einander mehr aus Eifer für die himmlischen Interessen ... sondern Eigennutz und Selbstsucht treibt sie jetzt zu Mord und Totschlag".

Am Ende des Liedes stirbt der Held, Heines Sommernachtstraum aber lebt weiter. Das deutsche Volk wird geeint und die Gleichheit im Grundgesetzt verankert. Leider war es dem Dichter nicht mehr vergönnt, dies zu erleben.

Mit diesem Werk markiert Heine sehr bewusst eine Gegenposition zum patriotischen Pathos seiner Dichterkollegen und zur Sittenstrenge der schwäbischen Lyriker. Mit Ironie und Wortwitz hält er ihnen gekonnt einen Zerrspiegel vor.

Weblinks:

»Atta Troll. Ein Sommernachtstraum«
»Atta Troll. Ein Sommernachtstraum«
von Heinrich Heine

»Atta Troll. Ein Sommernachtstraum«
»Atta Troll. Ein Sommernachtstraum«
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