Sonntag, 10. Oktober 2010

Mario Vargas Llosa

Unverhofft kommt manchmal überraschend - das gilt auch für die Verleihung des diesjährigen Literatur-Nobelpreises. Viele Jahre werden Namen von diversen Kandidaten genannt, aber niemand weiß so recht, ob das Ernst gemeint ist. Aber dann trifft es doch wieder einen Kandidaten, der gar nicht mehr ernsthaft mit einer Preisverleihung gerechnet hat.

So war es auch dieses Jahr mit der Verleihung des Literatur-Nobelpreises an den peruanischen Schriftsteller Mario Vargas Llosa, der nach der Nachricht aus Schweden selbst sehr überrascht war. Gemeinsam mit Zeitgenossen wie Gabriel Garcia Marquez, Jorge Luis Borges und Carlos Fuentes gilt er als Vertreter der lateinamerikanischen Literatur.

Die Nobelpreis-Jury hat sich einmal mehr für einen politischen Autor entschieden. In der Begründung teilte die Schwedische Akademie mit, Vargas Llosa werde für "seine Kartographie der Strukturen der Macht und seine gestochen scharfen Bilder von Widerstand, Revolte und Niederlage des Individuums" ausgezeichnet.

Mario Vargas Llosa war Zeit seines Lebens in seiner Heimat politisich aktiv. 1990 kandididerte er sogar für das Amt des Staaatspräsidenten von Peru, unterlag jedoch gegen den späteren Präsidenten Alberto Fujimori.

Das Fest des Ziegenbocks



»Romane zu schreiben ist ein Aufstand gegen die Wirklichkeit,
gegen Gott, gegen die Schöpfung Gottes, die die Wirklichkeit ist.«


Mario Vargas Llosa

Schon in seinen frühen Romanen wie »Das grüne Haus« (1966) und »Gespräch in einer Kathedrale« (1969) bezog er eindeutig politisch Stellung. Seine Hauptwerke »Der Krieg am Ende der Welt« (1981) und »Das Fest des Ziegenbocks« (2000) gelten als herausragende Beispiele politischer Weltliteratur. Im Gegensatz zu anderen Literatur-Nobelpreisträgern der letzten Jahre wie Herta Müller, Doris Lessing oder Harold Pinter lässt sich Mario Vargas Llosas Werk politisch nicht so eindeutig zuordnen.

Mario Vargas Llosa

Mario Vargas Llosa ist ein sehr wandlungsfähiger Schriftsteller. Einzig sein Widerstand gegen Nationalismus und autoritäre Regime sind politische Konstanten in seinem Leben geblieben. In jungen Jahre war Llosa wie viele seiner lateinamerikanischen Zeitgenossen stark vom Erfolg der sozialistischen Revolution auf Kuba geprägt. Später bekannte er sich mehr zum Liberalismus. 1987 war er Mitbegründer der konservativen Partei »Movimiento Libertad«. In die Politik ist er dennoch nie gegangen, sondern ein politischer Schriftsteller geworden.

Die diesjährige Preisverleihung an den politischen Schriftsteller Mario Vargas Llosa ist ein Signal und ruft zugleich die lateinamerikanische Literatur wieder in das allgemeine Bewusstein zurück.

Weblink:

Ins Mark Südamerikas - www.zeit.de

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