Samstag, 19. März 2022

»Ein fliehendes Pferd« von Martin Walser

Ein fliehendes Pferd
»Ein fliehendes Pferd«

Den Schriftsteller Martin Walser muss man von seiner Herkunft verstehen. Er wurde stark durch die alemannisch-schwäbische Bodenseeregion geprägt. Dies wird deutlich in dem autobiografisch gefärbten Roman »Ein fliehendes Pferd«, in dem Walser sein mittleres Lebenalter literarisch verarbeitet.

Walser erzählt in seiner Novelle »Ein fliehendes Pferd« eine muntere Beziehungsgeschichte zwischen zwei Paaren im mittleren Alter, die auf einer zufälligen Urlaubsbegegnung am Bodensee beruht. Walser stellt zwei Männer in deren Lebensmitte dar, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Der eine angepasst, fast spießbürgerlich - jedenfalls aber vergangenheitsverhaftet und kopflastig. Der andere lebensfroh bis zum Exzess, auch wenn es nur Kulisse bzw. Fassade ist.

Helmut Halm, Lehrer und Mittvierziger hat sich mit seinem Leben abgefunden, dass ohne jede Überraschung und Raffinesse vor sich hin plätschert. Nur nichts ändern, das bringt nur Mühe oder gar Stress und führt zu nichts, scheint seine Devise. Seit Jahren fährt er mit seiner Frau Sabine zum Urlaub an den Bodensee, dort möchte er seine Ruhe genießen und Lesen. Jede sportliche aber auch sexuelle Aktivität ist ihm ein Gräuel.

Als unversehens Helmuts alter Schulfreund Klaus mit seiner attraktiven Frau Helene am Urlaubsort auftaucht, ist es jedoch mit der Ruhe dahin. Voller Energie und Tatekraft nötigt er Helmut und Sabine eine Unternehmung nach der andren auf. Halm ahnt, diese Quälgeister wird man in diesem Urlaub nicht mehr los. Klaus Buch, außer sich vor Freude über das unverhoffte Wiedersehen mit seinem alten Studienfreund, beginnt, die Urlaubsplanung zu übernehmen. Klaus scheint den Stein des Glücks gefunden zu haben und genießt offenbar jede Minute seines Lebens. Dennoch beneidet er auch den gut situierten Helmut.

Die muntere Beziehungsgeschichte gipfelt bei Walser im Symbol des fliehenden Pferdes: Während eines Ausflugs der beiden Paare fängt Klaus übermütig ein durchgegangenes Pferd ein und führt es zu seinem Besitzer zurück. Helmut sieht hier seine eigene Situation gespiegelt. Er fühlt sich von der aufdringlichen, aktiven Art Klaus’ bedroht und fürchtet, von diesem in seiner wahren Identität erkannt zu werden. Ihm entgeht, dass sich auch Klaus hinter einer Fassade verbirgt. Erst als dieser Helmut während der gemeinsamen Segeltour drängt, sich seinem eigenen Lebensstil anzuschließen, wird offenbar, dass beide sich gegenseitig etwas vorgemacht haben.

Die stark von seiner Herkunft geprägte Beziehungsgeschichte gilt als Walsers erfolgreichstes und gelungenstes Werk. Die Novelle von 1978 wurde von Lesern und Kritikern gleichermaßen begeistert aufgenommen.

Literatur:

Ein fliehendes Pferd
»Ein fliehendes Pferd«
von Martin Walser

Donnerstag, 17. März 2022

»Frühling« von Clemens von Brentano

Frühling soll mit süßen Blicken
mich entzücken
und berücken,
Sommer mich mit Frucht und Myrthen
reich bewirten,
froh umgürten.
Herbst, du sollst mich Haushalt ehren,
zu entbehren,
zu begehren,
und du Winter lehr mich sterben,
mich verderben,
Frühling erben.

Clemens von Brentano (1778 - 1842), deutscher Lyriker und Erzähler

Montag, 14. März 2022

»Lucinde« von Friedrich Schlegel


Friedrich Schlegel

»Lucinde« ist ein Roman von Friedrich Schlegel, der im Jahr 1799 erschienen ist. »Lucinde« ist eine literarische Revolution – ein Roman, der die Gattung von innen her aufsprengt. Nur mit der Fortsetzung geht es nicht voran: Fritz steckt mitten in einer Schreibkrise, als er 1799 Berlin endgültig verlässt.

Auf der einen Seite hatte Schlegel Erfolg und auf der anderen Seite wurde ihm angekreidet, dass er vieles aus seinem eigenen Leben hineingebracht hatte. Die beiden Hauptfiguren sind Julius und Lucinde. Schlegel formte Julius` Persönlichkeit durch seine eigene. Lucinde ist Julius` zukünftige Ehefrau, die viel Ähnlichkeit mit Schlegels zukünftiger Ehefrau hat.

Der Roman ist in mehrere Kapitel eingeteilt. Im Ganzen zeigt er aber die Entwicklung Julius`. Durch die Einteilung in Kapitel ist es manchmal schwierig, den Zusammenhang zu sehen. Die Kapitel haben einen zeitlichen Abstand. Das erschwert das Zusammenfügen noch mehr. Es kommen in den verschiedenen Kapiteln Dialoge zwischen Julius und Lucinde, Ich-Erzählungen des Julius und Briefe vor.


Man hat am Anfang das Gefühl, dass der Text nur aus einzelnen Teilen besteht. Es waren für mich einzelne zusammengesetzte Fragmente. Erst nachdem ich ihn fertig gelesen hatte und in Gedanken nochmals durchging, bemerkte ich, dass die Fragmente irgendwie zusammengehören. Schlegel beschreibt die Entwicklung Julius`. Julius lernt viele Mädchen kennen und will sich mit ihnen geistig vereinigen. Bei den meisten klappt das nicht. Am Schluss kommt er mit Lucinde zusammen.

Mit ihr kann er sich geistig vereinigen, weil sie sich in der Denkweise ergänzen und sich auch verstehen. Es bleibt aber nicht bei der geistigen Vereinigung, auch die körperliche spielt eine wichtige Rolle. Der Text ist sehr schön und gefühlvoll geschrieben. Er könnte durchaus Realität sein, aber Schlegel hat wahrscheinlich auch ein bisschen eine Traumwelt hineinfliessen lassen und übertrieben. Das ist für die Romantik auch normal.

Julius beschreibt als Ich-Erzähler, was er in seiner Entwicklung mit Mädchen und Frauen erlebt, was er fühlt und was das Mädchen, mit dem er zusammen ist, fühlen könnte. Schlegel stellt Julius so dar, wie wenn er ganz genau wüsste, was die anderen fühlen. Er erzählt sehr ausführlich, was er denkt. Als Leser weiss man also genau, was er denkt, und kann für sich entscheiden, ob man in einer ähnlichen Situation auch so denken würde. Dass Schlegel Julius ein trauriges Mädchen fast ausnützen lässt, gefällt mir zum Beispiel nicht.

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Schlegel zeigt, dass sich Julius nach einer glücklichen Beziehung sehnt. Zuerst findet er keine solche Beziehung. Erst als er mit Lucinde zusammenkommt, hat er eine solche Beziehung.

Für mich weiss Julius auf jede Fall zu genau, was die Frauen denken und fühlen. Er kann höchstens aufgrund der Erfahrung, die er mit der Zeit, spekulieren, was sie fühlen. Diese Beschreibungen sind sehr gefühlvoll geschrieben. Die Gefühle schwanken von Traurigkeit und Nachdenklichkeit bis zu grosser Freude. Schlegel ist es gelungen, durch Julius zu zeigen, wie sich ein junger Mann in der Entwicklung fühlen könnte. Er zeigt auch die weibliche Seite durch Lucinde. Trotzdem denke ich, dass Schlegel sein eigenes Leben vielleicht ein bisschen verschönert dargestellt hat. Es kommen allgemein viele Situationen aus dem Leben vor, der Roman hat also keine direkt spannende Handlungen. Spannend ist es aber, wenn man versucht die Gedankengänge von Julius nachzuvollziehen.

Die verschiedenen Mädchen und Frauen, die Julius kennen lernt, beschreibt Schlegel eine Weile lang intensiv, später kommen sie nicht mehr vor. Das ist auch logisch, denn Julius lernt während seiner Entwicklung immer wieder andere kennen und vergisst sie wieder. Dazu kommt, dass die Kapitel zeitliche Sprünge haben. Schon aus diesem Grund kommt jede Frau nur an einer bestimmten Stelle im Buch vor. Er kann sich nicht für eine entscheiden. Bis jetzt ist er noch nicht mit der Richtigen zusammen. Einzig Lucinde ist wichtig für ihn. Sie versteht ihn und er versteht sie. Sie können gut miteinander sprechen. Sie philosophieren zusammen über die Liebe. Sie sprechen viel in Bildern. Auch während den Dialogen haben sie eine sehr feine Sprache.

Literatur:

Lucinde
Lucinde
von Friedrich Schlegel

Donnerstag, 10. März 2022

Friedrich Schlegel 250. Geburtstag

Friedrich Schlegel


Der deutsche Philosoph und Schriftsteller Friedrich Schlegel wurde vor 250 Jahren am 10. März 1772 in Hannover geboren. Schlegel war ein deutscher Kulturphilosoph, Schriftsteller, Literaturkritiker, Historiker, Altphilologe und Vordenker der Romantik.

Friedrich Schlegel war neben seinem Bruder August Wilhelm Schlegel einer der wichtigsten Vertreter der "Jenaer Frühromantik". Schlegels philosophische Ideen hatten starken Einfluss auf die deutsche Frühromantik.

dem Studium von Jura, Philologie, Geschichte und Philosophie in Göttingen und Leipzig gab er mit seinem älteren Bruder August Wilhelm die Literatur-Zeitschrift »Athenäum« heraus. Zusammen mit seinem Bruder August Wilhelm veröffentlichte er 1798 das Journal »Athenäum«, das nach zwei Jahren im Jahr 1800 bereits wieder eingestellt wurde.

Friedrich Schlegel war ein bedeutender Literaturtheoretiker und -kritiker der Romantik. Er schrieb auch kritische und historischeAbhandlungen sowie programmatische Essays, z.B. über Lessing. Er ist der Verfasser des Romans »Lucinde« (1799).

Die beiden Schlegel-Brüder hielten sich ab 1796 in Jena auf, wo sie mit Novalis, Clemens Brentano, Johann Gottlieb Fichte und Friedrich Wilhelm Joseph Schelling in freundschaftliche Beziehungen traten. Zusammen bildete der Kreis die sogenannte »Jenaer Frühromantik«. Für die von den Schlegels entwickelten Theorien lieferte Ludwig Tieck die literarischen Beispiele.

Im Juli 1796 war Schlegel seinem Bruder August Wilhelm und dessen Frau Caroline nach Jena gefolgt. Zunehmend beschäftigte er sich mit Philosophie (Kant, Spinoza). Hier prägte ihn stark die Philosophie von Johann Gottlieb Fichte (vgl. dessen Grundlage der gesamten Wissenschaftslehre), mit dem ihn eine Freundschaft verband. Der junge Schlegel machte bei seinem ersten Jenaer Aufenthalt zudem fruchtbare Bekanntschaften mit Schriftstellern der „älteren Generation“: Johann Gottfried Herder, Christoph Martin Wieland und Johann Wolfgang von Goethe. In Auseinandersetzung mit deren Werken entwickelte er seine berühmte Literaturtheorie.

Friedrich Schlegel lehrte 1801 kurzzeitig als Privatdozent an der Universität Jena, ging jedoch 1802 zum Sanskritstudium nach Paris.

1808 veröffentlichte er seine Studie »Über die Sprache und Weisheit der Indier«. Das Werk gilt als der erste Versuch der Beschäftigung mit den indischen Sprachen und als Beginn der vergleichenden Linguistik.

Schlegels Theorie des Romans hat das Sprechen über Literatur revolutioniert: Der Leser bekommt die Rolle des Geburtshelfers, erst seine fortdauernde kritische Selbstreflexion überführt den Text ins Leben und gestaltet ihn immer wieder neu.

Lucinde

Sein Roman »Lucinde« war damals eine literarische Revolution – ein Roman, der die Gattung von innen her aufsprengt. Nur mit der Fortsetzung ging es nicht voran: Schlegel steckte mitten in einer Schreibkrise, als er 1799 Berlin endgültig verließ.

Von Jena aus wollten er und sein Bruder Wilhelm mit ihrer Zeitschrift »Athenaeum« der literarischen Welt den Kampf ansagen. Die aufreibende Existenz als freier Schriftsteller forderte allerdings ihren Tribut:
Auf Jena folgte Paris, auf Paris folgte Köln. 1808 ging er nach Wien, hielt dort Vorlesungen über die Philosophie des Lebens.

Bedeutend sind seine genialen und geistvollen Aphorismen. Der Aphoristiker Schlegel, „gemeinhin als ein genialischer Chaot mit sprunghaften Einfällen betrachtet“, inspirierte unter anderen den Historiker Leopold von Ranke.

Friedrich Schlegel hatte einst vorausgesagt und gefordert: »Je mehr die Poesie Wissenschaft wird, je mehr wird sie auch Kunst.«

Friedrich Schlegel setzte die entscheidenden Impulse für die Entwickklung des romantischen Fragments. Ausgangspunkt seiner Überlegungen ist die Idee des Bruchstückhaften und des Unvollendeten als Zeichen und zugleich Werkzeug einer unendlichen Annäherung an das Absolute:
"Die romantische Dichtung ist noch im Werden; ja, das ist ihr eigentliches Wesen, dass ewig nur werden, nie vollendet sein kann."

Schlegel starb am 12. Januar 1829 völlig unerwartet an einem Schlaganfall, während eines Aufenthaltes in Dresden.

Weblinks:

Friedrich Schlegel-Gesellschaft - www.schlegel-gesellschaft.de

Friedrich Schlegel 250. Geburtstag

Vor 250 Jahren geboren - Friedrich Schlegel - www.deutschlandfunk.de

250. Geburtstag von Friedrich Schlegel - www.sueddeutsche.de/kultur

250. Geburtstag: Friedrich Schlegel - der große "Entzügler - https://www.br.de

250. Geburtstag Friedrich Schlegel: Leben als Gesamtkunstwerk - science.orf.at

250. Geburtstag Friedrich Schlegel: Leben als Gesamtkunstwerk - science.orf.at

Samstag, 5. März 2022

»Die toten Seelen« von Nikolai Gogol

Die toten Seelen Die toten Seel


»Die toten Seelen« ist ein Roman von Nikolai Gogol. Das Thema dieses Buches stammt eigentlich von Puschkin, der mit Gogol befreundet war und der Meinung war, daß sein Freund dieses Thema besser umsetzen könne. 1835 erklärte Puschkin Gogol den Stoff. 1841 schloss Gogol das Thema in Rom ab. "Die Seele ist unsterblich; eine tote Seele gibt es nicht. Der Verfasser zieht wohl gegen die Unsterblichkeit der Seele ins Feld." So lautete das Urteil des Zensors über Nikolai Gogols Manuskript Die toten Seelen. Der Autor bekam auch prompt eine Absage der Zensurbehörde.

Die Moskauer Zensurbehörde lehnte den Druck ab. Mit Vermittlung eines Freundes genehmigte die Sankt Petersburger Zensurbehörde die Herausgabe mit geändertem Titel.

Die toten Seelen


Die Hauptperson ist ein Mann namens Tschitschikow, ein umtriebiger und schlitzohriger Mensch, der tote Seelen kauft umso reich zu werden. Immer wieder hat er Rückfälle. Mit Disziplin rafft er sich immer wieder auf und beginnt. Am Ende scheint alles verloren. Er sitzt schon im Kerker und wird wieder befreit um neu beginnen zu können. Trotz der zentralen Figur des Tschitschikow ist es nicht nur ein Roman über ihn; es wird das Leben am Land und viele Gutsbesitzer beschrieben.

Tschitschikow reist in eine Bezirkshauptstadt in der Ukraine und trifft hier Grundbesitzer, denen er leibeigene Bauern abkauft. Jedoch möchte er nur solche Bauern kaufen, die bereits verstorben sind, aber noch in den Registrierlisten aufscheinen, die nur alle 10 Jahre erneuert werden. Da die Steuer jedoch nach den Registrierlisten eingehoben wird und Tschitschikow durch den Kauf die Steuerlast der Grundbesitzer übernimmt, ist sein Motiv nicht ganz verständlich.


"Bekanntlich gibt es viele Gesichter auf der Welt, bei deren Bearbeitung sich die Natur nicht lange aufgehalten und keinerlei feine Instrumente, wie Feilen, kleine Bohrer und dergleichen, verwandt hat: sie Holte einfach mit der Axt aus, ein Schlag – und fertig war die Nase, ein zweiter Schlag - und fertig waren die Lippen, mit einem Riesenbohrer wurden die Augen gemacht, und dann hieß es: „Er lebt!“, und der Mensch wurde mit ungehobeltem Gesicht in die Welt geschickt.“

Die ausführlichen und detaillierten Erzählungen der russischen Dichter des 19. Jahrhunderts geben eine Zeit wieder, die es nicht mehr gibt. Das Wesentliche im Buch ist aber nicht die Geschichte, sondern die Beschreibung der Menschen und der Gesellschaft, die Tschitschikow hier im zaristischen Russland von 1820 antrifft. Neben menschlichen Schwächen führen die Versuchungen des aufkommenden westlichen Einflusses zu Materialismus und Kapitalimus, zu Korruption und illegalen Machenschaften.

Obwohl Gogol deutlich moralische Stellung bezieht, nimmt er seine Protagonisten in Schutz und versteht ihre Schwächen. So wendet er sich immer wieder direkt an den Leser um auch ihn zu beschwichtigen und nicht böse oder verurteilend zu sein.

Das Buch ist satirisch, ironisch geschrieben und köstlich zu lesen. Diese Ausgabe ist die erste deutsche Übersetzung aus dem Jahre 1846 und in der damaligen Sprache und Orthografie verfasst, was einen zusätzlichen Reiz beim Lesen ausmacht - ich fühlte mich in die Zeit, in der das ganze Buch spielt, versetzt.

Literatur:


Die toten Seelen
von Nikolai Gogol

Die toten Seelen
von Nikolai Gogol

Freitag, 4. März 2022

Nikolai Gogol 180. Todesstag

Nikolai Gogol

Der russische Schriftsteller Nikolai Gogol starb vor 180 Jahren am 4. März 1852 im Alter von 42 Jahren in Moskau an den Folgen allzu strengen religiösen Fastens.

Nikolai Gogol bildet zusammen mit Alexander Puschkin und Michail Lermontow jene Dichtertrias, die für die erste große Entfaltung der russischen Literatur steht. In einer Epoche, die nach dem militärischen Triumph des Zarenreiches über Napoleon vom reaktionären Geist der Heiligen Allianz, durch die Adelsrevolte der Dekabristen und das repressive Regime Nikolaus I. markiert wurde, rückte die russische Literatur nach einem langen Prozess der Aneignung fremder Muster jetzt in eine Reihe mit der europäischen Romantik. Goethe, Schiller, E.T.A. Hoffmann, Byron, Mickiewicz waren nicht mehr unerreichbare Vorbilder, sondern Dialogpartner der Russen, die sich ihrerseits nun auf die eigenen Traditionen und Themen stützten.

Gerade in Gogols Werken ist deutlich zu sehen, wie er aus der ukrainischen Überlieferung und seinen Petersburger Erfahrungen schöpft und dabei immer wieder ureigene künstlerische Lösungen findet. Seine Herkunft aus einer ukrainisch-polnischen Familie, die ein kleines Landgut in der Nähe von Poltawa besaß, hat ihn nicht gehindert, gezielt auf eine Tätigkeit als Beamter oder als Schriftsteller in Petersburg hinzustreben. Er hatte eine der von Kaiser Alexander I. geschaffenen Eliteschulen besucht, dort beachtliche Literaturkenntnisse erworben und sich bereits als Dichter versucht:
Im Jahr 1831 lernte Gogol den Dichter Alexander Puschkin kennen, der ihm den Weg in die russische Literatur wies. Puschkin wurde ihm Freund und Förderer, der ihn in seiner Dichtkunst inspirierte und zum Schreiben anregte.

Mit seinen ersten volkstümlichen Erzählungen "Abende auf dem Gutshof bei Dikanka" erwarb sich Gogol 1831/32 große Anerkennung. Außerdem schrieb Nikolai Gogol zahlreiche Kurzgeschichten wie "Die Nase" oder "Der Mantel". Nachdem 1836 sein Werk "Der Revisor" erschienen war, reiste Gogol die nächsten Jahre durch Deutschland, Frankreich und Italien.

1842 erschien sein einziger Roman »Die toten Seelen«, ein Werk, dessen verschiedene Fassungen und Fortsetzungen der pessimistische Autor im Laufe seines Lebens wieder vernichtete, neu schrieb und zuletzt doch wieder vernichtete.

Gerade in Gogols Werken ist deutlich zu sehen, wie er aus der ukrainischen Überlieferung und seinen Petersburger Erfahrungen schöpft und dabei immer wieder ureigene künstlerische Lösungen findet. Seine Herkunft aus einer ukrainisch-polnischen Familie, die ein kleines Landgut in der Nähe von Poltawa besaß, hat ihn nicht gehindert, gezielt auf eine Tätigkeit als Beamter oder als Schriftsteller in Petersburg hinzustreben. Er hatte eine der von Kaiser Alexander I. geschaffenen Eliteschulen besucht, dort beachtliche Literaturkenntnisse erworben und sich bereits als Dichter versucht.

In den 1840er Jahren stürzte Gogols Religiosität ihn in eine schwere schöpferische Krise. 1848 begab sich Gogol auf eine Wallfahrt nach Palästina und unternahm eine Pilgerreise nach Jerusalem. Er geriet nach seiner Rückkehr unter den Einfluss eines Priesters, der seine Werke als verderbt ansah. Er verbrannte – möglicherweise in einem wahnhaften Anfall – das Manuskript des zweiten Teils der Toten Seelen, bezeichnete dies aber kurz darauf als großen Fehler.

Gogol wurde am 1. April 1809 als eines von fünf Kindern in Welikije Sorotschinzy in der Region Poltawa, Ukraine geboren. Der Sohn eines ukrainischen Gutsbesitzers siedelte 1828 nach St. Petersburg über und versuchte sich als Beamter und Lehrer.

Literatur:


Die toten Seelen
von Nikolai Gogol


Die toten Seelen
von Nikolai Gogol

Mittwoch, 2. März 2022

John Irving 80. Geburtstag

John Irving

Der Geburtstag von John Irving jährt sich am 2. März zum 80. Male. Er wurde am 2. März 1942 in Exeter, New Hampshire, geboren. John Irving ist ein bekannter amerikanischer Romanautor. Irvings größte literarische Vorbilder sind Charles Dickens und Günter Grass. Er lebt heute in Vermont.

Irving studierte ab 1961 an der Universität von Pittsburgh englische Literatur, dann, 1962/1963, zwei Semester in Wien, wo er die Idee zu seinem ersten Roman hatte: Er verbrachte seine Zeit im Tiergarten und in Kaffeehäusern (da es in seinem Zimmer zu kalt war), fuhr Motorrad, las Die Blechtrommel von Günter Grass und schrieb, davon inspiriert, sein erstes Buch Laßt die Bären los!, das 1968 erschien.


Nach der Zeit in Wien ging Irving auf die Universität von New Hampshire, wo er 1965 mit dem Bachelor abschloss. Seinen Master of Fine Arts schloss er 1967 an der University of Iowa ab und trat anschließend eine Dozentenstelle an einem College in Vermont an.

Irving ist dafür bekannt, daß einige Motive in seinen Romanen häufig zu finden sind: Körperbetonte Sportarten (Ringen, Football); wiederkehrende Regionalbezüge bzw. Schauplätze (Maine, New Hampshire, Staten Island, auch Europa, v. a. Wien und Amsterdam); Charakteristika von Figuren (schüchterne Männer, starke Frauenfiguren, vaterlos aufwachsende Söhne, Prostituierte); Beziehungen (sexuelle Beziehungen zwischen älteren Frauen und jüngeren Männern, Inzest, häufig homoerotische Beziehungen) und Milieus (Rotlichtmilieus, Internatsschulen, Hotels/Pensionen, Zirkus) sowie die Schriftstellerei, Motorräder, Religion und immer wieder Bären. Manche Kritiker werfen Irving vor, sehr autobiographisch zu schreiben und sich ständig zu wiederholen; ein Problem, mit dem er sich auch in Witwe für ein Jahr auseinandersetzt.


Seine bisher zwölf Romane wurden alle Weltbestseller und in 35 Sprachen übersetzt, vier davon verfilmt. 1992 wurde Irving in die National Wrestling Hall of Fame in Stillwater, Oklahoma, aufgenommen, im Jahr 2000 erhielt er einen Oscar für die beste Drehbuchadaption für die Verfilmung seines Romans »Gottes Werk und Teufels Beitrag«. 2013 erhält er die weltweit wichtigsten Auszeichnungen für seine Darstellung von sexueller Toleranz und Gleichbehandlung in seinem literarischen Werk.

Literatur:

Gottes Werk und Teufels Beitrag
Gottes Werk und Teufels Beitrag
von John Irving


Bis ich dich finde
Bis ich dich finde
von John Irving