Mittwoch, 18. September 2019

»Morgenlied« von Heinrich Hoffmann von Fallersleben



»Die Sterne sind erblichen
mit ihrem güldnen Schein;
bald ist die Nacht entwichen,
der Morgen dringt herein.

Noch waltet tiefes Schweigen
im Tal und überall;
auf frisch betauten Zweigen
singt nur die Nachtigall.

Sie singet Lob und Ehre
dem hohen Herrn der Welt,
der überm Land der Meere
die Hand des Segens hält.

Es hat die Nacht vertrieben;
ihr Kindlein fürchtet nichts!
Stets kommt zu seinem Leben
der Vater allen Lichts.«


August Heinrich Hoffmann von Fallersleben
(1798 - 1874), eigentlich A.H. Hoffmann, deutscher Schriftsteller, dichtete 1841 auf Helgoland »Das Lied der Deutschen«, dessen 3. Strophe die heutige Deutsche Nationalhymne ist.


»Morgenlied« von Heinrich Hoffmann von Fallersleben (1798 - 1874)

Gastbeitrag

Poetenwelt-Blog


Samstag, 14. September 2019

»Woyzeck« von Georg Büchner

Georg Büchner

Georg Büchner schrieb den "Woyzeck" in seinen letzten Lebensmonaten, er starb 23-jährig im Jahr 1837. Das Stück blieb ein Fragment. Mit seinem Romanfragment »Woyzeck« hat Büchner ein Jahr vor seinem Tod das erste soziale Drama der deutschen Literatur geschaffen.

Das Drama »Woyzeck« wurde von Georg Büchner als Fragment hinterlassen und erschien erst nach seinem Tode in einer überarbeiteten Fassung im Jahre 1879. In seinem Fragment gebliebenen Drama »Woyzeck« tritt an Stelle des Menschenbildes der Aufklärung nun ein Konzept, in dem der Mensch durch Triebnatur, Fremdbestimmung und gesellschaftliche Zwänge charakterisiert wird. Das Stück handelt von dem Soldaten Franz Woyzeck, der zum Mörder wird, nachdem seine Vorgesetzten ihn ausnutzen und die Freundin ihn betrügt. Der Tod führt Regie wie bei der Astronomischen Uhr am Altstädter Ring in Prag.

In dem Drama geht es um einen einfachen Soldaten, der von seinem Vorgesetzten zu medizinischen Versuchen missbraucht wird und monatelang Erbsen essen muss. Am Ende ersticht Woyzeck, der seine seelische Not nicht vermitteln kann, seine untreue Geliebte.

Woyzeck ist ein einfacher, armer Soldat, der versucht mit ehrlicher Arbeit seine Freundin Marie und sein uneheliches Kind zu unterstützen. Er dient dem Hauptmann als Laufbursche. Der Hauptmann nutzt jede Situation, um Woyzeck zu beleidigen und ihn auszunutzen. Als Woyzeck den Hauptmann rasiert, wird er von diesem beschimpft und beleidigt. Woyzeck lässt sich nichts anmerken und setzt seine Arbeit fort.

Marie begegnet währenddessen bei einem Spaziergang in der Stadt einem Tambourmajor, der als Haupttrommler die Parade einer Militärkapelle anführt. Der Major ist von Marie sehr angetan und versucht, sie mit kleinen Geschenken für sich zu gewinnen. Woyzeck ahnt, dass Marie ihn betrügt. Er lässt sich auf das Experiment eines skrupellosen Arztes ein. Durch das zusätzliche Geld hofft Woyzeck, seine Freundin an sich binden zu können.

Im Zuge des medizinischen Experiments wird Woyzeck auf eine Erbsendiät gesetzt und darf fortan ausschließlich die grünen Hülsenfrüchte essen. Marie kann den Avancen des Tambourmajors nicht mehr widerstehen und lässt sich auf eine Affäre mit ihm ein. Woyzecks Eifersucht wächst. Zudem wird der Soldat vom Hauptmann und dem Arzt psychisch und physisch immer stärker ausgenutzt und in der Öffentlichkeit blamiert. Woyzecks Mitmenschen machen sich auf seine Kosten lustig und stacheln die Eifersucht mehr und mehr an.

Woyzeck entdeckt Marie und den Tambourmajor bei einem Tanz im Wirtshaus. Aufgrund der Mangelernährung sowie der psychischen Belastungen ist Woyzeck inzwischen völlig erschöpft. Er hört Stimmen, die ihm befehlen, Marie umzubringen. Da Woyzeck nicht genügend Geld für eine Pistole besitzt, kauft er sich ein Messer. Er lockt Marie in den Wald und ersticht sie dort im Blutrausch. Er eilt zurück in die Stadt und besucht das Wirtshaus. Andere Gäste entdecken Blutspuren an Woyzeck, woraufhin der die Flucht ergreift. Er kehrt zurück zum Tatort und versenkt das Messer in einem Teich. Marie wird tot aufgefunden und untersucht.

Nachdem sie, die Mutter seines unehelichen Sohnes, ihn mit dem Tambourmajor betrogen hat, öffnet sich dem Gehörnten endlich der Horizont: Er entkommt den Demütigungen, den Qualen und Verwundungen, die ihm die Gesellschaft beigefügt hat, mittels Mord an der Geliebten.

»Wozu sollen wir Menschen miteinander kämpfen?
Wir sollten uns nebeneinander setzen und Ruhe haben.«


Das Drama zeigt auf, wozu Materialismus einen Menschen treiben kann. Um aus dem unteren Stand auszubrechen, opfert Woyzeck nicht nur seine körperliche, sondern auch seine geistige Gesundheit. Der Mord an Marie sollte somit nicht nur vor dem Hintergrund der Eifersucht gesehen werden, sondern auch vor dem Hintergrund der geistigen Störung Woyzecks und dem Versuch, endlich aus seinem gesellschaftlichen Käfig auszubrechen.

Blog-Artikel:

Georg Büchner zum 200. Geburtstag

Samstag, 24. August 2019

Jorge Luis Borges 120. Geburtstag


Jorge Luis Borges wurde vor 120 Jahren am 24. August 1899 in Buenos Aires geboren. Jorge Luis Borges war ein argentinischer Schriftsteller und Bibliothekar. Borges verfasste eine Vielzahl phantastischer Erzählungen und Gedichte und gilt als Mitbegründer des »Magischen Realismus«.

Er studierte dann in Spanien, wo er mit einigen zeitgenössischen Dichtern in Kontakt kam. Mit etwa fünfzig Jahren war er vollständig erblindet, was ihn jedoch nicht daran hinderte, mit Hilfe von Freunden noch mehrere Jahrzehnte hindurch schriftstellerisch tätig zu sein. Ab 1955 war Borges Direktor der argentinischen Nationalbibliothek.

Literarisch beeinflusst wurde Borges vor allem von Macedonio Fernández, Rafael Cansinos Assens, englischsprachiger Literatur von Walt Whitman, Gilbert Keith Chesterton, George Bernard Shaw, Thomas De Quincey, Franz Kafka und dem Taoismus. Seine philosophischen Anschauungen, die dem erkenntnistheoretischen Idealismus verpflichtet sind und sich in seinen Erzählungen und Essays wiederfinden, bezog Borges vornehmlich von George Berkeley, David Hume und Arthur Schopenhauer.

Mit dem argentinischen Schriftsteller Adolfo Bioy Casares verband ihn eine lebenslange Freundschaft. Borges war Mitbegründer der „lateinamerikanischen Phantastik“ und einer der zentralen Autoren der von Victoria Ocampo und ihrer Schwester Silvina 1931 gegründeten Zeitschrift »Sur«, die sich dem kulturellen Austausch zwischen Lateinamerika und Europa widmete.

Jorge Luis Borges ist einem größeren Publikum durch seine phantastischen Erzählungen bekannt geworden. Er verfasste außerdem zahlreiche Gedichte, Essays, gab Bücherkataloge und Zitatsammlungen heraus, arbeitete für Zeitschriften und war als Übersetzer tätig. Darüber hinaus hat er unter den Pseudonymen B. Suarez Lynch und H. Bustos Domecq Werke veröffentlicht, die in Zusammenarbeit mit Adolfo Bioy Casares entstanden.

Borges wählte für seine Werke immer eine kurze Form: wenige seiner Texte sind länger als zehn oder fünfzehn Seiten. Seine Prosa ist immer dicht, gewählt, treffend, stilistisch vornehm und ohne jedes überflüssige Wort. Er vertrat die Theorie, dass auch Unterhaltungsliteratur literarisch wertvoll sein kann. Er schätzte die Kriminalromane von Arthur C. Doyle ebenso wie William Shakespeares Dramen.

Borges, der Vielleser par excellence, hat in seinen Essays seinen ganzen Wissensfundus in anregende und beinah augenzwinkernd schöne Literatur verpackt und schafft es immer wieder, einen über das Unmögliche und Mögliche von Literatur, Mensch und Universum in Staunen zu versetzten.

Seine Erzählungen sind noch mal eine andere Art von Prosa. Zwar ist auch in ihnen die knappe, wohldurchdachte Erzählkunst, gepaart mit einer Art bedächtigem Esprit, zu finden, doch sind Borges Erzählungen ungleich verschlüsselter, und gerade wenn man sie seinen vollendeten Essays gegenüberstellt, wirken sie fast schon etwas fragmentarisch, vor allem in der Wirkung.

Eine besondere Vorliebe hatte er für metaphysische Literatur, die er als „einen Zweig der phantastischen Literatur“ ansah. Borges war mit den Werken deutscher Philosophen wie Arthur Schopenhauer oder Oswald Spengler vertraut, die er im deutschen Original las. Die Vertrautheit mit der literarischen Tradition vieler Kulturen spiegelt sich in der Vielfalt seines eigenen literarischen Werks wider.

Zu den bekanntestsen Werken von Jorge Luis Borges gehören die Erzählungen »Die Bibliothek von Babel« (1941), »Untersuchung des Werks von Herbert Quain« (1941), »Tlön, Uqbar, Orbis Tertius« (1944), »Die Kreisförmigen Ruinen« (1944), »Der Garten der Pfade, die sich verzweigen« (1944), »Das Aleph« (1949) und »Der Süden« (1953).

Jorge Luis Borges starb am 14. Juni 1986 in Genf.

Samstag, 17. August 2019

Jonathan Franzen 60. Geburtstag

Jonathan Franzen

Jonathan Franzen wurde vor 60 Jahren am 17. August 1959 in Western Springs in Illinois geboren. Jonathan Franzen wuchs in einer Vorstadt von St. Louis auf.

Jonathan Franzen ist ein Autor, der sich die Freiheit herausnimmt, sich Zeit zu lassen, und das merkt man auch diesem Roman im positivsten Sinne an. Seit seinem Sensationserfolg Korrekturen 2001 hat der 51-jährige Autor mit Freiheit gerade einmal seinen vierten Roman vorgelegt.

1988 veröffentlichte er den Roman »Die 27ste Stadt«, 1992 »Strong Motion«. Für seinen dritten Roman und sensationellen Erfolg "»Die Korrekturen« erhielt er 2001 den »National Book Award« verliehen. Schon vorher hat ihn die Zeitschrift »The New Yorker« unter die "Twenty Writers for the 21st Century" gerechnet.

Franzen erhielt für seinen Weltbestseller »Die Korrekturen« 2001 den National Book Award. Er veröffentlichte außerdem die Romane »Die 27ste Stadt«, »Schweres Beben«, »Freiheit« und »Unschuld«, das autobiographische Buch »Die Unruhezone«, die Essay-Sammlungen «Anleitung zum Alleinsein» und «Weiter weg» sowie „Das Kraus-Projekt“.

Er ist Mitglied der amerikanischen »Academy of Arts and Letters«, der »Berliner Akademie der Künste« und des französischen »Ordre des Arts et des Lettres«. 2013 wurde ihm für sein Gesamtwerk der WELT-Literaturpreis verliehen, 2015 erhielt er für seinen Einsatz zum Schutz der Wildvögel den EuroNatur-Preis.

Jonathan Franzen lebt heute in New York und in Santa Cruz, Kalifornien.

Sonntag, 4. August 2019

»Moby Dick oder Der weiße Wal« von Herman Melville


»Moby Dick oder Der weiße Wal« ist ein im Jahr 1851 entstandener Roman von Herman Melville. Der Roman verkaufte sich zu seinen Lebezeiten nur dreitausend Mal und ist heute einer der wichtigsten Romane der Weltliteratur. Der Roamn erzählt die Geschichte des zu allem entschlossenen Kapitäns Ahab und seiner dramatischen Jagd auf den weißen Wal Moby Dick.

Allen düsteren, prophetischen Warnungen zum Trotz heuert Ismael auf der Pequod an. Was wie ein gewöhnlicher Walfang beginnt, wandelt sich unter dem Kommando des dämonischen Ahab zu einem Kampf von antiker Wucht, der nur den Untergang bedeuten kann. In seiner Übersetzung, die neue Maßstäbe setzt, erfasst Matthias Jendis diese Geschichte der Welt, eingewoben ins große Leichentuch des Meeres, in ihrer unendlichen Vielstimmigkeit, in ihrem Pathos und ihrer Präzision.

Seit er auf hoher See im Kampf mit dem legendären weißen Wal ein Bein verloren hat, ist Ahab, der selbstherrliche Kapitän des Walfängers »Pequod«, von grenzenlosem Hass erfüllt. Von Rachegelüsten getrieben und ohne Rücksicht auf Verluste macht sich Ahab auf die erbitterte Jagd nach seinem gespenstischen Widersacher. Mit Moby Dick schuf Herman Melville im Gewand eines packenden Seefahrer- und Abenteuerromans eine grandiose Allegorie auf die Unbezweingbarkeit der Natur und des Schicksals.

Die dtv-Ausgabe überzeugt durch die gute Übersetzung, welche auf einem vollständigen und gesicherten Ausgangstext beruht und zahlreicher enthaltener Extras wie einer Zeittafel der Biografie des Autors, Anmerkungen von Literaturwissenschaftlern, zahlreicher Infos zur Entstehung des Werks und einem umfassenden Glossar allerhand nautischer Befriffe.

Literatur:

Moby Dick


Moby Dick oder Der weiße Wal von Herman Melville

Moby Dick
Moby Dick oder Der weiße Wal von Herman Melville

Donnerstag, 1. August 2019

Herman Melville 200. Geburtstag

Herman Melville


Herman Melville wurde vor 200 Jahren am 1. August 1819 in New York geboren. Er stammte aus einer wohlhabenden, dann durch Bankrott und Tod des Vaters verarmten Kaufmannsfamilie.

Ab 1841 befuhr er auf einem Walfänger den Pazifik. 1844 kehrte er nach Amerika zurück, heiratete er und ließ sich in Massachusetts auf einer Farm nieder.

In seinen Werken verarbeitete Melville die Erlebnisse als Matrose, die ihn auch in die Südsee führten.

Erste literarische Erfolge waren »Taipi« (1846) und »Omoo« (1847).

1851 schrieb er den Roman »Moby Dick«. In Herman Melvilles Roman »Moby Dick« geht es im Wesentlichen um die schicksalhafte Fahrt des Walfangschiffes Pequod, dessen Kapitän Ahab mit blindem Hass den weißen Pottwal Moby Dick jagt, der ihm ein Bein abgerissen hat. Mit »Moby Dick« schuf Herman Melville im Gewand eines packenden Seefahrer- und Abenteuerromans eine grandiose Allegorie auf die Unbezwingbarkeit der Natur und des Schicksals.

Dieser Roman verkaufte sich zu seinen Lebzeiten nur dreitausend Mal. Heute ist das Werk einer der wichtigsten Romane der Weltliteratur.

Nach dem Misserfolg von »Moby-Dick« 1851 schrieb er unter Ausschluss der Öffentlichkeit, bis er seine Schriftstellerkarriere und die Farm aufgab und im Hafen von New York bei der Zollbehörde eine Anstellung fand.

1856 veröffentlichte er die Kurzgeschichtensammlung »The Piazza Tales«. Der erst 1924 publizierte Kurzroman »Billy Bud« blieb unvollendet.

Herman Melville starb am 28. September 1891 in New York.

Literatur:

Moby Dick


Moby Dick oder Der weiße Wal von Herman Melville

Moby Dick
Moby Dick oder Der weiße Wal von Herman Melville

Dienstag, 23. Juli 2019

»Die Leute von Seldwyla« von Gottfried Keller



»Die Leute von Seldwyla« ist ein zweiteiliger Novellenzyklus des Schweizer Dichters Gottfried Keller. Die ersten fünf Novellen, Teil I, schrieb Keller 1853–1855 in Berlin nieder; sie erschienen 1856 im Vieweg Verlag. Weitere fünf, Teil II, entstanden in mehreren Schüben zwischen 1860 und 1875, d. h. größtenteils während Kellers Amtszeit als Staatsschreiber in Zürich. Das gesamte Werk erschien 1873 bis 1875 in der Göschen’schen Verlagsbuchhandlung. Es umfasst zehn „Lebensbilder“ (so der Arbeitstitel während der Berliner Entstehungszeit), die durch einen gemeinsamen Schauplatz, die fiktive Schweizerstadt Seldwyla, zusammengehalten werden.

Der mehrere Schaffensperioden des Autors umspannende »Seldwyler Zyklus« vereinigt in teils heiteren, teils tragischen Erzählungen die zentralen Motive von Gottfried Kellers Prosa.

Seine Novellensammlung »Die Leute von Seldwyla« beinhaltet zehn Erzählungen über das Leben und die Eigenheiten der Leute in der Schweiz - mal tragisch, mal heiter, aber alle mit mehr oder weniger realem Hintergrund. Zeitlich sind die Geschichten zwischen dem 16. und dem 19. Jahrhundert angesiedelt - sie bieten einen Einblick in die Verhaltens- und Denkweisen sowie in die Bräuche und Lebensweisen der damaligen Zeit.


Mit der imaginierten Stadt Seldwyl erschuf der begnadete Erzähler sich einen eigenen Erzählkosmos. Die Stadt Seldwyl ist nicht real, auch wenn mehrere Städte in der Schweiz den Anspruch erhoben, der Autor hätte ihnen dieses literarische Denkmal gesetzt. Interessante Lebensgeschichten, brillianter Schreibstil - durch die mittlerweile teilweise veraltete Wortwahl und nicht mehr gebräuchliche Redewendungen ist das Lesen des Werkes allerdings etwas anstrengend.

Seldwyla bedeutet nach der älteren Sprache einen wonnigen und sonnigen Ort, und so ist auch in der Tat die kleine Stadt dieses Namens gelegen irgendwo in der Schweiz. Sie steckt noch in den gleichen alten Ringmauern und Türmen wie vor dreihundert Jahren und ist also immer das gleiche Nest; die ursprüngliche tiefe Absicht dieser Anlage wird durch den Umstand erhärtet, daß die Gründer der Stadt dieselbe eine gute halbe Stunde von einem schiffbaren Flusse angepflanzt, zum deutlichen Zeichen, daß nichts daraus werden solle. Aber schön ist sie gelegen, mitten in grünen Bergen, die nach der Mittagseite zu offen sind, so daß wohl die Sonne herein kann, aber kein rauhes Lüftchen.

Die Stadt Seldwyl ist ein romantisches Idyll, doch der Schein trügt. Die scheinbare Idylle ist indes brüchig: Kleinbürgerliche Enge, Existenznöte und gestörte familiäre Verhältnisse - wiederkehrende Hauptmotive im OEuvre von Keller - bestimmen den Alltag der Seldwyler, die nichtsdestotrotz mit Sympathie und feiner Ironie als eine Ansammlung skurriler Aussenseiter geschildert werden.

Die Leute von Seldwyla


Die Leute von Seldwyla


Trotz einhellig positiver Aufnahme bei Publikum und Kritik wurde der »Seldwyler Zyklus« erst nach seiner nur langsam fortschreitenden Vollendung 1873/74 zu Kellers bis dato größtem Erfolg bei der zeitgenössischen Leserschaft. "Kleider machen Leute!" Ein geflügeltes Wort, aber nur eine von 10 Kurzgeschichten/ Erzählungen in dem Band "Die Leute von Seldwyla". Auch wenn Gottfried Keller vor 150 Jahren gelebt und geschrieben hat, sollte man sich nicht scheuen, dieses Buch zu lesen, denn die Geschichten haben eine übersichtliche Länge, sind in sich abgeschlossen und ohne Ausnahme alle lesenswert.


Literatur:

Die Leute von Seldwyla


Die Leute von Seldwyla von Gottfried Keller


Weblinks:

Gottfried Keller-Biografie - Biografien-Portal www.die-biografien.de

Gottfried Keller-Zitate - Zitate-Portal www.die-zitate.de