Den Roman mit dem ursprünglichen Titel „Schuld und Sühne“ von Fjodor M. Dostojewski hat Swetlana Geier neu übersetzt. Die Neuübersetzung . „Verbrechen und Strafe“ statt „Schuld und Sühne“ – allein am Titel merkt man schon den Unterschied. Swetlana Geier, die Grande Dame der Slawistik an der Freiburger Uni, hatte es sich zur Lebensaufgabe gemacht, die fünf großen Dostojewskij-Romane neu zu übersetzen. „Verbrechen und Strafe“ war der Erste gewesen. Als russische Muttersprachlerin ging sie mit einem ganz anderen Sprachgefühl an die Übersetzung heran. Und herausgekommen ist dabei ein völlig neues Buch.
Verbrechen und Strafe
Raskolnikow entstammt einer verarmten bürgerlichen Familie. In der schrankähnlichen Enge seines Zimmers ist der »euklidische Verstand«, der der Diener des Lebens sein sollte, zum Herrscher geworden. Raskolnikow ist Utilitarist. Um eines naturgemäß unklar gefaßten Begriffs des wissenschaftlichen oder sozialen Fortschritts willen, scheint es ihm erlaubt, eine alte Wucherin, die »nicht besser als eine Laus ist«, zu töten und mit dem geraubten Geld sein Studium zu finanzieren. Sein Herz wehrt sich ebenso wie sein Unterbewußtsein gegen die geplante Tat, doch von sozialer Not gedrängt und gefangen in lebensfeindlichen Ideen, wird er zum Mörder.
Die in St. Petersburg spielende Geschichte handelt von Rodion Raskolnikow, ein völlig verarmter Student, hat eine Theorie entwickelt, nach der es hin und wieder Menschen gibt, die über den moralischen Wertvorstellungen und den geltenden Gesetzen stehen und die daher für sie nicht von Belang sind. Natürlich ist er selbst einer dieser Menschen und konsequenterweise erschlägt er mit einer Axt eine alte Pfandleiherin, nach seiner Theorie nur eine unnütze „Laus“, um ihr Geld zu rauben. Auch ihre zufällig anwesende Schwester wird von ihm getötet.
Er entkommt unerkannt und muss nun mit diesem Verbrechen leben. Da zeigt es sich, dass er mitnichten über allem steht, er fiebert, es zerfrisst ihn von innen, während parallel dazu in der äußeren Welt die Polizei auf der Suche nach dem Mörder ist. Der frühere Buchtitel „Schuld und Sühne“ hat dabei etwas religiös Moralisierendes, während der neue Titel das Geschehen als das darstellt, was es ist: Ein Verbrechen. Das Strafe verdient. Der Ermittler kommt Raskolnikow schnell auf die Spur, so aberwitzig und wirr wird sein Verhalten. Er kann ihm das Verbrechen aber nicht beweisen, sucht nach Indizien.
aus hundert Verdachtsgründen niemals ein Beweis."
Fjodor M. Dostojewski, »Schuld und Sühne«
Ein tiefer Seelenroman. Ein großartiges Buch über die innere Zerrissenheit eines Täters. Wie er immer tiefer in den Strudel seines Wahnsinns hineingezogen wird. Wie er zum Gejagten seiner Selbst wird. Wie er keine Reue empfindet, aber sich vor seiner Tat ekelt. Wie die Justiz ihm das Verbrechen nachweisen will. Wie sich der Kreis der Ermittlungen immer enger zieht. Wer gibt zuerst auf? Ein psychologisches Duell der Extraklasse.
Geschrieben vor beihahe 150 Jahren und immer noch spannend. Immer wieder. Dazu als Kulissse das St. Petersburg von 1860: Pulsierendes Leben auf den Prachtboulevards und eine Straße weiter schmutzige Hinterhöfe voller menschlichem Elend. Arm und reich auf engstem Raum nebeneinander, der Nährboden für die wirren Ideen eines Raskolnikows.
Der psychologisch ausgefeilte Roman erlaubt dem Leser, sich sowohl in die Rolle des Täters als auch des Opfers hineinzuversetzen.
Es reicht nicht, diesen Kriminalroman nur einmal zu lesen: Die faszinierdenden Einblicke in die Psyche des Petersburger Studenten Raskolnikow liefern Denkanstöße für längere Zeit. Verbrechen und Strafe ist ein psychologisches Meisterwerk und meines Erachtens der beste 'Dostojewski' - Ein absolutes Muß für Freunde hochwertiger Klassiker. Dostojewskis Meisterwerk.
Weltliteratur, die man gelesen haben sollte:
Verbrechen und Strafe von von Fjodor M. Dostojewskij und Swetlana Geier
Schuld und Sühne von Fjodor M. Dostojewski
Der Dostojewskij-Relaunch - kaffeehaussitzer.de