Samstag, 17. Mai 2014

»Wallenstein« als literarische Figur

Wallenstein

Der geschichtliche Wallenstein mit all seinen abstoßenden, schroffen Charakterzügen eignete sich auch nicht recht zum Helden eines Dramas. Mitgefühl mit seinem Schicksal leidet unter seinem Charakter.

Deshalb mußte der Dichter Friedrich Schiller in seienm historischen Drama vieles im Charakter seines tragischen Helden mildern, vieles wieder ergänzen, bis er die Gestalt geschaffen hatte, die dem Betrachter entgegentritt.

So wurde das überaus starke Selbstgefühl wesentlich gemildert, obwohl sich Wallenstein als eine gewaltige Erscheinung zeigt, die ihre Umgebung geistig überragt, als eine feste Säule, "an die man sich mit Lust darf schmiegen und voll Zuversicht".

Viel, unendlich viel hat Wallenstein für den Kaiser getan, hat ihm seine Länder gerettet, hat ihn zum Herrn in Deutschland gemacht und sich dabei nicht geweigert, in seinem Interesse den Fluch der Völker auf sich zu laden.

Wenn ihn nun ein Streben nach Anerkennung erfüllt, so ist dies nur zu berechtigt und leicht erklärlich, und wenn dieser Ehrgeiz nach Hohem trachtet, so ist dies nur der Ausfluß von dem Bewußtsein des eigenen Wertes. Zu diesem persönlichen Ehrgeiz gesellt sich Wallensteins Glaube an eine höhere Bestimmung.

Nach seiner festen Überzeugung steht sein Schicksal in den Sternen geschrieben, und die himmlischen Mächte bestimmen die Zeit seines Handelns.

Vor allem aber ist es nicht bloß der Wunsch, eine möglichst große und führende Rolle zu spielen, die ihn zum Verräter werden läßt, sondern das tiefe Mitgefühl mit dem geknechteten und unter den Nöten langer Kriegsjahre leidenden Deutschland.

Er will ihm die innere Ruhe wiedergeben und zu einer geachteten Stellung gegenüber dem Auslande verhelfen. Als er aber sehen muß, daß man Ihn, undankbar im höchsten Grade, wieder fallen lassen und zum zweiten Male stürzen will, zeigt er nicht Rachsucht, sondern nur tiefsten Widerwillen über die erlittene Kränkung. Bei aller Herbheit seines Wesens zeigt er manchen Zug zarter Empfindung.

Das historische Drama »Wallenstein« ist die gängige Bezeichnung für eine Dramen-Trilogie von Friedrich Schiller, die eine Episode aus dem Dreißigjährigen Krieg thematisiert. Schiller machte darin die historische Figur des »Wallenstein« zu einer literarischen Figur.

Dreißigjähriger Krieg

Mit Recht sagt Schiller im Prologe von seinem Helden:



"Von der Parteien Gunst und Haß verwirrt,
Schwankt sein Charakterbild in der Geschichte."




Mittwoch, 14. Mai 2014

Die historische Figur des Albrecht Wallenstein

Albrecht Wallenstein

Albrecht Wallenstein - eigentlich Albrecht Wenzel Eusebius von Waldstein - wurde am 24. September 1583 in Hermanitz an der Elbe, Böhmen, geboren.

Wallenstein war Herzog von Friedland und Sagan, von 1628 bis 1631 als Albrecht VIII. Herzog zu Mecklenburg, Fürst zu Wenden, Graf von Schwerin, Herr von Rostock, Herr von Stargard und als Generalissimus zwischen 1625 und 1634 zweimal Oberbefehlshaber der kaiserlichen Armee im Dreißigjährigen Krieg.

Er kämpfte auf Seiten des Kaisers und der Katholischen Liga gegen die protestantischen Mächte Deutschlands sowie gegen Dänemark und Schweden, fiel jedoch später in Ungnade und wurde am 25. Februar 1634 in Eger von kaisertreuen Offizieren ermordet.

Der Historiker Friedrich Schiller schrieb ein Historiendrama über den berühmten Feldherren des Dreißigjährigen Krieges mit eigentlichem Namen Waldstein und machte darin die historische Figur zu seinem tragischen Helden.

»Der Rote Ritter« von Adolf Muschg


Adolf Muschg erzählt die alte Geschichte von Parzival und Grâl in seiner Parzifal-Adaption neu. Sein Roman folgt dem mitalterlichen Epos von Wolfram von Eschenbach, und folgt ihm ebenso nicht. Muschgs »Parzival« ist ein ganz anderer Parzival als die allseits bekannte historische Figur.

Nicht nur der Name des »Roten Ritters« verweist darauf, auch das gesamte hundertfältige Personal ist zur Stelle: die Grâls- und Artussage, die Märchen, Legenden und Fabeln. Die Geschichte greift in den vollen und überlieferten Stoff, doch freizügig und selbstbewußt.

Muschg versteht es prächtig, den Artusroman Wolframs von Eschenbach ins rechte Licht zu rücken, neu zu konturieren und dabei der Vorlage aus dem hohen Mittelalter treu zu bleiben, will heißen: keinen Zwang anzutun.

Die Grundintention der wohl facettenreichsten Dichtung des deutschen Mittelalters arbeitet er hervor, indem er bildgewaltig, anspielungsreich sein beeindruckendes Fachwissen über Literatur und Leben in »Den roten Ritter« einfließen lässt.

Weblink:

»Der Rote Ritter«
»Der Rote Ritter«
von Adolf Muschg

Dienstag, 13. Mai 2014

Adolf Muschg 80. Geburtstag

Adolf Muschg

Der Schweizer Dichter, Schriftsteller und Literaturwissenschaftler Adolf Muschg wurde am 13. Mai 1934 in Zollikon, Kanton Zürich, geboren. Er studierte Germanistik, Anglistik sowie Philosophie in Zürich und Cambridge und promovierte über Ernst Barlach.

Von 1959 bis 1962 unterrichtete er als Gymnasiallehrer in Zürich, dann folgten verschiedene Stellen als Hochschullehrer, unter anderem in Deutschland (Universität Göttingen), Japan und den USA. 1970 bis 1999 war er Professor für deutsche Sprache und Literatur an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich.

1975 war Muschg Kandidat der Zürcher Sozialdemokratischen Partei für den Ständerat. Er wurde zwar nicht gewählt, äußerte sich nach wie vor regelmäßig zu politischen Zeitfragen.

Adolf Muschg ist seit 1976 Präsident der Akademie der Künste Berlin, Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung Darmstadt sowie der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz.

Zahlreiche Lesereisen führten Muschg nach Deutschland, England, Holland, Italien, Japan, Kanada, Österreich, Portugal, Taiwan, USA. Er lebt in Männedorf bei Zürich.

Muschg lebt in Männedorf bei Zürich. Sein Archiv befindet sich im Schweizerischen Literaturarchiv in Bern.

Montag, 12. Mai 2014

»Tartuffe oder Der Betrüger« von Molière

Tartuffe von Molière

»Tartuffe oder Der Betrüger« ist eine fünfaktige Komödie des französischen Dichters Molière, die vor 350 Jahren am 12. Mai 1664 in einer ersten Version in Paris uraufgeführt wurde.

Molière verpackte in seinem »Tartuffe« Gesellschaftskritik geschickt in eine Komödie. Das gesellschaftskritische Stück ist eine hintergründige Kritik auf die absolutistische Herrschaft Ludwigs des XIV.

Tartuffe ist der berühmteste Scheinheilige der französischen Literatur und der Weltliteratur überhaupt und von ganz anderem Kaliber als viele andere Heuchler in der Belletristik. Molières Tartuffe richtet nicht sich selbst, sondern andere zugrunde. Von Anfang an hegt er böse Absichten.


»Die Neider sterben,
aber nimmer stirbt der Neid.«

Molière



Was wie eine harmlose Familienstreiterei anfängt, über die man lachen oder weinen kann, entpuppt sich bald als Konsequenz gnadenloser Habgier und äußerst geschickter psychologischer Manipulation.

Das Stück um einen bigotten Heuchler war wegen seiner kirchenfeindlichen Tendenzen zeitweilig verboten. Molière hat sein gesellschaftskritisches Stück wegen seiner brisanten Stellen mehrfach ändern müssen, aber es blieben noch viele kritische Äußerungen, die damals nicht ungefährlich waren und uns heute gefallen.

Erst eine im Handlungsverlauf deutlich korrigierte dritte Fassung erhielt die Unterstützung Ludwigs des XIV. und entkam somit der Zensur. Diese dritte Fassung ist die heute geläufige. Die ersten beiden gelten als verloren. Die dritte und endgültige Fassung wurde am 5. Februar 1669 im »Palais Royal« in Paris uraufgeführt.


Weblinks:

Tartuffe oder Der Betrüger
Tartuffe oder Der Betrüger
von Molière

Der Tartuffe oder Der Betrüger
Der Tartuffe oder Der Betrüger
von Molière

Sonntag, 11. Mai 2014

Montauki

»Montauk« ist eine stark autobiografisch geprägte Erzählung des Schweizer Schriftstellers Max Frisch. Sie gilt als Max Frisch persönlichstes Werk und erschien erstmals im September 1975 und nimmt in seinem Werk eine Sonderstellung ein. Zwar waren auch Frischs frühere Figuren oft autobiografisch geprägt, die Geschichten jedoch stets fiktiv.

In »Montauk« dagegen heißt der Protagonist wie sein Autor, und er berichtet in einer Rückschau auf ein authentisches Erlebnis: ein Wochenende, das Frisch mit einer jungen Frau während eines Amerika-Aufenthaltes an der amerikanischen Ostküste verbrachte.

Montauk ist ein indianischer Name, er bezeichnet die nördliche Spitze von Long Island, hundertzehn Meilen von Manhattan entfernt. Dort findet das Wochenende statt, über das erzählt wird. Die Erzählung ist der Versuch, das eigene Leben zu einem literarischen Kunstwerk zu verarbeiten.

Die Rahmenhandlung der Erzählung »Montauk« beschreibt das Wochenende des 11. und 12. Mai 1974, das eine Lesereise des Erzählers, des literarischen Ebenbilds seines Autors Max Frisch, durch die Vereinigten Staaten beschließt. Zwei Tage später, einen Tag vor seinem 63. Geburtstag, ist Frischs Rückflug nach Europa gebucht.

An seiner Seite befindet sich Lynn, eine 30-jährige Verlagsangestellte, die ihn während der Reise betreuen soll, vom Werk des Autors aber keine Zeile gelesen hat. An ihrem letzten Wochenende kommen Lynn und Frisch einander näher und unternehmen einen Ausflug nach Long Island zum Dorf Montauk an der Atlantikküste.

Für den Autor erwächst an diesem Wochenende das Verlangen, die gemeinsamen Tage zu beschreiben, ohne etwas zu den Geschehnissen hinzuzufügen. Dabei löst Lynns Gegenwart in Frisch Reflexionen und Erinnerungen aus.

Bei seinem Erscheinen löste »Montauk« sehr unterschiedliche Reaktionen aus. Die ehemaligen Partnerinnen Frischs sahen sich durch die offenen Schilderungen ihrer Vergangenheit kompromittiert. Manche Leser fühlten sich durch die Selbstentblößung Frischs peinlich berührt.

Andere Kritiker feierten die einfühlsame Erzählung von dem Wochenende an der Ostküste als das bedeutendste Werk des Autors und lobten die Leistung, das eigene Leben zu einem literarischen Kunstwerk zu verarbeiten. Marcel Reich-Ranicki nahm »Montauk« in seinen Kanon der deutschen Literatur auf.

Weblink:

Montauki
Montauk: Eine Erzählung
von Max Frisch

Freitag, 9. Mai 2014

»Wallenstein« von Friedrich Schiller

Wallenstein

Das historische Drama »Wallenstein« ist die gängige Bezeichnung für eine Dramen-Trilogie von Friedrich Schiller, die eine Episode aus dem Dreißigjährigen Krieg thematisiert.

Der Dramatiker Schiller behandelt in dem dramatischen Werk den Niedergang des berühmten Feldherrn Albrecht von Wallenstein - wobei der Dichter sich frei an den realen historischen Ereignissen orientiert.

Dreißigjähriger Krieg


»Zerfallen sehen wir in diesen Tagen
Die alte feste Form, die einst vor hundert
Und fünfzig Jahren ein willkommner Friede
Europens Reichen gab, die teure Frucht
Von dreißig jammervollen Kriegesjahren.
Noch einmal laßt des Dichters Phantasie
Die düstre Zeit an euch vorüberführen,
Und blicket froher in die Gegenwart
Und in der Zukunft hoffnungsreiche Ferne.«

Friedrich Schiller, Wallenstein, Prolog


Schillers berühmtes Historiendrama »Wallenstein« ist in den Jahren 1796/99 entstanden, der Erstdruck erschien bei dem Verleger Cotta in Tübingen 1800.