Freitag, 16. November 2012

José Saramago 90. Geburtstag

José Saramago

José Saramago wurde vor 90 Jahren am 16. November 1922 als José de Sousa Saramago in Azinhaga im Alentejo geboren. Saramago ist ein portugiesischer Romancier, Lyriker, Essayist, Erzähler, Dramatiker und Tagebuchautor. Er zählt zu den meistgelesenen und meist übersetzten portugiesischen Schriftstellern. 1998 wurde ihm der Nobelpreis für Literatur verliehen.

1922 wurde José Saramago in dem kleinen Dorf Azinhaga im ländlich geprägten Alentejo nahe Lissabon geboren. Seine Eltern José de Sousa und Maria da Piedade und deren Familien waren Landarbeiterfamilien in den Latifundien der Großgrundbesitzer. Seine soziale Herkunft war prägend für sein späteres Werk, aber sein Lebensweg als Literat war für den Sohn eines Landarbeiters nicht vorgezeichnet.

Nach dem vorzeitigen Schulabgang wurde er Maschinenschlosser, arbeitete später als technischer Zeichner, als Angestellter in der Sozialbehörde, in einem Verlag und als Journalist.

José Saramago ist ein spätberufener Literat, er fand erst spät im Alter von 40 Jahren zu seiner Berufung des Schreibens. Er gilt als streitbarer und sozialkritischer Schriftsteller. Immer wieder thematisiert der Chronist Saramago die portugiesische Geschichte. Die Geschichte Portugals bildet stets den Hintergrund seines umfassendes Werkes.

Seine Sprache ist witzig-ironisch und sozialkritisch und bildet das passende Pendant zu seinem Werk. Charakteristisch für den Erzählstil seiner parabelhaften Bücher ist eine bilderreiche, oft barock anmutende Sprache, die meist in feiner Ironie oder auch ätzendem Sarkasmus gebrochen wird. Saramagos Werk wurde oft mit dem von Franz Kafka oder Gabriel García Márquez verglichen.

Sein erster Roman erschien 1977, der nationale Durchbruch gelang ihm 1980 mit dem Werk »Hoffnung im Alentejo«, einer Familienchronik aus dem kargen Alentejo, ein sozialkritischer Roman über vier Generationen einer Landarbeiterfamilie. Darin beschreibt er die Geschichte der Landarbeiter des Alentejo, ihr entbehrungsreiches und eintöniges Leben, wie sie aufbegehren gegen feudale Herrschaftsstrukturen, die sich über 500 Jahre hinweg kaum verändert hatten.

Mit dem blasphemisch-humoristischen Liebesroman »Das Memorial«, der im Portugal des achtzehnten Jahrhunderts spielt und den Bau des Klosters von Mafra aus der Sicht des kleinen Mannes beschreibt, erzielte er 1982 seinen internationalen Durchbruch. Der Roman gilt heute als ein Meisterwerk der portugiesischen Literatur des 20. Jahrhunderts.

Das Evangelium nach Jesus Christus

1991 veröffentlichte Saramago das Buch »Das Evangelium nach Jesus Christus«. Die katholische Kirche erklärte den Roman für blasphemisch.

Als der damalige Kulturstaatssekretär der konservativen Regierung, Pedro Santana Lopes, 1992 den Namen Saramagos von der Liste der Kandidaten für den Europäischen Literaturpreis strich und so seinem neuen Roman die Teilnahme verweigerte, verlegten Saramago und seine Frau als Protest ihren Wohnsitz auf die kanarische Insel Lanzarote.

Saramago starb am 18. Juni 2010 in Tias auf seiner kanarischen Wahlheimat Lanzarote.


Literatur:

Hoffnung im Alentejo
Hoffnung im Alentejo
von José Saramago



Das Evangelium nach Jesus Christus
Das Evangelium nach Jesus Christus
von José Saramago

Samstag, 20. Oktober 2012

»Katzenkrieg« von Eduardo Mendoza

Katzenkrieg
Katzenkrieg

Eduardo Mendoza zählt zu den großen Literaten Spaniens und ist einer der wichtigsten spanischsprachigen Autoren der Gegenwart. Mit dem Barcelona-Roman »Die Stadt der Wunder« gelang Mendoza 1986 der internationale Durchbruch mit Übersetzungen in mehr als 20 Sprachen. Jetzt ist der neue Roman »Katzenkrieg« erschienen.

Die Geschichte spielt in Madrid im Frühjahr 1936. In der Stadt brodelt es: Kommunisten wollen an die Macht, die faschistische Falange plant einen Putsch. Am Vorabend des Bürgerkriegs reist ein englischer Kunstexperte nach Spanien, um ein verschollenes Bild von Velázquez zu begutachten. Der Auftrag ist brisant - mit dem Erlös des Verkaufs könnten die Falangisten Waffen kaufen.

Was für Anthony Whitelands als kunsthistorisches Abenteuer beginnt, entwickelt sich zur lebensgefährlichen Verfolgungsjagd durch Madrid. - Altmeister Mendoza hat einen großartigen und hochspannenden Roman über den spanischen Bürgerkrieg und Faschismus vorgelegt. »Katzenkrieg« ist Historienroman, Politthriller und Liebesgeschichte zugleich.

Mit Witz und Spannung verwebt Mendoza die Geschichte und Figuren dieses Romans mit den tatsächlich stattgefundenen verhängnisvollen historischen Tatsachen am Vorabend des spanischen Bürgerkrieges. Meisterhaft zeitlos erzählt, lässt der Roman »Katzenkrieg« genießerisch und selbstvergessen in die spanische Geschichte und Kultur eintauchen.

Der Umstand, dass Eduardo Mendoza die politischen Ereignisse aus der Perspektive eines naiven Ausländers schildert, der quasi einen ethnologischen Blick auf Spanien wirft, trägt viel zum Charme dieses Romans bei. Ganz abgesehen davon, dass Leser die mit den Einzelheiten des Bürgerkriegs nicht vertraut sind, leicht Zugang finden. Die Außenperspektive des tölpelhaften Briten, ermöglicht Eduardo Mendoza zudem eine ironische Distanz zu den historischen Ereignissen.

Für seinen Roman »Katzenkrieg« erhielt Eduardo Mendoza 2010 den höchstdotierten spanischen Literaturpreis, den »Premio Planeta«, sowie 2013 den »Europäischen Buchpreis« für den besten Roman.

Weblink:
Katzenkrieg
Katzenkrieg
von Eduardo Mendoza

Mittwoch, 3. Oktober 2012

»Venezianisches Finale« von Donna Leon

Venezianisches Finale: Commissario Brunettis erster Fall
Venezianisches Finale:
Commissario Brunettis erster Fall

»Venezianisches Finale« ist der erste Fall von Donna Leons inzwischen zu Ruhm gelangtem Commissario Guido Brunetti. Er übernimmt einen schwierigen Mordfall in der Musikwelt.

Der berühmte deutsche Dirigent Wallauer wird in der Pause zum letzten Akt von »La Traviata« durch Zyankali ermordet. Der ins Opernhaus geeilte Commissario Brunetti und sein Assistent Miotti verhören das Starensemble hinter der Bühne und erfahren zunächst eines: der zu Tode gekommene Maestro muss ein
rechtes Ekel gewesen sein.

In seiner Garderobe riecht es nach Bittermandel Zyankali. Ein großer Verlust für die Musikwelt und ein heikler Fall für Commissario Guido Brunetti. Und es scheint, als ob einige Leute allen Grund gehabt hätten, den Maestro unter die Erde zu bringen.

Anfangs gibt es einige Verdächtige, die vor allem durch Lügen und Falschaussagen auf sich aufmerksam machen. Im Laufe der Geschichte gräbt sich Brunetti durch die Vergangenheit des Toten und entdeckt dort einige potenzielle Rachemotive.

Weblink:

Venezianisches Finale: Commissario Brunettis erster Fall
Venezianisches Finale: Commissario Brunettis erster Fall
von Donna Leon

Sonntag, 30. September 2012

Die »Brunetti«-Romane von Donna Leon

Donna Leon

Die »Brunetti«-Romane machten die amerikanische Schriftstellerin Donna Leon weltberühmt. Seit dem ersten Brunetti-Buch »Venezianisches Finale« entsteht jedes Jahr ein neuer Roman. Millterweile ist der zwanzigste Roman »Reiches Erbe« erschienen.

Donna Leon nimmt in ihre Romane aktuelle Themen auf, wie sie in den Zeitungen diskutiert werden: Bestechung in Behörden, Umweltskandale, Rauschgiftverkauf an Jugendliche, Umgang mit Asylanten, Sextourismus oder sexueller Missbrauch von Kindern.

Außerdem setzt sie sich kritisch mit der Art und Weise auseinander, wie sich Venedig zunehmend zum Nachteil der Einheimischen verändert, z. B. die Einkaufssituation. Läden für den täglichen Bedarf der Menschen verschwinden, etwa Bäckereien oder Schumacher. Sie werden ersetzt durch Geschäfte, die Dinge wie Masken oder Plastikgondeln für Touristen anbieten und die kein Venezianer brauchen kann.

Wie immer fasziniert das Lokalkolorit von Venedig und die Charaktere der Hauptdarsteller bleiben sich immer gleich: Der höfliche, wohlerzogene Commissario Brunetti, sein zuverlässiger Assistent Vianello, der etwas dümmliche, eitle Chef Patta, und, von mir hochverehrt, die Sekretärin Signorina Elettra, die ein einmaliges Geschick im Auftun von Gesetzeslücken für ihre bzw. Brunettis Recherchen hat.

Der Held in Donna Leons Kriminalromanen ist der Venezianer Commissario Guido Brunetti. Der kultivierte, feinfühlige und bescheidene Polizist und Sympathieträger leidet darunter, das Böse nicht aus der Welt schaffen zu können. Der Commissario Brunetti ermittelt im Milieu in Venedig in sämtlichen Gassen und allen Bevölkerungsschichten Venedigs. Er kämpft gegen den Filz in den Behörden, korrupte Beamte und Verbrecher.

Der sympathische und ausgeglichene Commissario mit intaktem Familienleben führt ein ganz normales Familienleben, eine kapriziöse, eigenwillige, aber loyale Ehefrau hat, die dazu noch excellent kochen kann und zwei jugendliche Kinder, die er zwar immer seltener am Tisch vorfindet, dies dann aber um so mehr genießt. Endlich mal keine verkrachte Existenz, die mit Neurosen und Psychosen zu kämpfen hat.

Die deutschen Buchausgaben sind alle im Zürcher »Diogenes Verlag« erschienen, zuerst als Hardcover, dann als Taschenbuch.

Weblinks:
Venezianisches Finale: Commissario Brunettis erster Fall
Venezianisches Finale: Commissario Brunettis erster Fall
von Donna Leon
Reiches Erbe: Commissario Brunettis zwanzigster Fall
Reiches Erbe: Commissario Brunettis zwanzigster Fall
von Donna Leon

Freitag, 28. September 2012

Donna Leon 70. Geburtstag

Donna Leon

Donna Leon wurde am 28. September 1942 in Montclair, New Jersey geboren. Sie verließ Amerika 1965 und studierte in Italien. Sie arbeitete als Reiseleiterin in Rom, als Werbetexterin in London sowie als Lehrerin an amerikanischen Schulen in der Schweiz, im Iran, in China und Saudi-Arabien.

Seit 1981 wohnt und arbeitet Donna Leon in Venedig. Die »Brunetti«-Romane machten sie weltberühmt. Seit dem ersten Brunetti-Buch »Venezianisches Finale« entsteht jedes Jahr ein neuer »Brunetti«-Krimi.

Der Held in Donna Leons Kriminalromanen ist der Venezianer Commissario Guido Brunetti. Der kultivierte, feinfühlige und bescheidene Polizist und Sympathieträger leidet darunter, das Böse nicht aus der Welt schaffen zu können.

Der Commissario ermittelt in sämtlichen Gassen und allen Bevölkerungsschichten Venedigs. Er kämpft gegen den Filz in den Behörden, korrupte Beamte und Verbrecher. Die Autorin lässt ihn bei seiner Familie und gutem Essen immer wieder Kraft tanken.

Mittwoch, 26. September 2012

»Der Verschollene« von Franz Kafka

Der Verschollene
Der Verschollene

Vor 100 Jahren - am 26. September 1912 - hat Franz Kafka die ersten Zeilen des Romans »Der Verschollene« zu Papier gebracht. Kafka hatte sich bereits als 15-jähriger Schüler an einem Roman versucht, der teilweise in Amerika spielen sollte.

Aber erst gegen Ende des Jahres 1911 griff er das Thema wieder auf mit dem Beginn des Romans »Der Verschollene«. Mit großen zeitlichen Unterbrechungen beschäftigte ihn dieses Vorhaben. Ende 1912 unterbrach er die Arbeit für die Erzählung »Die Verwandlung«.

1914 legte er schließlich das Romanfragment unvollendet beiseite. An Felice Bauer schrieb er bereits im Januar 1913: „Mein Roman! Ich erklärte mich vorgestern abend vollständig von ihm besiegt. Er läuft mir auseinander, ich kann ihn nicht mehr umfassen ...“

»Der Verschollene« ist neben »Das Schloss« und »Der Process« einer der drei unvollendeten Romane von Franz Kafka, entstanden zwischen 1911 und 1914 und 1927 von seinem Freund und Herausgeber Max Brod postum veröffentlicht. In den frühen Ausgaben wurde der Roman unter dem von Brod bestimmten Titel »Amerika« veröffentlicht.

Weblink:

Der Verschollene
Der Verschollene
von Franz Kafka

Sonntag, 19. August 2012

»Der Steppenwolf« von Hermann Hesse

Der Steppenwolf
Der Steppenwolf


»Der Steppenwolf« von Hermann Hesse - ein grosser Seelenroman von experimenteller Gewagtheit - erzählt die eindrucksvolle Geschichte von Harry Haller, dem Steppenwolf, einem gebildeten Menschen, der sich für Musik und Literatur interessiert. »Der Steppenwolf« von Hermann Hesse wurde 1927 veröffentlicht.

Es ist die Geschichte eines tiefen seelischen Leidens der Hauptfigur Harry Haller, eines Alter Egos Hermann Hesses. Haller leidet an der Zerrissenheit seiner Persönlichkeit. Seine menschliche, bürgerlich-angepasste Seite und seine steppenwölfische, einsame, sozial- und kulturkritische Seite bekämpfen sich und blockieren Hallers künstlerische Entwicklung.

Harry Haller, der sich selbst einen Steppenwolf nennt, leidet unter der Zerrissenheit zweier Persönlichkeiten. Dieser Identitätskonflikt drückt sich darin aus, dass Harry hin- und hergerissen ist zwischen zwei Polen, die er mit Wolf" und Mensch" betitelt.

Mitten in seiner geistigen Krise bezieht er eine kleine Wohnung in einem gutbürgerlichen Haus. Eines Nachts auf einem Streifzug durch die Stadt stößt er auf einen Reklameschriftzug für ein Magisches Theater". Kurze Zeit später fällt ihm ein Schriftstück zu; in diesem Tractat vom Steppenwolf" sieht er sich als Einzelgänger bestätigt. Zunehmend selbstmordgefährdet, trifft er bald die Prostituierte Hermine, die zusammen mit ihren Freunden, dem Saxofonspieler Pablo und der aufreizenden Maria, Harry in eine Welt von sinnlichen Erfahrungen entführt.

Das Ziel ist die Selbsterkenntnis, welche Harry schonungslos im Magischen Theater" vor Augen geführt wird. Der Weg ist die distanzierte Perspektive des Humors und Harry muss entscheiden welche Lehre er aus dem Erlebten zieht.

Der »Steppenwolf« ist ein große europäische Seelendichtung – ein psychologischer Roman vor dem Hintergrund einer kulturlos erscheinenden entwurzelten Welt und Harry Haller ist seine Inkarnation.

Der Roman ist eine europäische Seelendichtung vom Zustande einer entwurzelten Welt nach dem Ersten Weltkrieg. Es ist en Werk der Verinnerlichung und der Entwicklung echter Seelenreife.

In diesem modernen Seelendrama spiegelt die innere Zerrissenheit Hallers die Erscheinungen der modernen Massen- und Industriegesellschaft wieder und reflektiert kultur- und zivilisationskritische Strömungen des 20. Jahrhunderts. Haller lernt mit dieser Welt zu leben und entwirft seinen eigenen Existenzialismus.

Der Roman ist eine Hommage an den Mythos Mensch in seiner Verlorenheit, ein trauriges Fest des Menschen in einer untergehenden Welt. »Der Steppenwolf« ist auch ein grosser Roamn der Menschwerdung. Dieser Roman kündet von Hesses Verständnis des modernen Menschen. Nie hat ein europäischer Dichter eine Dichtung geschrieben.

Gerade in seiner Tiefgründigkeit ist der »Steppenwolf« neben dem »Siddhartha« eine herausragende Dichtung und eines der besten Bücher von Hermann Hesse. Wie Siddharta durchläuft er eine Erziehung der Sinne.der Menschwerdung. Mensch werden ist eine Kunst, sagte der deutsche Dichter Novalis. Hermman Hesse ist diese Kunst der Mesnschwerdung gelungen.

Literatur:

Der Steppenwolf
Der Steppenwolf
von Hermann Hesse


Rezension:

Der Steppenwolf Rezension
Der Steppenwolf Rezension
von Joachim Weiser